Durch gutes Erbsen-, Wicken- und Linsenstroh kann das Heu bei einer solchen Wurzelfütterung besonders ersetzt werden.
§. 117.
Eicheln und Roßkastanien geben den Schaafen ein nahrhaftes Futter, wel-Eicheln und Roßkastanien. ches besonders bei anbrüchigen Schaafen empfohlen wird. Man giebt sie roh, oder nachdem sie einige Tage in Wasser ausgelaugt, und dann im Backofen ge- dörrt worden, wo sich ihre Schaale ablöst, und ihr herber Geschmack verliert, täglich zu 1 Pfund.
In einigen Gegenden rechnet man viel auf die Laubfütterung, die aus Zweigen von Rüstern, Linden, Pappeln, Ahorn, Eschen und Erlen besteht, und in der Ordnung, wie sie hier genannt worden, vorzüglicher seyn soll. Diese Zweige werden im Julius am Stamme weggenommen, in Bündeln zusam- mengebunden, dann getrocknet und in den Taß oder auf den Boden gebracht, um sie den Schaafen, besonders als Nebenfutter, in der Lammzeit zu geben. Man theilt, wo diese Fütterung regelmäßig betrieben wird, die dazu bestimm- ten Bäume in drei Schläge, und entlaubt alljährig einen. Der Reisig wird, wenn er abgefressen ist, verbrannt.
§. 118.
Salz ist den Schaafen allerdings zuweilen zuträglich, man muß es aberSalz. als Arzenei, und nicht als reguläres Futter betrachten. Der Instinkt zum Salzlecken äußert sich bei den Schaafen, wenn sie dessen bedürfen. Man giebt ihnen also Gelegenheit, diesen zu befriedigen, ohne es ihnen auf das Futter zu streuen, indem man entweder ein Stück Steinsalz im Stalle aufhängt, oder aus aufgelöstem Salze und Mehl Kuchen macht, solche bäckt, und ebenfalls aufhängt oder in die Krippen legt. Auch macht man eine sogenannte Salz- lecke aus aufgelöstem Salze mit bittern und aromatischen Kräutern, Wermuth, Bitterklee, Gentian, Karnobenedikten, Camillen, Reinfarm, Raute, Melisse, Tymian und Meyran in einem hölzernen Napfe. Man kann mit 1 Pfund auf das Stück jährlich ausreichen.
§. 119.
Das Tränken ist den Schaafen so nöthig wie das Fressen, und ihr TriebTränken. dazu muß oft genug befriedigt werden. Nur wenn man sie nach der alten feh-
Vierter Theil. G g g
Die Schaafzucht.
Durch gutes Erbſen-, Wicken- und Linſenſtroh kann das Heu bei einer ſolchen Wurzelfuͤtterung beſonders erſetzt werden.
§. 117.
Eicheln und Roßkaſtanien geben den Schaafen ein nahrhaftes Futter, wel-Eicheln und Roßkaſtanien. ches beſonders bei anbruͤchigen Schaafen empfohlen wird. Man giebt ſie roh, oder nachdem ſie einige Tage in Waſſer ausgelaugt, und dann im Backofen ge- doͤrrt worden, wo ſich ihre Schaale abloͤſt, und ihr herber Geſchmack verliert, taͤglich zu 1 Pfund.
In einigen Gegenden rechnet man viel auf die Laubfuͤtterung, die aus Zweigen von Ruͤſtern, Linden, Pappeln, Ahorn, Eſchen und Erlen beſteht, und in der Ordnung, wie ſie hier genannt worden, vorzuͤglicher ſeyn ſoll. Dieſe Zweige werden im Julius am Stamme weggenommen, in Buͤndeln zuſam- mengebunden, dann getrocknet und in den Taß oder auf den Boden gebracht, um ſie den Schaafen, beſonders als Nebenfutter, in der Lammzeit zu geben. Man theilt, wo dieſe Fuͤtterung regelmaͤßig betrieben wird, die dazu beſtimm- ten Baͤume in drei Schlaͤge, und entlaubt alljaͤhrig einen. Der Reiſig wird, wenn er abgefreſſen iſt, verbrannt.
§. 118.
Salz iſt den Schaafen allerdings zuweilen zutraͤglich, man muß es aberSalz. als Arzenei, und nicht als regulaͤres Futter betrachten. Der Inſtinkt zum Salzlecken aͤußert ſich bei den Schaafen, wenn ſie deſſen beduͤrfen. Man giebt ihnen alſo Gelegenheit, dieſen zu befriedigen, ohne es ihnen auf das Futter zu ſtreuen, indem man entweder ein Stuͤck Steinſalz im Stalle aufhaͤngt, oder aus aufgeloͤſtem Salze und Mehl Kuchen macht, ſolche baͤckt, und ebenfalls aufhaͤngt oder in die Krippen legt. Auch macht man eine ſogenannte Salz- lecke aus aufgeloͤſtem Salze mit bittern und aromatiſchen Kraͤutern, Wermuth, Bitterklee, Gentian, Karnobenedikten, Camillen, Reinfarm, Raute, Meliſſe, Tymian und Meyran in einem hoͤlzernen Napfe. Man kann mit 1 Pfund auf das Stuͤck jaͤhrlich ausreichen.
§. 119.
Das Traͤnken iſt den Schaafen ſo noͤthig wie das Freſſen, und ihr TriebTraͤnken. dazu muß oft genug befriedigt werden. Nur wenn man ſie nach der alten feh-
Vierter Theil. G g g
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Die Schaafzucht.
Durch gutes Erbſen-, Wicken- und Linſenſtroh kann das Heu bei einer
ſolchen Wurzelfuͤtterung beſonders erſetzt werden.
§. 117.
Eicheln und Roßkaſtanien geben den Schaafen ein nahrhaftes Futter, wel-
ches beſonders bei anbruͤchigen Schaafen empfohlen wird. Man giebt ſie roh,
oder nachdem ſie einige Tage in Waſſer ausgelaugt, und dann im Backofen ge-
doͤrrt worden, wo ſich ihre Schaale abloͤſt, und ihr herber Geſchmack verliert,
taͤglich zu 1 Pfund.
Eicheln und
Roßkaſtanien.
In einigen Gegenden rechnet man viel auf die Laubfuͤtterung, die aus
Zweigen von Ruͤſtern, Linden, Pappeln, Ahorn, Eſchen und Erlen beſteht, und
in der Ordnung, wie ſie hier genannt worden, vorzuͤglicher ſeyn ſoll. Dieſe
Zweige werden im Julius am Stamme weggenommen, in Buͤndeln zuſam-
mengebunden, dann getrocknet und in den Taß oder auf den Boden gebracht,
um ſie den Schaafen, beſonders als Nebenfutter, in der Lammzeit zu geben.
Man theilt, wo dieſe Fuͤtterung regelmaͤßig betrieben wird, die dazu beſtimm-
ten Baͤume in drei Schlaͤge, und entlaubt alljaͤhrig einen. Der Reiſig wird,
wenn er abgefreſſen iſt, verbrannt.
§. 118.
Salz iſt den Schaafen allerdings zuweilen zutraͤglich, man muß es aber
als Arzenei, und nicht als regulaͤres Futter betrachten. Der Inſtinkt zum
Salzlecken aͤußert ſich bei den Schaafen, wenn ſie deſſen beduͤrfen. Man giebt
ihnen alſo Gelegenheit, dieſen zu befriedigen, ohne es ihnen auf das Futter zu
ſtreuen, indem man entweder ein Stuͤck Steinſalz im Stalle aufhaͤngt, oder
aus aufgeloͤſtem Salze und Mehl Kuchen macht, ſolche baͤckt, und ebenfalls
aufhaͤngt oder in die Krippen legt. Auch macht man eine ſogenannte Salz-
lecke aus aufgeloͤſtem Salze mit bittern und aromatiſchen Kraͤutern, Wermuth,
Bitterklee, Gentian, Karnobenedikten, Camillen, Reinfarm, Raute, Meliſſe,
Tymian und Meyran in einem hoͤlzernen Napfe. Man kann mit 1 Pfund auf
das Stuͤck jaͤhrlich ausreichen.
Salz.
§. 119.
Das Traͤnken iſt den Schaafen ſo noͤthig wie das Freſſen, und ihr Trieb
dazu muß oft genug befriedigt werden. Nur wenn man ſie nach der alten feh-
Traͤnken.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/441>, abgerufen am 22.11.2024.
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