Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.der drey Haupt-Laster. erwiesen/ daß vier Haupt-Leidenschafften sind/vernünfftige Liebe/ Wollust/ Ehrgeitz/ Geld-Geitz. Nun erfordert aber die Lehre von Vermischung der Dinge/ (de combinatione rerum) daß vier Dinge auf vier und zwantzigerley unterschiedene Art und Weise gemischet oder geordnet werden können. Wir aber haben im gegenwärtigen Ca- pitel nur von der sechsfachen Vermischung derer drey Haupt-Laster geredet/ und die vernünff- tige Liebe/ und derer Mischung mit denen drey Haupt-Lastern gar ausgesetzet/ wel- ches nicht vertheydiget werden kan/ es wäre denn/ daß die Menschen gar keine vernünfftige Liebe besässen/ oder daß die vernünfftige Liebe mit denen Lastern in keine Mixtur gebracht wer- den könte. 34. Wenn der Mensch gar keine ver- lust/ Y 5
der drey Haupt-Laſter. erwieſen/ daß vier Haupt-Leidenſchafften ſind/vernuͤnfftige Liebe/ Wolluſt/ Ehrgeitz/ Geld-Geitz. Nun erfordert aber die Lehre von Vermiſchung der Dinge/ (de combinatione rerum) daß vier Dinge auf vier und zwantzigerley unterſchiedene Art und Weiſe gemiſchet oder geordnet werden koͤnnen. Wir aber haben im gegenwaͤrtigen Ca- pitel nur von der ſechsfachen Vermiſchung derer drey Haupt-Laſter geredet/ und die vernuͤnff- tige Liebe/ und derer Miſchung mit denen drey Haupt-Laſtern gar ausgeſetzet/ wel- ches nicht vertheydiget werden kan/ es waͤre denn/ daß die Menſchen gar keine vernuͤnfftige Liebe beſaͤſſen/ oder daß die vernuͤnfftige Liebe mit denen Laſtern in keine Mixtur gebracht wer- den koͤnte. 34. Wenn der Menſch gar keine ver- luſt/ Y 5
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der drey Haupt-Laſter.
erwieſen/ daß vier Haupt-Leidenſchafften ſind/
vernuͤnfftige Liebe/ Wolluſt/ Ehrgeitz/ Geld-Geitz.
Nun erfordert aber die Lehre von Vermiſchung
der Dinge/ (de combinatione rerum) daß vier
Dinge auf vier und zwantzigerley unterſchiedene
Art und Weiſe gemiſchet oder geordnet werden
koͤnnen. Wir aber haben im gegenwaͤrtigen Ca-
pitel nur von der ſechsfachen Vermiſchung derer
drey Haupt-Laſter geredet/ und die vernuͤnff-
tige Liebe/ und derer Miſchung mit denen
drey Haupt-Laſtern gar ausgeſetzet/ wel-
ches nicht vertheydiget werden kan/ es waͤre
denn/ daß die Menſchen gar keine vernuͤnfftige
Liebe beſaͤſſen/ oder daß die vernuͤnfftige Liebe
mit denen Laſtern in keine Mixtur gebracht wer-
den koͤnte.
34. Wenn der Menſch gar keine ver-
nuͤnfftige Liebe oder Zuneigung zu einer ru-
higen und friedlichen Geſellſchafft in ſeinem
Hertzen haͤtte/ ſo waͤre nicht moͤglich/ daß er
jemalen ein Verlangen nach demſelben haben/
oder nur begreiffen koͤnte/ daß die Ruhe und
Friede etwas Gutes fuͤr ihn waͤre. Nun wei-
ſet aber eines jeden Menſchen eigene Erfahrung
das Gegentheil. Es ſtecket uns die Erkaͤntnuͤs/
daß die vernuͤnfftige Liebe/ und alles das/ davon
wir in der Einleitung zur Sittenlehre geredet ha-
ben/ was Gutes ſey/ ſo tieff in dem Hertzen/
wir begreiffen ſo gar leichtlich die Thorheit des
Verlangens/ den Frieden und Ruhe in der Wol-
luſt/
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