oder es auf eine besondere Weise, hauptsächlich mit Krapp- Hopfen- Hanf- und anderm Handels- gewächsbau benutzen wollte, wozu es eines so beträchtlichen Viehstandes bedurfte, daß es sein Heu wohl konsumiren konnte. Stroh war da- selbst genug zu wohlfeilen Preisen zu haben. Theils aber, weil ich dadurch zeigen wollte, wie man ein Gut ohne Weide ablüften und mit wenig oder gar keinen Wiesen in Kraft erhalten, und aus der Viehzucht selbst einen großen Ertrag ziehen könne. Ich hatte mich gewissermaßen an- heischig gemacht, dies von Vielen in der Wirk- lichkeit unauflöslich gehaltene Problem faktisch zu lösen. Das gänzliche Mißrathen des Klees, nach dem dürren Sommer von 1810, machte mich etwas mißmüthig. Zwar ersetzten die gesäeten Futtergemenge den Klee hinreichend, aber es mußte doch wieder mehr Heu heraufge- holt werden, und ihr Bau konnte auch bei gro- ßer Dürre mißrathen. Allein die Ueberzeugung, die ich mir durch mehrere im Kleinen angestellten Versuche, von dem sichern Gerathen und der Ausdauer der Luzerne, ohne alle künstliche Kul- tur, auf dem hiesigen Boden verschafft hatte, richtete meinen Muth wieder auf; und ich be- schloß nun, jedesmal wenn Klee ausgesäet würde,
oder es auf eine beſondere Weiſe, hauptſaͤchlich mit Krapp- Hopfen- Hanf- und anderm Handels- gewaͤchsbau benutzen wollte, wozu es eines ſo betraͤchtlichen Viehſtandes bedurfte, daß es ſein Heu wohl konſumiren konnte. Stroh war da- ſelbſt genug zu wohlfeilen Preiſen zu haben. Theils aber, weil ich dadurch zeigen wollte, wie man ein Gut ohne Weide abluͤften und mit wenig oder gar keinen Wieſen in Kraft erhalten, und aus der Viehzucht ſelbſt einen großen Ertrag ziehen koͤnne. Ich hatte mich gewiſſermaßen an- heiſchig gemacht, dies von Vielen in der Wirk- lichkeit unaufloͤslich gehaltene Problem faktiſch zu loͤſen. Das gaͤnzliche Mißrathen des Klees, nach dem duͤrren Sommer von 1810, machte mich etwas mißmuͤthig. Zwar erſetzten die geſaͤeten Futtergemenge den Klee hinreichend, aber es mußte doch wieder mehr Heu heraufge- holt werden, und ihr Bau konnte auch bei gro- ßer Duͤrre mißrathen. Allein die Ueberzeugung, die ich mir durch mehrere im Kleinen angeſtellten Verſuche, von dem ſichern Gerathen und der Ausdauer der Luzerne, ohne alle kuͤnſtliche Kul- tur, auf dem hieſigen Boden verſchafft hatte, richtete meinen Muth wieder auf; und ich be- ſchloß nun, jedesmal wenn Klee ausgeſaͤet wuͤrde,
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oder es auf eine beſondere Weiſe, hauptſaͤchlich
mit Krapp- Hopfen- Hanf- und anderm Handels-
gewaͤchsbau benutzen wollte, wozu es eines ſo
betraͤchtlichen Viehſtandes bedurfte, daß es ſein
Heu wohl konſumiren konnte. Stroh war da-
ſelbſt genug zu wohlfeilen Preiſen zu haben.
Theils aber, weil ich dadurch zeigen wollte, wie
man ein Gut ohne Weide abluͤften und mit wenig
oder gar keinen Wieſen in Kraft erhalten, und
aus der Viehzucht ſelbſt einen großen Ertrag
ziehen koͤnne. Ich hatte mich gewiſſermaßen an-
heiſchig gemacht, dies von Vielen in der Wirk-
lichkeit unaufloͤslich gehaltene Problem faktiſch
zu loͤſen. Das gaͤnzliche Mißrathen des Klees,
nach dem duͤrren Sommer von 1810,
machte mich etwas mißmuͤthig. Zwar erſetzten
die geſaͤeten Futtergemenge den Klee hinreichend,
aber es mußte doch wieder mehr Heu heraufge-
holt werden, und ihr Bau konnte auch bei gro-
ßer Duͤrre mißrathen. Allein die Ueberzeugung,
die ich mir durch mehrere im Kleinen angeſtellten
Verſuche, von dem ſichern Gerathen und der
Ausdauer der Luzerne, ohne alle kuͤnſtliche Kul-
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/75>, abgerufen am 29.11.2024.
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