Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 6. H. Ob die Gemühts-Neig. damit wir sehen/ ob die vernünfftige Liebe die Ei-genschafft einer Gemühts-Neigung mit der un- vernünfftigen Liebe gemein habe/ oder ob wir ge- irret/ daß wir in einer Gemüths-Neigung die höchste Glückseligkeit des Menschen gesetzet. 2. Zwar was der Stoicker und Aristoteli- 3. Wir wollen uns dannenhero an sie nicht 4. Zwar a] Cap. 2. n. II. 15. 16. 23. 33.
Das 6. H. Ob die Gemuͤhts-Neig. damit wir ſehen/ ob die vernuͤnfftige Liebe die Ei-genſchafft einer Gemuͤhts-Neigung mit der un- vernuͤnfftigen Liebe gemein habe/ oder ob wir ge- irret/ daß wir in einer Gemuͤths-Neigung die hoͤchſte Gluͤckſeligkeit des Menſchen geſetzet. 2. Zwar was der Stoicker und Ariſtoteli- 3. Wir wollen uns dannenhero an ſie nicht 4. Zwar a] Cap. 2. n. II. 15. 16. 23. 33.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="144"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 6. H. Ob die Gemuͤhts-Neig.</hi></fw><lb/> damit wir ſehen/ ob die vernuͤnfftige Liebe die Ei-<lb/> genſchafft einer Gemuͤhts-Neigung mit der un-<lb/> vernuͤnfftigen Liebe gemein habe/ oder ob wir ge-<lb/> irret/ daß wir in einer Gemuͤths-Neigung die<lb/> hoͤchſte Gluͤckſeligkeit des Menſchen geſetzet.</p><lb/> <p>2. Zwar was der Stoicker und <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ariſtoteli-<lb/> corum</hi></hi> ihren Streit betrifft/ beſtehet derſelbe mehr<lb/> in Worten/ als in der Sache ſelbſt/ weil die <hi rendition="#fr">Sto-<lb/> icker</hi> nicht die erſten auſſerordentlichen Beweg-<lb/> ungen der Seelen/ wie die andere Secten tha-<lb/> ten/ fuͤr Gemuͤhts-Neigungen hielten/ ſondern<lb/> den unbaͤndigen und von der unvernuͤnfftigen<lb/> Begierde uͤberwaͤltigten Willen. Wir haben<lb/> ſolches ſchon oben <note place="foot" n="a]"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Cap. 2. n.</hi></hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#i">15. 16. 23. 33.</hi></note> angemerckt/ derowegen wol-<lb/> len wir uns dißfalls nicht auff halten.</p><lb/> <p>3. Wir wollen uns dannenhero an ſie nicht<lb/> kehren/ ſondern dieweil wir in Beſchreibung und<lb/> Eintheilung der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Affect</hi></hi>en auff keine derer alten<lb/> Secten hauptſaͤchlich <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">reflecti</hi></hi>ret; Als wollen wir<lb/> auch nunmehro dieſe Frage aus unſern <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">principiis<lb/> decidi</hi></hi>ren. So iſt demnach zufoͤrderſt noͤthig/<lb/> daß wir dariñen zwey unterſchiedene Dinge nicht<lb/> mit einander vermiſchen/ (1.) Ob die Gemuͤhts-<lb/> Neigung <hi rendition="#fr">uͤberhaupt</hi> gut oder boͤſe/ oder <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">indiffe-<lb/> rent</hi></hi> ſey? (2) Ob auch <hi rendition="#fr">alle Arten der Gemuͤths-<lb/> Neigungen/</hi> die nach denen gemeinen Meynun-<lb/> gen darunter gerechnet werden/ <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">indifferent</hi></hi> oder<lb/> boͤſe ſind?</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">4. Zwar</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [144/0156]
Das 6. H. Ob die Gemuͤhts-Neig.
damit wir ſehen/ ob die vernuͤnfftige Liebe die Ei-
genſchafft einer Gemuͤhts-Neigung mit der un-
vernuͤnfftigen Liebe gemein habe/ oder ob wir ge-
irret/ daß wir in einer Gemuͤths-Neigung die
hoͤchſte Gluͤckſeligkeit des Menſchen geſetzet.
2. Zwar was der Stoicker und Ariſtoteli-
corum ihren Streit betrifft/ beſtehet derſelbe mehr
in Worten/ als in der Sache ſelbſt/ weil die Sto-
icker nicht die erſten auſſerordentlichen Beweg-
ungen der Seelen/ wie die andere Secten tha-
ten/ fuͤr Gemuͤhts-Neigungen hielten/ ſondern
den unbaͤndigen und von der unvernuͤnfftigen
Begierde uͤberwaͤltigten Willen. Wir haben
ſolches ſchon oben a] angemerckt/ derowegen wol-
len wir uns dißfalls nicht auff halten.
3. Wir wollen uns dannenhero an ſie nicht
kehren/ ſondern dieweil wir in Beſchreibung und
Eintheilung der Affecten auff keine derer alten
Secten hauptſaͤchlich reflectiret; Als wollen wir
auch nunmehro dieſe Frage aus unſern principiis
decidiren. So iſt demnach zufoͤrderſt noͤthig/
daß wir dariñen zwey unterſchiedene Dinge nicht
mit einander vermiſchen/ (1.) Ob die Gemuͤhts-
Neigung uͤberhaupt gut oder boͤſe/ oder indiffe-
rent ſey? (2) Ob auch alle Arten der Gemuͤths-
Neigungen/ die nach denen gemeinen Meynun-
gen darunter gerechnet werden/ indifferent oder
boͤſe ſind?
4. Zwar
a] Cap. 2. n. II. 15. 16. 23. 33.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/156 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/156>, abgerufen am 23.07.2024. |