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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 7. H. Gegeneinanderhaltung
einer Stoischen Faste und achtet keine Schön-
heit; Der Geldgeitz ist Schindhündisch und
hasset das Weibliche Geschlechte.

21. Die vernünfftige Liebe ist sparsam
gegen sich selbst/ die Wollust verschwende-
risch/
der Ehrgeitz genau/ und der Geldgeitz
lausicht.

22. So ist demnach die vernünfftige
Liebe der Wollust
hauptsächlich durch die Mäs-
sigkeit
und Sparsamkeit entgegen gesetzet/ und
ihr zu wieder. Jn der Auffrichtigkeit und Freyge-
bigkeit/ ingleichen in der gleichmütigen Freund-
ligkeit und Empfindligkeit kömmt die Wollust der
vernünfftigen Liebe schon etwas näher/ weil sie
gar zu offenhertzig/ gar zu freygebig/ gar zu freund-
lich/ und gar zu empfindlich ist.

23. Von dem Ehrgeitz ist die vernünffti-
ge Liebe hauptsächlich durch die Gleichmütigkeit
und
generosität entschieden: Jn der Verschwie-
genheit/ Freygebigkeit/ Mäßigkeit und Spar-
samkeit tritt der Ehrgeitz der vernünfftigen Liebe
schon etwas näher/ weil er allzuverschwiegen/ all-
zufreygebig/ allzumäßig und allzusparsam ist.

24. Der Geldgeitz hat gar nichts/ das der
vernünfftigen Liebe gleich wäre/ (weil der Geld-
geitz keinen Menschen liebet) iedoch ist sein fal-
sches Hertz
und seine Unbarmhertzigkeit der
vernünfftigen Liebe noch mehr zu wieder/ als sei-
ne Schindhündigkeit und Lauserey gegen sich
selbst. Durch diese aber ist er mehr von der Wol-

lust

Das 7. H. Gegeneinanderhaltung
einer Stoiſchen Faſte und achtet keine Schoͤn-
heit; Der Geldgeitz iſt Schindhuͤndiſch und
haſſet das Weibliche Geſchlechte.

21. Die vernuͤnfftige Liebe iſt ſparſam
gegen ſich ſelbſt/ die Wolluſt verſchwende-
riſch/
der Ehrgeitz genau/ und der Geldgeitz
lauſicht.

22. So iſt demnach die vernuͤnfftige
Liebe der Wolluſt
hauptſaͤchlich durch die Maͤſ-
ſigkeit
und Sparſamkeit entgegen geſetzet/ und
ihr zu wieder. Jn der Auffrichtigkeit und Freyge-
bigkeit/ ingleichen in der gleichmuͤtigen Freund-
ligkeit und Empfindligkeit koͤmmt die Wolluſt der
vernuͤnfftigen Liebe ſchon etwas naͤher/ weil ſie
gar zu offenhertzig/ gar zu freygebig/ gar zu freund-
lich/ und gar zu empfindlich iſt.

23. Von dem Ehrgeitz iſt die vernuͤnffti-
ge Liebe hauptſaͤchlich durch die Gleichmuͤtigkeit
und
generoſitaͤt entſchieden: Jn der Verſchwie-
genheit/ Freygebigkeit/ Maͤßigkeit und Spar-
ſamkeit tritt der Ehrgeitz der vernuͤnfftigen Liebe
ſchon etwas naͤher/ weil er allzuverſchwiegen/ all-
zufreygebig/ allzumaͤßig und allzuſparſam iſt.

24. Der Geldgeitz hat gar nichts/ das der
vernuͤnfftigen Liebe gleich waͤre/ (weil der Geld-
geitz keinen Menſchen liebet) iedoch iſt ſein fal-
ſches Hertz
und ſeine Unbarmhertzigkeit der
vernuͤnfftigen Liebe noch mehr zu wieder/ als ſei-
ne Schindhuͤndigkeit und Lauſerey gegen ſich
ſelbſt. Durch dieſe aber iſt er mehr von der Wol-

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[166/0178] Das 7. H. Gegeneinanderhaltung einer Stoiſchen Faſte und achtet keine Schoͤn- heit; Der Geldgeitz iſt Schindhuͤndiſch und haſſet das Weibliche Geſchlechte. 21. Die vernuͤnfftige Liebe iſt ſparſam gegen ſich ſelbſt/ die Wolluſt verſchwende- riſch/ der Ehrgeitz genau/ und der Geldgeitz lauſicht. 22. So iſt demnach die vernuͤnfftige Liebe der Wolluſt hauptſaͤchlich durch die Maͤſ- ſigkeit und Sparſamkeit entgegen geſetzet/ und ihr zu wieder. Jn der Auffrichtigkeit und Freyge- bigkeit/ ingleichen in der gleichmuͤtigen Freund- ligkeit und Empfindligkeit koͤmmt die Wolluſt der vernuͤnfftigen Liebe ſchon etwas naͤher/ weil ſie gar zu offenhertzig/ gar zu freygebig/ gar zu freund- lich/ und gar zu empfindlich iſt. 23. Von dem Ehrgeitz iſt die vernuͤnffti- ge Liebe hauptſaͤchlich durch die Gleichmuͤtigkeit und generoſitaͤt entſchieden: Jn der Verſchwie- genheit/ Freygebigkeit/ Maͤßigkeit und Spar- ſamkeit tritt der Ehrgeitz der vernuͤnfftigen Liebe ſchon etwas naͤher/ weil er allzuverſchwiegen/ all- zufreygebig/ allzumaͤßig und allzuſparſam iſt. 24. Der Geldgeitz hat gar nichts/ das der vernuͤnfftigen Liebe gleich waͤre/ (weil der Geld- geitz keinen Menſchen liebet) iedoch iſt ſein fal- ſches Hertz und ſeine Unbarmhertzigkeit der vernuͤnfftigen Liebe noch mehr zu wieder/ als ſei- ne Schindhuͤndigkeit und Lauſerey gegen ſich ſelbſt. Durch dieſe aber iſt er mehr von der Wol- luſt

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/178>, abgerufen am 28.04.2024.