Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

bau beschränken, und wohl ihnen und dem
Staate! wenn sie dies extensive, nicht intensive
thun. So wie die Sachen jetzt stehen, kann ein
Acker, der nicht über das dritte Korn giebt, nicht
mehr ohne Schaden bestellt werden. Uebel die-
ser Art finden aber ihre Heilung in sich selbst.
Wird man endlich durch Schaden so klug, daß
man solchen Acker liegen läßt, so wird Arbeit
erspart und die Arbeit mithin wohlfeiler, des
Getreides aber weniger erzeugt und mithin theu-
rer. Denn wir haben so viel von solchem Acker,
daß sein Ausfall merklich werden muß. Das
widersinnige Prinzip, was vormals sogar gesetz-
mäßig war, man müsse nur die Einsaat nicht
vermindern, nur keinen Acker liegen lassen, wird
sich verlieren, wenn die Landwirthe, wie es im-
mer nothwendiger wird, zu rechnen anfangen.
Denn mit offenbarem Verlust wird niemand et-
was erzeugen. Und dann werden wir auf die
Folge dennoch mehr Getreide, aber mit weni-
gern Kosten, gewinnen.

Jedoch haben diese Jahre, und vor allem
das jetzt laufende, gelehrt, wie viele Arbeit man
bei einer richtigen Wirthschafts-Organisation,
durch möglichste Benutzung der arbeitenden Kräfte,
ersparen könne. Es ist auffallend, daß ohner-

bau beſchraͤnken, und wohl ihnen und dem
Staate! wenn ſie dies extenſive, nicht intenſive
thun. So wie die Sachen jetzt ſtehen, kann ein
Acker, der nicht uͤber das dritte Korn giebt, nicht
mehr ohne Schaden beſtellt werden. Uebel die-
ſer Art finden aber ihre Heilung in ſich ſelbſt.
Wird man endlich durch Schaden ſo klug, daß
man ſolchen Acker liegen laͤßt, ſo wird Arbeit
erſpart und die Arbeit mithin wohlfeiler, des
Getreides aber weniger erzeugt und mithin theu-
rer. Denn wir haben ſo viel von ſolchem Acker,
daß ſein Ausfall merklich werden muß. Das
widerſinnige Prinzip, was vormals ſogar geſetz-
maͤßig war, man muͤſſe nur die Einſaat nicht
vermindern, nur keinen Acker liegen laſſen, wird
ſich verlieren, wenn die Landwirthe, wie es im-
mer nothwendiger wird, zu rechnen anfangen.
Denn mit offenbarem Verluſt wird niemand et-
was erzeugen. Und dann werden wir auf die
Folge dennoch mehr Getreide, aber mit weni-
gern Koſten, gewinnen.

Jedoch haben dieſe Jahre, und vor allem
das jetzt laufende, gelehrt, wie viele Arbeit man
bei einer richtigen Wirthſchafts-Organiſation,
durch moͤglichſte Benutzung der arbeitenden Kraͤfte,
erſparen koͤnne. Es iſt auffallend, daß ohner-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0263" n="246"/>
bau be&#x017F;chra&#x0364;nken, und wohl ihnen und dem<lb/>
Staate! wenn &#x017F;ie dies exten&#x017F;ive, nicht inten&#x017F;ive<lb/>
thun. So wie die Sachen jetzt &#x017F;tehen, kann ein<lb/>
Acker, der nicht u&#x0364;ber das dritte Korn giebt, nicht<lb/>
mehr ohne Schaden be&#x017F;tellt werden. Uebel die-<lb/>
&#x017F;er Art finden aber ihre Heilung in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/>
Wird man endlich durch Schaden &#x017F;o klug, daß<lb/>
man &#x017F;olchen Acker liegen la&#x0364;ßt, &#x017F;o wird Arbeit<lb/>
er&#x017F;part und die Arbeit mithin wohlfeiler, des<lb/>
Getreides aber weniger erzeugt und mithin theu-<lb/>
rer. Denn wir haben &#x017F;o viel von &#x017F;olchem Acker,<lb/>
daß &#x017F;ein Ausfall merklich werden muß. Das<lb/>
wider&#x017F;innige Prinzip, was vormals &#x017F;ogar ge&#x017F;etz-<lb/>
ma&#x0364;ßig war, man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nur die Ein&#x017F;aat nicht<lb/>
vermindern, nur keinen Acker liegen la&#x017F;&#x017F;en, wird<lb/>
&#x017F;ich verlieren, wenn die Landwirthe, wie es im-<lb/>
mer nothwendiger wird, zu rechnen anfangen.<lb/>
Denn mit offenbarem Verlu&#x017F;t wird niemand et-<lb/>
was erzeugen. Und dann werden wir auf die<lb/>
Folge dennoch mehr Getreide, aber mit weni-<lb/>
gern Ko&#x017F;ten, gewinnen.</p><lb/>
        <p>Jedoch haben die&#x017F;e Jahre, und vor allem<lb/>
das jetzt laufende, gelehrt, wie viele Arbeit man<lb/>
bei einer richtigen Wirth&#x017F;chafts-Organi&#x017F;ation,<lb/>
durch mo&#x0364;glich&#x017F;te Benutzung der arbeitenden Kra&#x0364;fte,<lb/>
er&#x017F;paren ko&#x0364;nne. Es i&#x017F;t auffallend, daß ohner-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0263] bau beſchraͤnken, und wohl ihnen und dem Staate! wenn ſie dies extenſive, nicht intenſive thun. So wie die Sachen jetzt ſtehen, kann ein Acker, der nicht uͤber das dritte Korn giebt, nicht mehr ohne Schaden beſtellt werden. Uebel die- ſer Art finden aber ihre Heilung in ſich ſelbſt. Wird man endlich durch Schaden ſo klug, daß man ſolchen Acker liegen laͤßt, ſo wird Arbeit erſpart und die Arbeit mithin wohlfeiler, des Getreides aber weniger erzeugt und mithin theu- rer. Denn wir haben ſo viel von ſolchem Acker, daß ſein Ausfall merklich werden muß. Das widerſinnige Prinzip, was vormals ſogar geſetz- maͤßig war, man muͤſſe nur die Einſaat nicht vermindern, nur keinen Acker liegen laſſen, wird ſich verlieren, wenn die Landwirthe, wie es im- mer nothwendiger wird, zu rechnen anfangen. Denn mit offenbarem Verluſt wird niemand et- was erzeugen. Und dann werden wir auf die Folge dennoch mehr Getreide, aber mit weni- gern Koſten, gewinnen. Jedoch haben dieſe Jahre, und vor allem das jetzt laufende, gelehrt, wie viele Arbeit man bei einer richtigen Wirthſchafts-Organiſation, durch moͤglichſte Benutzung der arbeitenden Kraͤfte, erſparen koͤnne. Es iſt auffallend, daß ohner-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/263
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/263>, abgerufen am 23.11.2024.