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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben
nen Mitschülern in der Malerei wird der Ge-
danke an seine Tugenden unvergeßlich seyn, und
sie erinnern sich noch jetzt in ihrem Alter meh-
rerer Züge aus seinem Leben. Mit Vergnügen
denken sie noch an die Huldigung, welche ihm
bei seiner Rückkehr von Rom widerfuhr, als sie
ihn in ihrer Freude darüber im Triumph nach
der Wohnung seiner Mutter trugen.

Jn Paris hatte David das Gemälde, den
"Schwur der Horatier" angefangen. Er
beschloß, es in Rom selbst unter einem Volke zu
vollenden, dem durch eine lange Reihe von
Jahrhunderten selbst das Andenken an diese drei,
ihr Vaterland rettenden Helden entschwunden
war.

Dieses Stück ist in altem Styl ausgeführt
und besonders durch den Adel und die Einfalt
der Darstellung und die Reinheit und Sorgfalt
der Zeichnung, so wie durch den männlichen
Ausdruck im Charakter der drei Helden bemer-
kenswerth. Man erblickt in diesem Gemälde
aber noch eine nicht minder anziehende Neben-
scene. Die in Kummer und Unruhe versenkten
Gattinnen der drei Krieger bilden hinter densel-
ben das treffendste Gemälde der Verzweiflung

Leben
nen Mitſchuͤlern in der Malerei wird der Ge-
danke an ſeine Tugenden unvergeßlich ſeyn, und
ſie erinnern ſich noch jetzt in ihrem Alter meh-
rerer Zuͤge aus ſeinem Leben. Mit Vergnuͤgen
denken ſie noch an die Huldigung, welche ihm
bei ſeiner Ruͤckkehr von Rom widerfuhr, als ſie
ihn in ihrer Freude daruͤber im Triumph nach
der Wohnung ſeiner Mutter trugen.

Jn Paris hatte David das Gemaͤlde, den
Schwur der Horatier“ angefangen. Er
beſchloß, es in Rom ſelbſt unter einem Volke zu
vollenden, dem durch eine lange Reihe von
Jahrhunderten ſelbſt das Andenken an dieſe drei,
ihr Vaterland rettenden Helden entſchwunden
war.

Dieſes Stuͤck iſt in altem Styl ausgefuͤhrt
und beſonders durch den Adel und die Einfalt
der Darſtellung und die Reinheit und Sorgfalt
der Zeichnung, ſo wie durch den maͤnnlichen
Ausdruck im Charakter der drei Helden bemer-
kenswerth. Man erblickt in dieſem Gemaͤlde
aber noch eine nicht minder anziehende Neben-
ſcene. Die in Kummer und Unruhe verſenkten
Gattinnen der drei Krieger bilden hinter denſel-
ben das treffendſte Gemaͤlde der Verzweiflung

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[28/0042] Leben nen Mitſchuͤlern in der Malerei wird der Ge- danke an ſeine Tugenden unvergeßlich ſeyn, und ſie erinnern ſich noch jetzt in ihrem Alter meh- rerer Zuͤge aus ſeinem Leben. Mit Vergnuͤgen denken ſie noch an die Huldigung, welche ihm bei ſeiner Ruͤckkehr von Rom widerfuhr, als ſie ihn in ihrer Freude daruͤber im Triumph nach der Wohnung ſeiner Mutter trugen. Jn Paris hatte David das Gemaͤlde, den „Schwur der Horatier“ angefangen. Er beſchloß, es in Rom ſelbſt unter einem Volke zu vollenden, dem durch eine lange Reihe von Jahrhunderten ſelbſt das Andenken an dieſe drei, ihr Vaterland rettenden Helden entſchwunden war. Dieſes Stuͤck iſt in altem Styl ausgefuͤhrt und beſonders durch den Adel und die Einfalt der Darſtellung und die Reinheit und Sorgfalt der Zeichnung, ſo wie durch den maͤnnlichen Ausdruck im Charakter der drei Helden bemer- kenswerth. Man erblickt in dieſem Gemaͤlde aber noch eine nicht minder anziehende Neben- ſcene. Die in Kummer und Unruhe verſenkten Gattinnen der drei Krieger bilden hinter denſel- ben das treffendſte Gemaͤlde der Verzweiflung

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/42>, abgerufen am 20.04.2024.