Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.Leben wohl ungern, in einer Anwandlung von Launeliegen ließ. Er hatte das Gemälde der Frau Recamier angefangen. Sie saß in einer Stel- lung, die alle Reize der Schönheit zu entfalten vermochte, aber durch andere Arbeiten zerstreut, konnte er damit nicht so schnell fertig werden, als die Dame es wünschte. Hoffte sie nun einen andern Künstler zu anhaltenderem Eifer zu bewegen, oder wünschte sie zwei Portraits von sich zu haben, genug, sie wandte sich spä- ter auch an einen vorzüglichen Schüler Davids. Dieser, der die bereits angefangene Arbeit seines Meisters, welche er in dessen Werkstätte gesehen hatte, kannte, theilte ihm aus Hochachtung für ihn, dies Verlangen mit. David rieth ihm, demselben zu entsprechen; und als Frau Reca- mier sich wieder bei ihm einfand, um zu sitzen, sagte er zu ihr: "Madam, die Damen haben ihre Launen; die Künstler auch. Sie werden erlauben, daß ich einmal der meinigen folge, und Jhr Portrait so lasse, wie es jetzt ist." Alle Bitten, es zu vollenden, waren vergeblich. Nicht lange vor dem 18ten Fructidor, zu Leben wohl ungern, in einer Anwandlung von Launeliegen ließ. Er hatte das Gemaͤlde der Frau Recamier angefangen. Sie ſaß in einer Stel- lung, die alle Reize der Schoͤnheit zu entfalten vermochte, aber durch andere Arbeiten zerſtreut, konnte er damit nicht ſo ſchnell fertig werden, als die Dame es wuͤnſchte. Hoffte ſie nun einen andern Kuͤnſtler zu anhaltenderem Eifer zu bewegen, oder wuͤnſchte ſie zwei Portraits von ſich zu haben, genug, ſie wandte ſich ſpaͤ- ter auch an einen vorzuͤglichen Schuͤler Davids. Dieſer, der die bereits angefangene Arbeit ſeines Meiſters, welche er in deſſen Werkſtaͤtte geſehen hatte, kannte, theilte ihm aus Hochachtung fuͤr ihn, dies Verlangen mit. David rieth ihm, demſelben zu entſprechen; und als Frau Reca- mier ſich wieder bei ihm einfand, um zu ſitzen, ſagte er zu ihr: „Madam, die Damen haben ihre Launen; die Kuͤnſtler auch. Sie werden erlauben, daß ich einmal der meinigen folge, und Jhr Portrait ſo laſſe, wie es jetzt iſt.“ Alle Bitten, es zu vollenden, waren vergeblich. Nicht lange vor dem 18ten Fructidor, zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="112"/><fw place="top" type="header">Leben</fw><lb/> wohl ungern, in einer Anwandlung von Laune<lb/> liegen ließ. Er hatte das Gemaͤlde der Frau<lb/> Recamier angefangen. Sie ſaß in einer Stel-<lb/> lung, die alle Reize der Schoͤnheit zu entfalten<lb/> vermochte, aber durch andere Arbeiten zerſtreut,<lb/> konnte er damit nicht ſo ſchnell fertig werden,<lb/> als die Dame es wuͤnſchte. Hoffte ſie nun<lb/> einen andern Kuͤnſtler zu anhaltenderem Eifer<lb/> zu bewegen, oder wuͤnſchte ſie zwei Portraits<lb/> von ſich zu haben, genug, ſie wandte ſich ſpaͤ-<lb/> ter auch an einen vorzuͤglichen Schuͤler Davids.<lb/> Dieſer, der die bereits angefangene Arbeit ſeines<lb/> Meiſters, welche er in deſſen Werkſtaͤtte geſehen<lb/> hatte, kannte, theilte ihm aus Hochachtung fuͤr<lb/> ihn, dies Verlangen mit. David rieth ihm,<lb/> demſelben zu entſprechen; und als Frau Reca-<lb/> mier ſich wieder bei ihm einfand, um zu ſitzen,<lb/> ſagte er zu ihr: „Madam, die Damen haben<lb/> ihre Launen; die Kuͤnſtler auch. Sie werden<lb/> erlauben, daß ich einmal der meinigen folge,<lb/> und Jhr Portrait ſo laſſe, wie es jetzt iſt.“ Alle<lb/> Bitten, es zu vollenden, waren vergeblich.</p><lb/> <p>Nicht lange vor dem 18ten Fructidor, zu<lb/> einer Zeit, wo die Koͤniglich-Geſinnten den Pa-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0126]
Leben
wohl ungern, in einer Anwandlung von Laune
liegen ließ. Er hatte das Gemaͤlde der Frau
Recamier angefangen. Sie ſaß in einer Stel-
lung, die alle Reize der Schoͤnheit zu entfalten
vermochte, aber durch andere Arbeiten zerſtreut,
konnte er damit nicht ſo ſchnell fertig werden,
als die Dame es wuͤnſchte. Hoffte ſie nun
einen andern Kuͤnſtler zu anhaltenderem Eifer
zu bewegen, oder wuͤnſchte ſie zwei Portraits
von ſich zu haben, genug, ſie wandte ſich ſpaͤ-
ter auch an einen vorzuͤglichen Schuͤler Davids.
Dieſer, der die bereits angefangene Arbeit ſeines
Meiſters, welche er in deſſen Werkſtaͤtte geſehen
hatte, kannte, theilte ihm aus Hochachtung fuͤr
ihn, dies Verlangen mit. David rieth ihm,
demſelben zu entſprechen; und als Frau Reca-
mier ſich wieder bei ihm einfand, um zu ſitzen,
ſagte er zu ihr: „Madam, die Damen haben
ihre Launen; die Kuͤnſtler auch. Sie werden
erlauben, daß ich einmal der meinigen folge,
und Jhr Portrait ſo laſſe, wie es jetzt iſt.“ Alle
Bitten, es zu vollenden, waren vergeblich.
Nicht lange vor dem 18ten Fructidor, zu
einer Zeit, wo die Koͤniglich-Geſinnten den Pa-
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