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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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Gnade des Herrn Reichsgrafen von Schönburg
auf Roxburg erhielt. Ich bekam zwei Böcke
von höchster Qualität. Da Zuzucht und Ver-
mehrung mein erster Zweck war, so ward die
Paarung mit besonderer Auswahl der Indivi-
duen auf das sorgfältigste betrieben, vornämlich
in Hinsicht auf die Bocklämmer. Ich machte
sogar den Versuch, zwei Lämmer in einem Jahre
von einer Mutter zu erhalten; was mir auch mit
50 Stück im Jahre 1812, mit wenigern im fol-
genden glückte, aber die Mütter doch sehr an-
griff. Ich habe indessen jetzt die Schäferei --
nachdem schon über 100 Stück ausgemerzt
und 110 junge Böcke verkauft sind -- auf
700 Stück gebracht. Sie wird sich jetzt etwas
wieder vermindern, indem 80 Schafe ausgemerzt
werden; kann dabei aber, weil lauter junges Vieh
übrig bleibt, sich schnell vermehren. Ich glaube
die Schäferei auf 1000 Stück treiben zu kön-
nen, und zwar so, daß sich 600--700 Mütter
darunter befinden; indem bei der großen Nach-
frage nach meinen jungen Böcken keine Hammel
da seyn werden; versteht sich, wenn ich nur den
feinsten und edelsten Stamm beibehalten und al-
les übrige ausgemerzt haben werde. Bis jetzt

Gnade des Herrn Reichsgrafen von Schoͤnburg
auf Roxburg erhielt. Ich bekam zwei Boͤcke
von hoͤchſter Qualitaͤt. Da Zuzucht und Ver-
mehrung mein erſter Zweck war, ſo ward die
Paarung mit beſonderer Auswahl der Indivi-
duen auf das ſorgfaͤltigſte betrieben, vornaͤmlich
in Hinſicht auf die Bocklaͤmmer. Ich machte
ſogar den Verſuch, zwei Laͤmmer in einem Jahre
von einer Mutter zu erhalten; was mir auch mit
50 Stuͤck im Jahre 1812, mit wenigern im fol-
genden gluͤckte, aber die Muͤtter doch ſehr an-
griff. Ich habe indeſſen jetzt die Schaͤferei —
nachdem ſchon uͤber 100 Stuͤck ausgemerzt
und 110 junge Boͤcke verkauft ſind — auf
700 Stuͤck gebracht. Sie wird ſich jetzt etwas
wieder vermindern, indem 80 Schafe ausgemerzt
werden; kann dabei aber, weil lauter junges Vieh
uͤbrig bleibt, ſich ſchnell vermehren. Ich glaube
die Schaͤferei auf 1000 Stuͤck treiben zu koͤn-
nen, und zwar ſo, daß ſich 600—700 Muͤtter
darunter befinden; indem bei der großen Nach-
frage nach meinen jungen Boͤcken keine Hammel
da ſeyn werden; verſteht ſich, wenn ich nur den
feinſten und edelſten Stamm beibehalten und al-
les uͤbrige ausgemerzt haben werde. Bis jetzt

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[75/0092] Gnade des Herrn Reichsgrafen von Schoͤnburg auf Roxburg erhielt. Ich bekam zwei Boͤcke von hoͤchſter Qualitaͤt. Da Zuzucht und Ver- mehrung mein erſter Zweck war, ſo ward die Paarung mit beſonderer Auswahl der Indivi- duen auf das ſorgfaͤltigſte betrieben, vornaͤmlich in Hinſicht auf die Bocklaͤmmer. Ich machte ſogar den Verſuch, zwei Laͤmmer in einem Jahre von einer Mutter zu erhalten; was mir auch mit 50 Stuͤck im Jahre 1812, mit wenigern im fol- genden gluͤckte, aber die Muͤtter doch ſehr an- griff. Ich habe indeſſen jetzt die Schaͤferei — nachdem ſchon uͤber 100 Stuͤck ausgemerzt und 110 junge Boͤcke verkauft ſind — auf 700 Stuͤck gebracht. Sie wird ſich jetzt etwas wieder vermindern, indem 80 Schafe ausgemerzt werden; kann dabei aber, weil lauter junges Vieh uͤbrig bleibt, ſich ſchnell vermehren. Ich glaube die Schaͤferei auf 1000 Stuͤck treiben zu koͤn- nen, und zwar ſo, daß ſich 600—700 Muͤtter darunter befinden; indem bei der großen Nach- frage nach meinen jungen Boͤcken keine Hammel da ſeyn werden; verſteht ſich, wenn ich nur den feinſten und edelſten Stamm beibehalten und al- les uͤbrige ausgemerzt haben werde. Bis jetzt

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/92>, abgerufen am 18.04.2024.