Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.der drey Haupt-Laster. zu thun bekommt/ der nur arbeiten will/ unddaß dieses ein infallibel Zeichen eines fau- len Schlingels sey/ wer gesund ist/ und unter dem praetext, daß er nichts zu arbeiten bekom- men könne/ betteln gehet. Wenn demnach die Wollust mit ihren Müßiggang in ein solch temperament mit einer starcken dosi einge- mischet wird/ so wird zwar ein solcher Mensch nicht stets/ auch nicht so starck arbeiten/ aber doch auch nicht unter die Müßiggänger können ge- rechnet werden/ sondern so viel diesen Punct betrifft/ wird er zur Lust und Ernst zu gebrauchen seyn. 13. Was den Zorn betrifft/ verursachet die m@ X 2
der drey Haupt-Laſter. zu thun bekommt/ der nur arbeiten will/ unddaß dieſes ein infallibel Zeichen eines fau- len Schlingels ſey/ wer geſund iſt/ und unter dem prætext, daß er nichts zu arbeiten bekom- men koͤnne/ betteln gehet. Wenn demnach die Wolluſt mit ihren Muͤßiggang in ein ſolch temperament mit einer ſtarcken doſi einge- miſchet wird/ ſo wird zwar ein ſolcher Menſch nicht ſtets/ auch nicht ſo ſtarck arbeiten/ aber doch auch nicht unter die Muͤßiggaͤnger koͤnnen ge- rechnet werden/ ſondern ſo viel dieſen Punct betrifft/ wird er zur Luſt und Ernſt zu gebrauchen ſeyn. 13. Was den Zorn betrifft/ verurſachet die m@ X 2
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der drey Haupt-Laſter.
zu thun bekommt/ der nur arbeiten will/ und
daß dieſes ein infallibel Zeichen eines fau-
len Schlingels ſey/ wer geſund iſt/ und unter
dem prætext, daß er nichts zu arbeiten bekom-
men koͤnne/ betteln gehet. Wenn demnach
die Wolluſt mit ihren Muͤßiggang in ein ſolch
temperament mit einer ſtarcken doſi einge-
miſchet wird/ ſo wird zwar ein ſolcher Menſch
nicht ſtets/ auch nicht ſo ſtarck arbeiten/ aber doch
auch nicht unter die Muͤßiggaͤnger koͤnnen ge-
rechnet werden/ ſondern ſo viel dieſen Punct
betrifft/ wird er zur Luſt und Ernſt zu gebrauchen
ſeyn.
13. Was den Zorn betrifft/ verurſachet die
Miſchung zorniger Rachgier des Ehrgeitzes/ mit
des Geldgeitzes verbeiſſender Nachtragung/ daß
die meiſten Menſchen auch in dieſem Stuͤck die
conduite eines ſolchen Menſchen bewundern/
und hoch halten/ daß er nicht alles ſo genau nimt/
ſondern viel vertraͤgt/ und wenn er ſich gleich
beleidigt befindet/ doch nicht alſobald ausbricht/
ſondern an ſich haͤlt/ mit ſeinen Zorn ſich nicht
proſtituiret/ ſeine Zeit und Gelegenheit erwar-
tet/ und wenn dieſelbe koͤmmt/ ſich ſo geſchickt
und mit Nachdruck zu revangiren weiß/ daß nicht
leicht jemand ihn vergebens beleidiget. Mit ei-
nem Wort/ ſolche Leute ſind abermahls recht fuͤr
den Hoff/ fuͤr die Cleriſey/ fuͤr die Staͤtte/ und
auffs Land. Jſt nun der Ehrgeitz oben an/
ſo bricht ihr Zorn eher aus/ kan aber auch eher
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