Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.der drey Haupt-Laster. wie Tugendsame Sparsamkeit/ und die un-tereinander temperirten Laster des wollüstigen faulen Müßiggangs und des Ehrgeitzigen wach- samen Arbeitsamkeit/ wie die geschäfftige Munterkeit vernünfftiger Liebe. Ein halb Wollüstiger/ halb Ehrgeitziger Mensch/ ist ge- schickt zu gemäßigten Lust und Ernst/ und in Freud und Leid capable Dienste zu leisten/ wodurch er der freudigen Dienstfertig- keit nachäffet. Er hat endlich ein gutes Ingenium und Judicium, und bey dieser Be- wandniß consideriret man eben nicht sehre/ ob das Gedächtniß so vortrefflich sey oder nicht. 4. Jst nun bey dieser Mischung der Ehr- 5. Tritt aber auch endlich der Geldgeitz nahe U 5
der drey Haupt-Laſter. wie Tugendſame Sparſamkeit/ und die un-tereinander temperirten Laſter des wolluͤſtigen faulen Muͤßiggangs und des Ehrgeitzigen wach- ſamen Arbeitſamkeit/ wie die geſchaͤfftige Munterkeit vernuͤnfftiger Liebe. Ein halb Wolluͤſtiger/ halb Ehrgeitziger Menſch/ iſt ge- ſchickt zu gemaͤßigten Luſt und Ernſt/ und in Freud und Leid capable Dienſte zu leiſten/ wodurch er der freudigen Dienſtfertig- keit nachaͤffet. Er hat endlich ein gutes Ingenium und Judicium, und bey dieſer Be- wandniß conſideriret man eben nicht ſehre/ ob das Gedaͤchtniß ſo vortrefflich ſey oder nicht. 4. Jſt nun bey dieſer Miſchung der Ehr- 5. Tritt aber auch endlich der Geldgeitz nahe U 5
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der drey Haupt-Laſter.
wie Tugendſame Sparſamkeit/ und die un-
tereinander temperirten Laſter des wolluͤſtigen
faulen Muͤßiggangs und des Ehrgeitzigen wach-
ſamen Arbeitſamkeit/ wie die geſchaͤfftige
Munterkeit vernuͤnfftiger Liebe. Ein halb
Wolluͤſtiger/ halb Ehrgeitziger Menſch/ iſt ge-
ſchickt zu gemaͤßigten Luſt und Ernſt/ und in
Freud und Leid capable Dienſte zu leiſten/
wodurch er der freudigen Dienſtfertig-
keit nachaͤffet. Er hat endlich ein gutes
Ingenium und Judicium, und bey dieſer Be-
wandniß conſideriret man eben nicht ſehre/
ob das Gedaͤchtniß ſo vortrefflich ſey oder
nicht.
4. Jſt nun bey dieſer Miſchung der Ehr-
geitz ſtaͤrcker als die Wolluſt/ wird er mehr
verſchwiegen/ weniger freundlich/ mehr hitzig/
mehr nuͤchtern und retirè, ingleichen genauer/
arbeitſamer/ empfindlicher und nicht ſo leich-
te zu beſaͤnfftigen/ ernſthaffter/ und ſubtiler
ſeyn/ in gegentheil aber wenn die Wolluſt ſtaͤr-
cker iſt/ ſo redet er mehr/ er iſt freundlicher/
behutſamer in Eyffer/ luſtiger/ galanter,
magnifiquer, commoder, vertraͤglicher/ gut-
hertziger/ artiger/ und ingenieuſer was an-
zugeben.
5. Tritt aber auch endlich der Geldgeitz
nahe
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