Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Brache soll nicht mit Dreischliegen, wie so
oft geschiehet, verwechselt werden. Sie verstärkt
die Ernten, indem sie die im Boden befindlichen
Nahrungstheile mehr aufschließt, aber sie ver-
mehrt solche als Brache nicht, bewirkt vielmehr
auf die Folge durch die stärkeren Ernten eine
stärkere Aussaugung. Durch das zwischen den
Pflugfahren aufkommende Kraut, welches in sei-
nem saftreichen Zustande wieder untergepflügt
wird, und als eine, aber nur schwache, vegeta-
bilische Düngung anzusehen ist, oder aber durch
den Pferch der dies Kraut abweidenden Schafe,
fügt sie der Kraft jedoch wohl etwas hinzu.

Auf vielen Feldern wird bei der drei- und
vierfeldrigen Wirthschaft nur eine halbe Brache
gehalten; d. h. man läßt den Acker bis nach
Johannis liegen, um ihn zur Weide zu benuz-
zen. Dies ist also ein halbes Dreischliegen.

Ueberhaupt glaube ich die Wirkung einer
Brache, hinsichtlich der Kraftvermehrung, gleich
der Hälfte eines Dreischjahres annehmen zu kön-
nen, also = 7,5; jedoch unter der Voraussez-
zung, daß Brache gehalten werde, wenn der Bo-
den noch in einer Kraft = 60 stehet, sonst al-
lerdings weniger. Je mehr und je kräftiger sich

Brache ſoll nicht mit Dreiſchliegen, wie ſo
oft geſchiehet, verwechſelt werden. Sie verſtaͤrkt
die Ernten, indem ſie die im Boden befindlichen
Nahrungstheile mehr aufſchließt, aber ſie ver-
mehrt ſolche als Brache nicht, bewirkt vielmehr
auf die Folge durch die ſtaͤrkeren Ernten eine
ſtaͤrkere Ausſaugung. Durch das zwiſchen den
Pflugfahren aufkommende Kraut, welches in ſei-
nem ſaftreichen Zuſtande wieder untergepfluͤgt
wird, und als eine, aber nur ſchwache, vegeta-
biliſche Duͤngung anzuſehen iſt, oder aber durch
den Pferch der dies Kraut abweidenden Schafe,
fuͤgt ſie der Kraft jedoch wohl etwas hinzu.

Auf vielen Feldern wird bei der drei- und
vierfeldrigen Wirthſchaft nur eine halbe Brache
gehalten; d. h. man laͤßt den Acker bis nach
Johannis liegen, um ihn zur Weide zu benuz-
zen. Dies iſt alſo ein halbes Dreiſchliegen.

Ueberhaupt glaube ich die Wirkung einer
Brache, hinſichtlich der Kraftvermehrung, gleich
der Haͤlfte eines Dreiſchjahres annehmen zu koͤn-
nen, alſo = 7,5; jedoch unter der Vorausſez-
zung, daß Brache gehalten werde, wenn der Bo-
den noch in einer Kraft = 60 ſtehet, ſonſt al-
lerdings weniger. Je mehr und je kraͤftiger ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0302" n="285"/>
        <p>Brache &#x017F;oll nicht mit Drei&#x017F;chliegen, wie &#x017F;o<lb/>
oft ge&#x017F;chiehet, verwech&#x017F;elt werden. Sie ver&#x017F;ta&#x0364;rkt<lb/>
die Ernten, indem &#x017F;ie die im Boden befindlichen<lb/>
Nahrungstheile mehr auf&#x017F;chließt, aber &#x017F;ie ver-<lb/>
mehrt &#x017F;olche als Brache nicht, bewirkt vielmehr<lb/>
auf die Folge durch die &#x017F;ta&#x0364;rkeren Ernten eine<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkere Aus&#x017F;augung. Durch das zwi&#x017F;chen den<lb/>
Pflugfahren aufkommende Kraut, welches in &#x017F;ei-<lb/>
nem &#x017F;aftreichen Zu&#x017F;tande wieder untergepflu&#x0364;gt<lb/>
wird, und als eine, aber nur &#x017F;chwache, vegeta-<lb/>
bili&#x017F;che Du&#x0364;ngung anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t, oder aber durch<lb/>
den Pferch der dies Kraut abweidenden Schafe,<lb/>
fu&#x0364;gt &#x017F;ie der Kraft jedoch wohl etwas hinzu.</p><lb/>
        <p>Auf vielen Feldern wird bei der drei- und<lb/>
vierfeldrigen Wirth&#x017F;chaft nur eine halbe Brache<lb/>
gehalten; d. h. man la&#x0364;ßt den Acker bis nach<lb/>
Johannis liegen, um ihn zur Weide zu benuz-<lb/>
zen. Dies i&#x017F;t al&#x017F;o ein halbes Drei&#x017F;chliegen.</p><lb/>
        <p>Ueberhaupt glaube ich die Wirkung einer<lb/>
Brache, hin&#x017F;ichtlich der Kraftvermehrung, gleich<lb/>
der Ha&#x0364;lfte eines Drei&#x017F;chjahres annehmen zu ko&#x0364;n-<lb/>
nen, al&#x017F;o = 7,5; jedoch unter der Voraus&#x017F;ez-<lb/>
zung, daß Brache gehalten werde, wenn der Bo-<lb/>
den noch in einer Kraft = 60 &#x017F;tehet, &#x017F;on&#x017F;t al-<lb/>
lerdings weniger. Je mehr und je kra&#x0364;ftiger &#x017F;ich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0302] Brache ſoll nicht mit Dreiſchliegen, wie ſo oft geſchiehet, verwechſelt werden. Sie verſtaͤrkt die Ernten, indem ſie die im Boden befindlichen Nahrungstheile mehr aufſchließt, aber ſie ver- mehrt ſolche als Brache nicht, bewirkt vielmehr auf die Folge durch die ſtaͤrkeren Ernten eine ſtaͤrkere Ausſaugung. Durch das zwiſchen den Pflugfahren aufkommende Kraut, welches in ſei- nem ſaftreichen Zuſtande wieder untergepfluͤgt wird, und als eine, aber nur ſchwache, vegeta- biliſche Duͤngung anzuſehen iſt, oder aber durch den Pferch der dies Kraut abweidenden Schafe, fuͤgt ſie der Kraft jedoch wohl etwas hinzu. Auf vielen Feldern wird bei der drei- und vierfeldrigen Wirthſchaft nur eine halbe Brache gehalten; d. h. man laͤßt den Acker bis nach Johannis liegen, um ihn zur Weide zu benuz- zen. Dies iſt alſo ein halbes Dreiſchliegen. Ueberhaupt glaube ich die Wirkung einer Brache, hinſichtlich der Kraftvermehrung, gleich der Haͤlfte eines Dreiſchjahres annehmen zu koͤn- nen, alſo = 7,5; jedoch unter der Vorausſez- zung, daß Brache gehalten werde, wenn der Bo- den noch in einer Kraft = 60 ſtehet, ſonſt al- lerdings weniger. Je mehr und je kraͤftiger ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/302
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/302>, abgerufen am 03.12.2024.