Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

und denen daraus fliessenden Untug.
wohllüstigen Essens und Trinckens mit der fleisch-
lichen Begierde/ die wir nur ietzo gezeiget haben/
gar leicht zu verstehen geben/ daß ein Wohllü-
stiger zugleich in beyden seine falsche Ruhe
suche/
und also solche nicht wohl von einander ge-
sondert/ oder die Wohllüstige etwa in zweyerley
Classen getheilet werden könten/ als ob etliche in
Essen und Trincken/ oder Fressen und Sauffen/
etliche aber in fleischlicher Lust oder Hurerey ihr
Vergnügen suchten.

23. Jch bescheide mich zwar/ daß ein wohl-
lüstiger Mensch/ der profession von täglichen
Fressen und Sauffen
macht/ wenig Venerati-
on
für das Weibliche Geschlechte habe/ auch
wenn er sich täglich voll säufft/ sehr unvermögend
und ungeschickt
sey/ grosse Liebes-Händel zu en-
treteni
ren; Aber daraus folget nicht/ daß er sein
Vergnügen nicht an Hurerey suche; Sondern
wie sein Fressen und Sauffen durch tägliche U-
bung mehr bestialifch worden/ also wird auch sei-
ne Geilheit dergleichen/
daß er ohne Venerati-
on
gegen das Frauenvolck/ und ohne grosse in-
trigv
en seine viehische Brunst gleich zu in Hur-
Häusern u. d. g. zu löschen sucht. Solte aber ja
bey einen solchen Menschen mit seinen Schwel-
gen eine warhaffte Verachtung des weibli-
chen Geschlechts
vergesellschafftet seyn/ würde
solches nicht von der Wollust/ sondern von dem
Geldgeitz/
der mit der Wollust vermischt wäre/
herrühren/ als wir zu seiner Zeit deutlicher zeigen
wollen.

24.
N 2

und denen daraus flieſſenden Untug.
wohlluͤſtigen Eſſens und Trinckens mit der fleiſch-
lichen Begierde/ die wir nur ietzo gezeiget haben/
gar leicht zu verſtehen geben/ daß ein Wohlluͤ-
ſtiger zugleich in beyden ſeine falſche Ruhe
ſuche/
und alſo ſolche nicht wohl von einander ge-
ſondert/ oder die Wohlluͤſtige etwa in zweyerley
Claſſen getheilet werden koͤnten/ als ob etliche in
Eſſen und Trincken/ oder Freſſen und Sauffen/
etliche aber in fleiſchlicher Luſt oder Hurerey ihr
Vergnuͤgen ſuchten.

23. Jch beſcheide mich zwar/ daß ein wohl-
luͤſtiger Menſch/ der profesſion von taͤglichen
Freſſen und Sauffen
macht/ wenig Venerati-
on
fuͤr das Weibliche Geſchlechte habe/ auch
weñ er ſich taͤglich voll ſaͤufft/ ſehr unvermoͤgend
und ungeſchickt
ſey/ groſſe Liebes-Haͤndel zu en-
treteni
ren; Aber daraus folget nicht/ daß er ſein
Vergnuͤgen nicht an Hurerey ſuche; Sondern
wie ſein Freſſen und Sauffen durch taͤgliche U-
bung mehr beſtialifch worden/ alſo wird auch ſei-
ne Geilheit dergleichen/
daß er ohne Venerati-
on
gegen das Frauenvolck/ und ohne groſſe in-
trigv
en ſeine viehiſche Brunſt gleich zu in Hur-
Haͤuſern u. d. g. zu loͤſchen ſucht. Solte aber ja
bey einen ſolchen Menſchen mit ſeinen Schwel-
gen eine warhaffte Verachtung des weibli-
chen Geſchlechts
vergeſellſchafftet ſeyn/ wuͤrde
ſolches nicht von der Wolluſt/ ſondern von dem
Geldgeitz/
der mit der Wolluſt vermiſcht waͤre/
herruͤhren/ als wir zu ſeiner Zeit deutlicher zeigen
wollen.

24.
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0207" n="195"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und denen daraus flie&#x017F;&#x017F;enden Untug.</hi></fw><lb/>
wohllu&#x0364;&#x017F;tigen E&#x017F;&#x017F;ens und Trinckens mit der flei&#x017F;ch-<lb/>
lichen Begierde/ die wir nur ietzo gezeiget haben/<lb/>
gar leicht zu ver&#x017F;tehen geben/ <hi rendition="#fr">daß ein Wohllu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tiger zugleich in beyden &#x017F;eine fal&#x017F;che Ruhe<lb/>
&#x017F;uche/</hi> und al&#x017F;o &#x017F;olche nicht wohl von einander ge-<lb/>
&#x017F;ondert/ oder die Wohllu&#x0364;&#x017F;tige etwa in zweyerley<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;en getheilet werden ko&#x0364;nten/ als ob etliche in<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en und Trincken/ oder Fre&#x017F;&#x017F;en und Sauffen/<lb/>
etliche aber in flei&#x017F;chlicher Lu&#x017F;t oder Hurerey ihr<lb/>
Vergnu&#x0364;gen &#x017F;uchten.</p><lb/>
        <p>23. Jch be&#x017F;cheide mich zwar/ daß ein wohl-<lb/>
lu&#x0364;&#x017F;tiger Men&#x017F;ch/ der <hi rendition="#aq">profes&#x017F;ion</hi> <hi rendition="#fr">von ta&#x0364;glichen<lb/>
Fre&#x017F;&#x017F;en und Sauffen</hi> macht/ <hi rendition="#fr">wenig</hi> <hi rendition="#aq">Venerati-<lb/>
on</hi> <hi rendition="#fr">fu&#x0364;r das Weibliche Ge&#x017F;chlechte</hi> habe/ auch<lb/>
wen&#x0303; er &#x017F;ich ta&#x0364;glich voll &#x017F;a&#x0364;ufft/ &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">unvermo&#x0364;gend<lb/>
und unge&#x017F;chickt</hi> &#x017F;ey/ gro&#x017F;&#x017F;e Liebes-Ha&#x0364;ndel zu <hi rendition="#aq">en-<lb/>
treteni</hi>ren; Aber daraus folget nicht/ daß er &#x017F;ein<lb/>
Vergnu&#x0364;gen nicht an Hurerey &#x017F;uche; Sondern<lb/>
wie &#x017F;ein Fre&#x017F;&#x017F;en und Sauffen durch ta&#x0364;gliche U-<lb/>
bung mehr be&#x017F;tialifch worden/ al&#x017F;o wird auch <hi rendition="#fr">&#x017F;ei-<lb/>
ne Geilheit dergleichen/</hi> daß er ohne <hi rendition="#aq">Venerati-<lb/>
on</hi> gegen das Frauenvolck/ und ohne gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">in-<lb/>
trigv</hi>en &#x017F;eine viehi&#x017F;che Brun&#x017F;t gleich zu in Hur-<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern u. d. g. zu lo&#x0364;&#x017F;chen &#x017F;ucht. Solte aber ja<lb/>
bey einen &#x017F;olchen Men&#x017F;chen mit &#x017F;einen Schwel-<lb/>
gen <hi rendition="#fr">eine warhaffte Verachtung des weibli-<lb/>
chen Ge&#x017F;chlechts</hi> verge&#x017F;ell&#x017F;chafftet &#x017F;eyn/ wu&#x0364;rde<lb/>
&#x017F;olches nicht von der Wollu&#x017F;t/ &#x017F;ondern <hi rendition="#fr">von dem<lb/>
Geldgeitz/</hi> der mit der Wollu&#x017F;t vermi&#x017F;cht wa&#x0364;re/<lb/>
herru&#x0364;hren/ als wir zu &#x017F;einer Zeit deutlicher zeigen<lb/>
wollen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">N 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">24.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0207] und denen daraus flieſſenden Untug. wohlluͤſtigen Eſſens und Trinckens mit der fleiſch- lichen Begierde/ die wir nur ietzo gezeiget haben/ gar leicht zu verſtehen geben/ daß ein Wohlluͤ- ſtiger zugleich in beyden ſeine falſche Ruhe ſuche/ und alſo ſolche nicht wohl von einander ge- ſondert/ oder die Wohlluͤſtige etwa in zweyerley Claſſen getheilet werden koͤnten/ als ob etliche in Eſſen und Trincken/ oder Freſſen und Sauffen/ etliche aber in fleiſchlicher Luſt oder Hurerey ihr Vergnuͤgen ſuchten. 23. Jch beſcheide mich zwar/ daß ein wohl- luͤſtiger Menſch/ der profesſion von taͤglichen Freſſen und Sauffen macht/ wenig Venerati- on fuͤr das Weibliche Geſchlechte habe/ auch weñ er ſich taͤglich voll ſaͤufft/ ſehr unvermoͤgend und ungeſchickt ſey/ groſſe Liebes-Haͤndel zu en- treteniren; Aber daraus folget nicht/ daß er ſein Vergnuͤgen nicht an Hurerey ſuche; Sondern wie ſein Freſſen und Sauffen durch taͤgliche U- bung mehr beſtialifch worden/ alſo wird auch ſei- ne Geilheit dergleichen/ daß er ohne Venerati- on gegen das Frauenvolck/ und ohne groſſe in- trigven ſeine viehiſche Brunſt gleich zu in Hur- Haͤuſern u. d. g. zu loͤſchen ſucht. Solte aber ja bey einen ſolchen Menſchen mit ſeinen Schwel- gen eine warhaffte Verachtung des weibli- chen Geſchlechts vergeſellſchafftet ſeyn/ wuͤrde ſolches nicht von der Wolluſt/ ſondern von dem Geldgeitz/ der mit der Wolluſt vermiſcht waͤre/ herruͤhren/ als wir zu ſeiner Zeit deutlicher zeigen wollen. 24. N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/207
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/207>, abgerufen am 24.11.2024.