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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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Meine Winterfutterung ist gegen die ge-
wöhnliche stark, aber kommt doch Futterungen,
die man in einigen edlen Schäfereien giebt, nicht
gleich. Es wird auf den Kopf 11/2 Pfd. Heu, oder
1 Pfd. Heu und 1 Pfd. Kartoffeln täglich gerechnet.
Bekommen sie gutes Erbsen- oder Wickenstroh, so
wird weniger Heu gegeben. Die Mütter erhal-
ten zur Lammzeit einen schwachen Oelkuchentrank.
Korn wird aber gar nicht gefuttert, außer daß
den Böcken ein wenig Hafer zur Springzeit ge-
geben wird. Ich will nicht sagen, daß die Kör-
nerfutterung sich bei den Schafen nicht gut be-
zahle, aber man kann nach den Verhältnissen mei-
ner Wirthschaft etwas anderes futtern, was wohl-
feiler ist und doch dasselbe erreicht. Die Läm-
mer werden nicht besonders stark bei mir gefuttert.
Denn ohnerachtet man sie durch stärkeres Fut-
ter sehr in die Höhe treiben kann, so scheint mir
dies ihnen doch auf die ganze Dauer ihres Le-
bens nicht vortheilhaft zu seyn. Stroh aller Art
wird ihnen, in überflüssiger Menge, erst in die
Raufen gelegt und dann eingestreuet.

Mein Bestreben ist auf die möglich höchste
Verfeinerung und Veredlung der Wolle, und
Nachhaltigkeit derselben an den schlechteren Thei-
len, gerichtet; dann auf Dichtigkeit und Voll-

Meine Winterfutterung iſt gegen die ge-
woͤhnliche ſtark, aber kommt doch Futterungen,
die man in einigen edlen Schaͤfereien giebt, nicht
gleich. Es wird auf den Kopf 1½ Pfd. Heu, oder
1 Pfd. Heu und 1 Pfd. Kartoffeln taͤglich gerechnet.
Bekommen ſie gutes Erbſen- oder Wickenſtroh, ſo
wird weniger Heu gegeben. Die Muͤtter erhal-
ten zur Lammzeit einen ſchwachen Oelkuchentrank.
Korn wird aber gar nicht gefuttert, außer daß
den Boͤcken ein wenig Hafer zur Springzeit ge-
geben wird. Ich will nicht ſagen, daß die Koͤr-
nerfutterung ſich bei den Schafen nicht gut be-
zahle, aber man kann nach den Verhaͤltniſſen mei-
ner Wirthſchaft etwas anderes futtern, was wohl-
feiler iſt und doch daſſelbe erreicht. Die Laͤm-
mer werden nicht beſonders ſtark bei mir gefuttert.
Denn ohnerachtet man ſie durch ſtaͤrkeres Fut-
ter ſehr in die Hoͤhe treiben kann, ſo ſcheint mir
dies ihnen doch auf die ganze Dauer ihres Le-
bens nicht vortheilhaft zu ſeyn. Stroh aller Art
wird ihnen, in uͤberfluͤſſiger Menge, erſt in die
Raufen gelegt und dann eingeſtreuet.

Mein Beſtreben iſt auf die moͤglich hoͤchſte
Verfeinerung und Veredlung der Wolle, und
Nachhaltigkeit derſelben an den ſchlechteren Thei-
len, gerichtet; dann auf Dichtigkeit und Voll-

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[77/0094] Meine Winterfutterung iſt gegen die ge- woͤhnliche ſtark, aber kommt doch Futterungen, die man in einigen edlen Schaͤfereien giebt, nicht gleich. Es wird auf den Kopf 1½ Pfd. Heu, oder 1 Pfd. Heu und 1 Pfd. Kartoffeln taͤglich gerechnet. Bekommen ſie gutes Erbſen- oder Wickenſtroh, ſo wird weniger Heu gegeben. Die Muͤtter erhal- ten zur Lammzeit einen ſchwachen Oelkuchentrank. Korn wird aber gar nicht gefuttert, außer daß den Boͤcken ein wenig Hafer zur Springzeit ge- geben wird. Ich will nicht ſagen, daß die Koͤr- nerfutterung ſich bei den Schafen nicht gut be- zahle, aber man kann nach den Verhaͤltniſſen mei- ner Wirthſchaft etwas anderes futtern, was wohl- feiler iſt und doch daſſelbe erreicht. Die Laͤm- mer werden nicht beſonders ſtark bei mir gefuttert. Denn ohnerachtet man ſie durch ſtaͤrkeres Fut- ter ſehr in die Hoͤhe treiben kann, ſo ſcheint mir dies ihnen doch auf die ganze Dauer ihres Le- bens nicht vortheilhaft zu ſeyn. Stroh aller Art wird ihnen, in uͤberfluͤſſiger Menge, erſt in die Raufen gelegt und dann eingeſtreuet. Mein Beſtreben iſt auf die moͤglich hoͤchſte Verfeinerung und Veredlung der Wolle, und Nachhaltigkeit derſelben an den ſchlechteren Thei- len, gerichtet; dann auf Dichtigkeit und Voll-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/94>, abgerufen am 29.03.2024.