er das mehrere Futter bezahlt; und wenn man mehr verfuttern will, so scheint es mir rathsa- mer, mehrere Schafe zu durchwintern. Eigene Versuche habe ich darüber zwar nicht angestellt, aber eine Menge von Schäferei-Berechnungen mit kärglicher, mittlerer und überschwenglicher Futterung, die mir communicirt worden, gaben unverkennbar dieses Resultat.
Kartoffeln und Rüben, mäßig gefuttert, be- kommen den Schafen überaus gut, und ich halte 1 Scheffel Kartoffeln mit 1 Centner Heu für zuträglicher, als 11/2 Centner Heu. Aber mehr Kartoffeln und weniger Heu auf der Dauer zu geben, möchte ich doch nicht rathen; die Ver- dauung scheint bei mehreren Kartoffeln zu lei- den. Meine Schafe erhalten die Kartoffeln ohne Zweifel am stärksten, wenn sie aufgenommen sind und das Feld umgepflügt wird. Sind sie ein- mal darauf gewesen, so wollen sie anderswo an dem Tage kaum fressen. Sie kommen deshalb nur gegen Abend darauf, und mein sehr verstän- diger Schäfer behält sie dabei immer unter den Augen, und läßt sie, je nachdem mehr oder we- niger Kartoffeln noch da liegen, kürzere oder län- gere Zeit darauf, weil er bemerkt hat, daß sie die Freßlust verlieren, wenn sie zu viel davon
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er das mehrere Futter bezahlt; und wenn man mehr verfuttern will, ſo ſcheint es mir rathſa- mer, mehrere Schafe zu durchwintern. Eigene Verſuche habe ich daruͤber zwar nicht angeſtellt, aber eine Menge von Schaͤferei-Berechnungen mit kaͤrglicher, mittlerer und uͤberſchwenglicher Futterung, die mir communicirt worden, gaben unverkennbar dieſes Reſultat.
Kartoffeln und Ruͤben, maͤßig gefuttert, be- kommen den Schafen uͤberaus gut, und ich halte 1 Scheffel Kartoffeln mit 1 Centner Heu fuͤr zutraͤglicher, als 1½ Centner Heu. Aber mehr Kartoffeln und weniger Heu auf der Dauer zu geben, moͤchte ich doch nicht rathen; die Ver- dauung ſcheint bei mehreren Kartoffeln zu lei- den. Meine Schafe erhalten die Kartoffeln ohne Zweifel am ſtaͤrkſten, wenn ſie aufgenommen ſind und das Feld umgepfluͤgt wird. Sind ſie ein- mal darauf geweſen, ſo wollen ſie anderswo an dem Tage kaum freſſen. Sie kommen deshalb nur gegen Abend darauf, und mein ſehr verſtaͤn- diger Schaͤfer behaͤlt ſie dabei immer unter den Augen, und laͤßt ſie, je nachdem mehr oder we- niger Kartoffeln noch da liegen, kuͤrzere oder laͤn- gere Zeit darauf, weil er bemerkt hat, daß ſie die Freßluſt verlieren, wenn ſie zu viel davon
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er das mehrere Futter bezahlt; und wenn man
mehr verfuttern will, ſo ſcheint es mir rathſa-
mer, mehrere Schafe zu durchwintern. Eigene
Verſuche habe ich daruͤber zwar nicht angeſtellt,
aber eine Menge von Schaͤferei-Berechnungen
mit kaͤrglicher, mittlerer und uͤberſchwenglicher
Futterung, die mir communicirt worden, gaben
unverkennbar dieſes Reſultat.
Kartoffeln und Ruͤben, maͤßig gefuttert, be-
kommen den Schafen uͤberaus gut, und ich halte
1 Scheffel Kartoffeln mit 1 Centner Heu fuͤr
zutraͤglicher, als 1½ Centner Heu. Aber mehr
Kartoffeln und weniger Heu auf der Dauer zu
geben, moͤchte ich doch nicht rathen; die Ver-
dauung ſcheint bei mehreren Kartoffeln zu lei-
den. Meine Schafe erhalten die Kartoffeln ohne
Zweifel am ſtaͤrkſten, wenn ſie aufgenommen ſind
und das Feld umgepfluͤgt wird. Sind ſie ein-
mal darauf geweſen, ſo wollen ſie anderswo an
dem Tage kaum freſſen. Sie kommen deshalb
nur gegen Abend darauf, und mein ſehr verſtaͤn-
diger Schaͤfer behaͤlt ſie dabei immer unter den
Augen, und laͤßt ſie, je nachdem mehr oder we-
niger Kartoffeln noch da liegen, kuͤrzere oder laͤn-
gere Zeit darauf, weil er bemerkt hat, daß ſie
die Freßluſt verlieren, wenn ſie zu viel davon
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/242>, abgerufen am 22.11.2024.
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