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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schweinezucht.
§. 88.

Winternah-
rung.
Die Winterfütterung kann vortheilhaft seyn, entweder bei erheblichen
Brau- und Branntweinbrennereien und Molkereien, oder bei einem starken Brach-
fruchtbau. Bei größeren Molkereien pflegt es am meisten im Vorwinter an Fut-
ter zu fehlen. Es wird ihnen daher saure Milch mit Wasser verdünnt aufgeho-
ben, und außerdem sucht man sich mit Küchenabfall, Klaien, Mühlenstaub, Hin-
terkorn und Unkrautssaamen von Getreide, welche aber entweder geschroten oder
heiß angebrüht werden müssen, zu helfen. Wenn die Kühe zu kalben anfangen,
zu einer Zeit, wo ohnehin selten Käse gemacht wird, so ist dann Milchüberfluß
vorhanden. Ferner bei dem Brachfruchtbau, wo es an Futter nie fehlen kann,
wobei man jedoch zugleich alle oben erwähnte Abfälle mit benutzt.

Muß man den Schweinen gute Körner geben, so kommen sie in der Regel
zu hoch zu stehen. Auf der andern Seite aber müssen sie durchaus gut genährt
seyn, wenn Vortheil herauskommen soll. Durch gutes Futter kann ein einjähri-
ges Schwein zu demselben Werth gebracht werden, den ein zweijähriges hat, und
es frägt sich, ob es nicht vortheilhafter sey, das Futter, was man sonst in zwei
Jahren giebt, in einem zu geben?

§. 89.

Schweine-Be-
stand.
Bei der ganzen Einrichtung der Schweinezucht und Mastung muß der Land-
wirth ausmitteln, welche Art von Schweinen er in seiner Gegend am vortheil-
haftesten absetzen könne, und wie stark die Abnahme sey, die er für jede Art
wahrscheinlich finden werde. Man kann verkaufen

a) abgewöhnte Ferkel in Gegenden, wo es viele kleine Bauern und Gärtner
giebt, die eine Kuh halten und einige Schweine auf die Weide treiben dürfen;

b) Halbwächslinge oder klein Faselschweine nach der Ernte an solche Leute,
die sich ein Paar Hausschweine mästen, und eine Mittelgattung vorziehen, weil
sie wohlfeiler ist;

c) ganz ausgewachsene Schweine an Brauer und Branntweinbrenner in den
Städten, auch an andre Haushaltungen, die vielen Abfall haben oder für die
Schweine zusammenholen; überhaupt an alle, die keine Schweinezuzucht, aber
Mastfutter haben;

d) halbfette Fleischschweine zu jeder Zeit an die Fleischer;


e) voll
Die Schweinezucht.
§. 88.

Winternah-
rung.
Die Winterfuͤtterung kann vortheilhaft ſeyn, entweder bei erheblichen
Brau- und Branntweinbrennereien und Molkereien, oder bei einem ſtarken Brach-
fruchtbau. Bei groͤßeren Molkereien pflegt es am meiſten im Vorwinter an Fut-
ter zu fehlen. Es wird ihnen daher ſaure Milch mit Waſſer verduͤnnt aufgeho-
ben, und außerdem ſucht man ſich mit Kuͤchenabfall, Klaien, Muͤhlenſtaub, Hin-
terkorn und Unkrautsſaamen von Getreide, welche aber entweder geſchroten oder
heiß angebruͤht werden muͤſſen, zu helfen. Wenn die Kuͤhe zu kalben anfangen,
zu einer Zeit, wo ohnehin ſelten Kaͤſe gemacht wird, ſo iſt dann Milchuͤberfluß
vorhanden. Ferner bei dem Brachfruchtbau, wo es an Futter nie fehlen kann,
wobei man jedoch zugleich alle oben erwaͤhnte Abfaͤlle mit benutzt.

Muß man den Schweinen gute Koͤrner geben, ſo kommen ſie in der Regel
zu hoch zu ſtehen. Auf der andern Seite aber muͤſſen ſie durchaus gut genaͤhrt
ſeyn, wenn Vortheil herauskommen ſoll. Durch gutes Futter kann ein einjaͤhri-
ges Schwein zu demſelben Werth gebracht werden, den ein zweijaͤhriges hat, und
es fraͤgt ſich, ob es nicht vortheilhafter ſey, das Futter, was man ſonſt in zwei
Jahren giebt, in einem zu geben?

§. 89.

Schweine-Be-
ſtand.
Bei der ganzen Einrichtung der Schweinezucht und Maſtung muß der Land-
wirth ausmitteln, welche Art von Schweinen er in ſeiner Gegend am vortheil-
hafteſten abſetzen koͤnne, und wie ſtark die Abnahme ſey, die er fuͤr jede Art
wahrſcheinlich finden werde. Man kann verkaufen

a) abgewoͤhnte Ferkel in Gegenden, wo es viele kleine Bauern und Gaͤrtner
giebt, die eine Kuh halten und einige Schweine auf die Weide treiben duͤrfen;

b) Halbwaͤchslinge oder klein Faſelſchweine nach der Ernte an ſolche Leute,
die ſich ein Paar Hausſchweine maͤſten, und eine Mittelgattung vorziehen, weil
ſie wohlfeiler iſt;

c) ganz ausgewachſene Schweine an Brauer und Branntweinbrenner in den
Staͤdten, auch an andre Haushaltungen, die vielen Abfall haben oder fuͤr die
Schweine zuſammenholen; uͤberhaupt an alle, die keine Schweinezuzucht, aber
Maſtfutter haben;

d) halbfette Fleiſchſchweine zu jeder Zeit an die Fleiſcher;


e) voll
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[384/0408] Die Schweinezucht. §. 88. Die Winterfuͤtterung kann vortheilhaft ſeyn, entweder bei erheblichen Brau- und Branntweinbrennereien und Molkereien, oder bei einem ſtarken Brach- fruchtbau. Bei groͤßeren Molkereien pflegt es am meiſten im Vorwinter an Fut- ter zu fehlen. Es wird ihnen daher ſaure Milch mit Waſſer verduͤnnt aufgeho- ben, und außerdem ſucht man ſich mit Kuͤchenabfall, Klaien, Muͤhlenſtaub, Hin- terkorn und Unkrautsſaamen von Getreide, welche aber entweder geſchroten oder heiß angebruͤht werden muͤſſen, zu helfen. Wenn die Kuͤhe zu kalben anfangen, zu einer Zeit, wo ohnehin ſelten Kaͤſe gemacht wird, ſo iſt dann Milchuͤberfluß vorhanden. Ferner bei dem Brachfruchtbau, wo es an Futter nie fehlen kann, wobei man jedoch zugleich alle oben erwaͤhnte Abfaͤlle mit benutzt. Winternah- rung. Muß man den Schweinen gute Koͤrner geben, ſo kommen ſie in der Regel zu hoch zu ſtehen. Auf der andern Seite aber muͤſſen ſie durchaus gut genaͤhrt ſeyn, wenn Vortheil herauskommen ſoll. Durch gutes Futter kann ein einjaͤhri- ges Schwein zu demſelben Werth gebracht werden, den ein zweijaͤhriges hat, und es fraͤgt ſich, ob es nicht vortheilhafter ſey, das Futter, was man ſonſt in zwei Jahren giebt, in einem zu geben? §. 89. Bei der ganzen Einrichtung der Schweinezucht und Maſtung muß der Land- wirth ausmitteln, welche Art von Schweinen er in ſeiner Gegend am vortheil- hafteſten abſetzen koͤnne, und wie ſtark die Abnahme ſey, die er fuͤr jede Art wahrſcheinlich finden werde. Man kann verkaufen Schweine-Be- ſtand. a) abgewoͤhnte Ferkel in Gegenden, wo es viele kleine Bauern und Gaͤrtner giebt, die eine Kuh halten und einige Schweine auf die Weide treiben duͤrfen; b) Halbwaͤchslinge oder klein Faſelſchweine nach der Ernte an ſolche Leute, die ſich ein Paar Hausſchweine maͤſten, und eine Mittelgattung vorziehen, weil ſie wohlfeiler iſt; c) ganz ausgewachſene Schweine an Brauer und Branntweinbrenner in den Staͤdten, auch an andre Haushaltungen, die vielen Abfall haben oder fuͤr die Schweine zuſammenholen; uͤberhaupt an alle, die keine Schweinezuzucht, aber Maſtfutter haben; d) halbfette Fleiſchſchweine zu jeder Zeit an die Fleiſcher; e) voll

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/408>, abgerufen am 23.11.2024.