[Spaltenumbruch]testen, die über ihn kom- men waren: "ihr seid, &q;als zu einem Mörder, &q;mit Schwerten und mit &q;Stangen ausgegan- &q;gen. Ich bin täglich &q;bei euch im Tempel ge- &q;wesen, und ihr habt &q;keine Hand an mich ge- &q;legt: aber, dies ist &q;eure Stunde, und die &q;Macht der Finsternis." [Spaltenumbruch]chen: "Jesum von Na- &q;zareth." Jesus ant- wortete: "ich habs euch &q;gesaget, daß ichs sei. &q;Suchet ihr denn mich: &q;so laffet diese gehen." Auf daß das Wort er- füllet würde, welches er sagte: "ich habe der kei- &q;nen verlohren, die du &q;mir gegeben hast." Da hatte Simon Petrus ein Schwert, und zog es aus, und schlug nach des Hohenpriesters Knecht, und hieb ihm sein recht Ohr ab, und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro: "stekke &q;dein Schwert in die Scheide. Soll ich den &q;Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gege- &q;ben hat?"
Daß ich doch nie ohne die innerste Bewegung des Herzens, ohne die tiefste Erschütterung der Sele daran gedächte, wie du, o Heiland, verrathen, in der Nacht, von einem deiner Jünger, mit einem Kusse verrathen, deinen mordlustigen, blutdürstigen Feinden verrathen worden bist. Doch zurükbeben laß mich nicht blos vor diesem grauenvollen Auftritt, genau zusehn laß mich, mit so viel Bewunderung als Freude, wie du auch ihn mit einem Wort in einen Schauplaz deiner Macht und deiner Liebe verwandelst, und sorgsam forschen laß mich in dem Grunde meines Herzens, ob auch da eine ver- borgne Anlage zur Falschheit sei, ob auch da die Wurzel alles Uebels hafte, so daß nun auch der weichste Boden keine gute Frucht mehr tragen könne!
Er-
Unſer Herr
[Spaltenumbruch]teſten, die über ihn kom- men waren: “ihr ſeid, &q;als zu einem Mörder, &q;mit Schwerten und mit &q;Stangen ausgegan- &q;gen. Ich bin täglich &q;bei euch im Tempel ge- &q;weſen, und ihr habt &q;keine Hand an mich ge- &q;legt: aber, dies iſt &q;eure Stunde, und die &q;Macht der Finſternis.” [Spaltenumbruch]chen: “Jeſum von Na- &q;zareth.” Jeſus ant- wortete: “ich habs euch &q;geſaget, daß ichs ſei. &q;Suchet ihr denn mich: &q;ſo laffet dieſe gehen.” Auf daß das Wort er- füllet würde, welches er ſagte: “ich habe der kei- &q;nen verlohren, die du &q;mir gegeben haſt.” Da hatte Simon Petrus ein Schwert, und zog es aus, und ſchlug nach des Hohenprieſters Knecht, und hieb ihm ſein recht Ohr ab, und der Knecht hieß Malchus. Da ſprach Jeſus zu Petro: “ſtekke &q;dein Schwert in die Scheide. Soll ich den &q;Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gege- &q;ben hat?”
Daß ich doch nie ohne die innerſte Bewegung des Herzens, ohne die tiefſte Erſchütterung der Sele daran gedächte, wie du, o Heiland, verrathen, in der Nacht, von einem deiner Jünger, mit einem Kuſſe verrathen, deinen mordluſtigen, blutdürſtigen Feinden verrathen worden biſt. Doch zurükbeben laß mich nicht blos vor dieſem grauenvollen Auftritt, genau zuſehn laß mich, mit ſo viel Bewunderung als Freude, wie du auch ihn mit einem Wort in einen Schauplaz deiner Macht und deiner Liebe verwandelſt, und ſorgſam forſchen laß mich in dem Grunde meines Herzens, ob auch da eine ver- borgne Anlage zur Falſchheit ſei, ob auch da die Wurzel alles Uebels hafte, ſo daß nun auch der weichſte Boden keine gute Frucht mehr tragen könne!
Er-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0066"n="52"/><fwplace="top"type="header">Unſer Herr</fw><lb/><cb/><cit><quote>teſten, die über ihn kom-<lb/>
men waren: “ihr ſeid,<lb/>&q;als zu einem Mörder,<lb/>&q;mit Schwerten und mit<lb/>&q;Stangen ausgegan-<lb/>&q;gen. Ich bin täglich<lb/>&q;bei euch im Tempel ge-<lb/>&q;weſen, und ihr habt<lb/>&q;keine Hand an mich ge-<lb/>&q;legt: aber, dies iſt<lb/>&q;eure Stunde, und die<lb/>&q;Macht der Finſternis.”</quote></cit><lb/><cb/><cit><quote>chen: “Jeſum von Na-<lb/>&q;zareth.” Jeſus ant-<lb/>
wortete: “ich habs euch<lb/>&q;geſaget, daß ichs ſei.<lb/>&q;Suchet ihr denn mich:<lb/>&q;ſo laffet dieſe gehen.”<lb/>
Auf daß das Wort er-<lb/>
füllet würde, welches er<lb/>ſagte: “ich habe der kei-<lb/>&q;nen verlohren, die du<lb/>&q;mir gegeben haſt.” Da<lb/>
hatte Simon Petrus ein<lb/>
Schwert, und zog es<lb/>
aus, und ſchlug nach des Hohenprieſters Knecht,<lb/>
und hieb ihm ſein recht Ohr ab, und der Knecht<lb/>
hieß Malchus. Da ſprach Jeſus zu Petro: “ſtekke<lb/>&q;dein Schwert in die Scheide. Soll ich den<lb/>&q;Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gege-<lb/>&q;ben hat?”</quote></cit><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>aß ich doch nie ohne die innerſte Bewegung des<lb/>
Herzens, ohne die tiefſte Erſchütterung der Sele daran<lb/>
gedächte, wie du, o Heiland, verrathen, in der Nacht,<lb/>
von einem deiner Jünger, mit einem Kuſſe verrathen,<lb/>
deinen mordluſtigen, blutdürſtigen Feinden verrathen<lb/>
worden biſt. Doch zurükbeben laß mich nicht blos vor<lb/>
dieſem grauenvollen Auftritt, genau zuſehn laß mich,<lb/>
mit ſo viel Bewunderung als Freude, wie du auch ihn<lb/>
mit einem Wort in einen Schauplaz deiner Macht und<lb/>
deiner Liebe verwandelſt, und ſorgſam forſchen laß mich<lb/>
in dem Grunde meines Herzens, ob auch da eine ver-<lb/>
borgne Anlage zur Falſchheit ſei, ob auch da die Wurzel<lb/>
alles Uebels hafte, ſo daß nun auch der weichſte Boden<lb/>
keine gute Frucht mehr tragen könne!</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Er-</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[52/0066]
Unſer Herr
teſten, die über ihn kom-
men waren: “ihr ſeid,
&q;als zu einem Mörder,
&q;mit Schwerten und mit
&q;Stangen ausgegan-
&q;gen. Ich bin täglich
&q;bei euch im Tempel ge-
&q;weſen, und ihr habt
&q;keine Hand an mich ge-
&q;legt: aber, dies iſt
&q;eure Stunde, und die
&q;Macht der Finſternis.”
chen: “Jeſum von Na-
&q;zareth.” Jeſus ant-
wortete: “ich habs euch
&q;geſaget, daß ichs ſei.
&q;Suchet ihr denn mich:
&q;ſo laffet dieſe gehen.”
Auf daß das Wort er-
füllet würde, welches er
ſagte: “ich habe der kei-
&q;nen verlohren, die du
&q;mir gegeben haſt.” Da
hatte Simon Petrus ein
Schwert, und zog es
aus, und ſchlug nach des Hohenprieſters Knecht,
und hieb ihm ſein recht Ohr ab, und der Knecht
hieß Malchus. Da ſprach Jeſus zu Petro: “ſtekke
&q;dein Schwert in die Scheide. Soll ich den
&q;Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gege-
&q;ben hat?”
Daß ich doch nie ohne die innerſte Bewegung des
Herzens, ohne die tiefſte Erſchütterung der Sele daran
gedächte, wie du, o Heiland, verrathen, in der Nacht,
von einem deiner Jünger, mit einem Kuſſe verrathen,
deinen mordluſtigen, blutdürſtigen Feinden verrathen
worden biſt. Doch zurükbeben laß mich nicht blos vor
dieſem grauenvollen Auftritt, genau zuſehn laß mich,
mit ſo viel Bewunderung als Freude, wie du auch ihn
mit einem Wort in einen Schauplaz deiner Macht und
deiner Liebe verwandelſt, und ſorgſam forſchen laß mich
in dem Grunde meines Herzens, ob auch da eine ver-
borgne Anlage zur Falſchheit ſei, ob auch da die Wurzel
alles Uebels hafte, ſo daß nun auch der weichſte Boden
keine gute Frucht mehr tragen könne!
Er-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/66>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.