Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Die Pferde. den größten Theil ihrer Zeit ruhen; so muß der Stall doch so angelegt seyn, daß erim Winter ziemlich warm, und im Sommer kühl gehalten werden könne. Die Luft muß sich durch Durchzüge erneuern lassen, besonders aber muß der Boden so an- gelegt seyn, daß keine Jauche stocke oder faule. Die Stände müssen geräumig genug seyn, um die Pferde vom Niederlegen zu entwöhnen, welches ihnen bei dem wenigen Schlafe, den sie haben, immer sehr zuträglich ist, ungeachtet man Pferde findet, die sich nie niederlegen, eine Gewohnheit, die sie besonders bei zu engen Ständen annehmen. Ueber die Anlage der Pferdeställe verweise ich auf das mehr erwähnte Gilly-Friedericische Werk. §. 147. Das junge Pferd muß allmählig zur Arbeit gewöhnt werden, und das geschiehetArbeit. Die Arbeitsstunden müssen regulär gehalten werden. 10 Stunden gewöhnli- So wie man bei schwererer Arbeit den Pferden etwas an ihren Rationen zu- Das das Pferd ein so kostbares und so leicht Schaden nehmendes Thier ist, Die Pferde. den groͤßten Theil ihrer Zeit ruhen; ſo muß der Stall doch ſo angelegt ſeyn, daß erim Winter ziemlich warm, und im Sommer kuͤhl gehalten werden koͤnne. Die Luft muß ſich durch Durchzuͤge erneuern laſſen, beſonders aber muß der Boden ſo an- gelegt ſeyn, daß keine Jauche ſtocke oder faule. Die Staͤnde muͤſſen geraͤumig genug ſeyn, um die Pferde vom Niederlegen zu entwoͤhnen, welches ihnen bei dem wenigen Schlafe, den ſie haben, immer ſehr zutraͤglich iſt, ungeachtet man Pferde findet, die ſich nie niederlegen, eine Gewohnheit, die ſie beſonders bei zu engen Staͤnden annehmen. Ueber die Anlage der Pferdeſtaͤlle verweiſe ich auf das mehr erwaͤhnte Gilly-Friedericiſche Werk. §. 147. Das junge Pferd muß allmaͤhlig zur Arbeit gewoͤhnt werden, und das geſchiehetArbeit. Die Arbeitsſtunden muͤſſen regulaͤr gehalten werden. 10 Stunden gewoͤhnli- So wie man bei ſchwererer Arbeit den Pferden etwas an ihren Rationen zu- Das das Pferd ein ſo koſtbares und ſo leicht Schaden nehmendes Thier iſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0469" n="445"/><fw place="top" type="header">Die Pferde.</fw><lb/> den groͤßten Theil ihrer Zeit ruhen; ſo muß der Stall doch ſo angelegt ſeyn, daß er<lb/> im Winter ziemlich warm, und im Sommer kuͤhl gehalten werden koͤnne. Die Luft<lb/> muß ſich durch Durchzuͤge erneuern laſſen, beſonders aber muß der Boden ſo an-<lb/> gelegt ſeyn, daß keine Jauche ſtocke oder faule. Die Staͤnde muͤſſen geraͤumig<lb/> genug ſeyn, um die Pferde vom Niederlegen zu entwoͤhnen, welches ihnen bei dem<lb/> wenigen Schlafe, den ſie haben, immer ſehr zutraͤglich iſt, ungeachtet man Pferde<lb/> findet, die ſich nie niederlegen, eine Gewohnheit, die ſie beſonders bei zu engen<lb/> Staͤnden annehmen. Ueber die Anlage der Pferdeſtaͤlle verweiſe ich auf das mehr<lb/> erwaͤhnte Gilly-Friedericiſche Werk.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 147.</head><lb/> <p>Das junge Pferd muß allmaͤhlig zur Arbeit gewoͤhnt werden, und das geſchiehet<note place="right">Arbeit.</note><lb/> wohl am ſicherſten vor dem Pfluge auf leichterem Boden. Die jungen Pferde muß<lb/> man Anfangs nur einem ſehr verſtaͤndigen Menſchen anvertrauen, und ſie nicht aus<lb/> den Augen laſſen. Wenn das geſchieht, kann man ſchon ein 2½jaͤhriges Pferd maͤ-<lb/> ßig zu gebrauchen anfangen, jedoch ohne eine volle Tagesarbeit davon zu verlan-<lb/> gen, wozu es erſt mit 4 Jahren tuͤchtig iſt. Man muß es allmaͤhlig zu laͤngerer<lb/> Arbeit und zur Ziehung ſtaͤrkerer Laſten gewoͤhnen, wodurch man die Kraͤfte ſehr<lb/> vermehrt, und dem Pferde keinen Schaden zufuͤgt, wenn es nur allmaͤhlig und im<lb/> langſamen Schritte geſchieht. Selten wird ein Pferd durch ſtarke aber langſame<lb/> Arbeit, mehrentheils durch Jagen erhitzt und verdorben.</p><lb/> <p>Die Arbeitsſtunden muͤſſen regulaͤr gehalten werden. 10 Stunden gewoͤhnli-<lb/> cher Ackerarbeit taͤglich, durch das Mittagsfutter in zwei Perioden getheilt, kann<lb/> ein Pferd ohne Nachtheil aushalten; weiter aber muß man es ohne Noth nicht<lb/> treiben. Wenn in den kuͤrzeſten Tagen jene Periode zu kurz werden wuͤrde, ſo<lb/> laͤßt man die Pferde am beſten 6 bis 7 Stunden in eins fort arbeiten, zumal da<lb/> dies auch in Hinſicht der Reiſen im Winter oft noͤthig wird.</p><lb/> <p>So wie man bei ſchwererer Arbeit den Pferden etwas an ihren Rationen zu-<lb/> legt, ſo kann man ihnen auch, wenn ſie viel ruhen, etwas, beſonders in der Koͤr-<lb/> nerfuͤtterung abziehen. Jedoch muß dies nie uͤber den dritten Theil der gewohnten<lb/> Fuͤtterung betragen.</p><lb/> <p>Das das Pferd ein ſo koſtbares und ſo leicht Schaden nehmendes Thier iſt,<lb/> ſo muß man durchaus keinem Pferdeknechte ein Geſpann anvertrauen, von dem man<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [445/0469]
Die Pferde.
den groͤßten Theil ihrer Zeit ruhen; ſo muß der Stall doch ſo angelegt ſeyn, daß er
im Winter ziemlich warm, und im Sommer kuͤhl gehalten werden koͤnne. Die Luft
muß ſich durch Durchzuͤge erneuern laſſen, beſonders aber muß der Boden ſo an-
gelegt ſeyn, daß keine Jauche ſtocke oder faule. Die Staͤnde muͤſſen geraͤumig
genug ſeyn, um die Pferde vom Niederlegen zu entwoͤhnen, welches ihnen bei dem
wenigen Schlafe, den ſie haben, immer ſehr zutraͤglich iſt, ungeachtet man Pferde
findet, die ſich nie niederlegen, eine Gewohnheit, die ſie beſonders bei zu engen
Staͤnden annehmen. Ueber die Anlage der Pferdeſtaͤlle verweiſe ich auf das mehr
erwaͤhnte Gilly-Friedericiſche Werk.
§. 147.
Das junge Pferd muß allmaͤhlig zur Arbeit gewoͤhnt werden, und das geſchiehet
wohl am ſicherſten vor dem Pfluge auf leichterem Boden. Die jungen Pferde muß
man Anfangs nur einem ſehr verſtaͤndigen Menſchen anvertrauen, und ſie nicht aus
den Augen laſſen. Wenn das geſchieht, kann man ſchon ein 2½jaͤhriges Pferd maͤ-
ßig zu gebrauchen anfangen, jedoch ohne eine volle Tagesarbeit davon zu verlan-
gen, wozu es erſt mit 4 Jahren tuͤchtig iſt. Man muß es allmaͤhlig zu laͤngerer
Arbeit und zur Ziehung ſtaͤrkerer Laſten gewoͤhnen, wodurch man die Kraͤfte ſehr
vermehrt, und dem Pferde keinen Schaden zufuͤgt, wenn es nur allmaͤhlig und im
langſamen Schritte geſchieht. Selten wird ein Pferd durch ſtarke aber langſame
Arbeit, mehrentheils durch Jagen erhitzt und verdorben.
Arbeit.
Die Arbeitsſtunden muͤſſen regulaͤr gehalten werden. 10 Stunden gewoͤhnli-
cher Ackerarbeit taͤglich, durch das Mittagsfutter in zwei Perioden getheilt, kann
ein Pferd ohne Nachtheil aushalten; weiter aber muß man es ohne Noth nicht
treiben. Wenn in den kuͤrzeſten Tagen jene Periode zu kurz werden wuͤrde, ſo
laͤßt man die Pferde am beſten 6 bis 7 Stunden in eins fort arbeiten, zumal da
dies auch in Hinſicht der Reiſen im Winter oft noͤthig wird.
So wie man bei ſchwererer Arbeit den Pferden etwas an ihren Rationen zu-
legt, ſo kann man ihnen auch, wenn ſie viel ruhen, etwas, beſonders in der Koͤr-
nerfuͤtterung abziehen. Jedoch muß dies nie uͤber den dritten Theil der gewohnten
Fuͤtterung betragen.
Das das Pferd ein ſo koſtbares und ſo leicht Schaden nehmendes Thier iſt,
ſo muß man durchaus keinem Pferdeknechte ein Geſpann anvertrauen, von dem man
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