Deshalb ist für sandige und arme Gegenden der Rocken das wohlthätigste Geschenk Gottes, ohne welches sie vielleicht unbewohnbar seyn würden.
§. 79.
Der Rockenbau ist in Ansehung seiner Vorbereitung und Vorfrucht minderVorbereitung und Vor- früchte. schwierig, wie der Weizenbau.
Daß die Brache in der Regel nur dreimal dazu gepflügt zu werden brauche, rührt freilich nur von der Losigkeit des Bodens her, den man für den Rocken bestimmt. Denn der mehr gebundene verlohnt die vierte Furche immer durch reicheren Ertrag.
Die Vorfrüchte, die dem Weizen günstig sind, sind es auch dem Rocken, auf solchem Boden, wo ihr Bau statt findet. Nach Kartoffeln und Lein bemerkt man, mit seltnen Ausnahmen, auch einen Rückschlag des Rockens.
Der Rocken erträgt es zwar eher wie der Weizen in die Stoppel eines andern Getreides, oder gar in seine eigne, gesäet zu werden; und bekanntlich ist eine drei- oder viermaligr Rockensaat nacheinander, in einigen Gegenden etwas gebräuchliches. Allein die Ernten sind auch so dürftig, daß über die Unzweck- mäßigkeit einer solchen Fruchtfolge, bei allen Unbefangenen in diesen Gegenden selbst nur eine Stimme herrscht. Sogar eine ungewöhnlich starke und wieder- holte Düngung kann den Rückschlag in Körnern nicht verhindern, wenn sie auch Stroh genug hervortreibt. Alle einzelne Beobachtungen, daß die zweite Ernte besser wie die erste gewesen sey, die man anführt, um das Verfahren zu vertheidigen, beweisen nicht das Gegentheil der allgemeinen Erfahrung und las- sen sich leicht erklären, wenn man sie genauer analisirt. Ein frischer kurz vor der Saat untergepflügter, durch Dürre oder durch Nässe unauflöslich geworde- ner Dünger schadet natürlich der ersten Saat, und kommt der zweiten zu statten. Entschuldigung kann indessen das Verfahren verdienen auf Boden, der nichts andres als Rocken trägt, und wo das Stroh beinahe von größerer Wichtigkeit ist, wie das Korn.
§. 80.
Beim Rocken braucht man zwar in der Auswahl des Saamens nicht soSaat. besorglich zu seyn, wie bei dem Weizen. Aber ein vollständiges, reifes, vor- sichtig behandeltes und reines Saatkorn wird sich immer belohnen.
K 2
Der Rocken.
Deshalb iſt fuͤr ſandige und arme Gegenden der Rocken das wohlthaͤtigſte Geſchenk Gottes, ohne welches ſie vielleicht unbewohnbar ſeyn wuͤrden.
§. 79.
Der Rockenbau iſt in Anſehung ſeiner Vorbereitung und Vorfrucht minderVorbereitung und Vor- fruͤchte. ſchwierig, wie der Weizenbau.
Daß die Brache in der Regel nur dreimal dazu gepfluͤgt zu werden brauche, ruͤhrt freilich nur von der Loſigkeit des Bodens her, den man fuͤr den Rocken beſtimmt. Denn der mehr gebundene verlohnt die vierte Furche immer durch reicheren Ertrag.
Die Vorfruͤchte, die dem Weizen guͤnſtig ſind, ſind es auch dem Rocken, auf ſolchem Boden, wo ihr Bau ſtatt findet. Nach Kartoffeln und Lein bemerkt man, mit ſeltnen Ausnahmen, auch einen Ruͤckſchlag des Rockens.
Der Rocken ertraͤgt es zwar eher wie der Weizen in die Stoppel eines andern Getreides, oder gar in ſeine eigne, geſaͤet zu werden; und bekanntlich iſt eine drei- oder viermaligr Rockenſaat nacheinander, in einigen Gegenden etwas gebraͤuchliches. Allein die Ernten ſind auch ſo duͤrftig, daß uͤber die Unzweck- maͤßigkeit einer ſolchen Fruchtfolge, bei allen Unbefangenen in dieſen Gegenden ſelbſt nur eine Stimme herrſcht. Sogar eine ungewoͤhnlich ſtarke und wieder- holte Duͤngung kann den Ruͤckſchlag in Koͤrnern nicht verhindern, wenn ſie auch Stroh genug hervortreibt. Alle einzelne Beobachtungen, daß die zweite Ernte beſſer wie die erſte geweſen ſey, die man anfuͤhrt, um das Verfahren zu vertheidigen, beweiſen nicht das Gegentheil der allgemeinen Erfahrung und laſ- ſen ſich leicht erklaͤren, wenn man ſie genauer analiſirt. Ein friſcher kurz vor der Saat untergepfluͤgter, durch Duͤrre oder durch Naͤſſe unaufloͤslich geworde- ner Duͤnger ſchadet natuͤrlich der erſten Saat, und kommt der zweiten zu ſtatten. Entſchuldigung kann indeſſen das Verfahren verdienen auf Boden, der nichts andres als Rocken traͤgt, und wo das Stroh beinahe von groͤßerer Wichtigkeit iſt, wie das Korn.
§. 80.
Beim Rocken braucht man zwar in der Auswahl des Saamens nicht ſoSaat. beſorglich zu ſeyn, wie bei dem Weizen. Aber ein vollſtaͤndiges, reifes, vor- ſichtig behandeltes und reines Saatkorn wird ſich immer belohnen.
K 2
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Der Rocken.
Deshalb iſt fuͤr ſandige und arme Gegenden der Rocken das wohlthaͤtigſte
Geſchenk Gottes, ohne welches ſie vielleicht unbewohnbar ſeyn wuͤrden.
§. 79.
Der Rockenbau iſt in Anſehung ſeiner Vorbereitung und Vorfrucht minder
ſchwierig, wie der Weizenbau.
Vorbereitung
und Vor-
fruͤchte.
Daß die Brache in der Regel nur dreimal dazu gepfluͤgt zu werden brauche,
ruͤhrt freilich nur von der Loſigkeit des Bodens her, den man fuͤr den Rocken
beſtimmt. Denn der mehr gebundene verlohnt die vierte Furche immer durch
reicheren Ertrag.
Die Vorfruͤchte, die dem Weizen guͤnſtig ſind, ſind es auch dem Rocken, auf
ſolchem Boden, wo ihr Bau ſtatt findet. Nach Kartoffeln und Lein bemerkt
man, mit ſeltnen Ausnahmen, auch einen Ruͤckſchlag des Rockens.
Der Rocken ertraͤgt es zwar eher wie der Weizen in die Stoppel eines
andern Getreides, oder gar in ſeine eigne, geſaͤet zu werden; und bekanntlich iſt
eine drei- oder viermaligr Rockenſaat nacheinander, in einigen Gegenden etwas
gebraͤuchliches. Allein die Ernten ſind auch ſo duͤrftig, daß uͤber die Unzweck-
maͤßigkeit einer ſolchen Fruchtfolge, bei allen Unbefangenen in dieſen Gegenden
ſelbſt nur eine Stimme herrſcht. Sogar eine ungewoͤhnlich ſtarke und wieder-
holte Duͤngung kann den Ruͤckſchlag in Koͤrnern nicht verhindern, wenn ſie
auch Stroh genug hervortreibt. Alle einzelne Beobachtungen, daß die zweite
Ernte beſſer wie die erſte geweſen ſey, die man anfuͤhrt, um das Verfahren zu
vertheidigen, beweiſen nicht das Gegentheil der allgemeinen Erfahrung und laſ-
ſen ſich leicht erklaͤren, wenn man ſie genauer analiſirt. Ein friſcher kurz vor
der Saat untergepfluͤgter, durch Duͤrre oder durch Naͤſſe unaufloͤslich geworde-
ner Duͤnger ſchadet natuͤrlich der erſten Saat, und kommt der zweiten zu ſtatten.
Entſchuldigung kann indeſſen das Verfahren verdienen auf Boden, der nichts
andres als Rocken traͤgt, und wo das Stroh beinahe von groͤßerer Wichtigkeit
iſt, wie das Korn.
§. 80.
Beim Rocken braucht man zwar in der Auswahl des Saamens nicht ſo
beſorglich zu ſeyn, wie bei dem Weizen. Aber ein vollſtaͤndiges, reifes, vor-
ſichtig behandeltes und reines Saatkorn wird ſich immer belohnen.
Saat.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/99>, abgerufen am 23.11.2024.
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