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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schweinezucht.

Wenn mehrere Säue zugleich ferkeln, und eine zu wenig Ferkel bringt,
so kann man ihr von andern, die zuviel haben, einige beilegen. Dies muß
aber sogleich geschehen, ehe sie aufsteht, damit sie es nicht merkt. Manchmal
kommen mehr Ferkel, als Zitzen da sind; kann man es dann nicht so machen,
so müssen die kleinsten gleich als Spanferkel geschlachtet werden -- für Liebhaber.

Gewöhnlich werfen Erstlingssäue wenigere Ferkel. Wirft eine solche aber
viele, so ist sie besonders schätzbar. Eine ältere Sau, die weniger als 8 bringt,
ist nicht viel werth. Säue, die einen außerordentlich tiefen, fast schleppenden
Bauch haben, sollen, gegen den Anschein, weniger Ferkel bringen.

Nach dem Ferkeln erhält die Sau gleich Gerstenschroottrank, und dann, so
lange sie säugt, gutes Futter, um viele Milch zu bekommen, saure Milch mit
Gerstenschroot, Kleie, Oehlkuchen, gut durchgerührt mit Wasser; keine unge-
wohnte Nahrung, die leicht ihr und den Ferkeln Durchfall zuziehen könnte; im-
mer gute und trockene, oft gewechselte Streu, jedoch nicht zu viel, damit sich die
Ferkel nicht darunter verkriechen.

§. 85.

Die Ferkel werden häufig mit 21/2 -- 3 Wochen verschnitten. Sie bleibenVerschneiden.
aber alsdann schwächlicher und unansehnlicher, hochbeiniger, als wenn sie erst
nach 6 Monaten geschnitten werden. Aber die Operation ist früh minder gefähr-
lich, und bei dem späten Schneiden müssen die männlichen und weiblichen im
Stalle und auf der Weide getrennt werden, bis es geschehen ist.

Beim Verschneiden fallen häufig verdrießliche Fehler vor, gegen die man
auf seiner Hut seyn muß, zumal wo es privilegirte Schweinschneider giebt. Die
Castration bei männlichen und bei weiblichen Thieren geschiehet manchmal unvoll-
kommen, wodurch sie zwar zur Fortpflanzung unfähig werden, aber dennoch geil
bleiben, und nicht nur sich selbst, sondern auch die ganze Heerde, wie man
sagt, abreiten.

Wenn Schweine verschnitten werden sollen, so müssen sie 24 Stunden vor-
her nur sehr mäßiges und nicht aufblähendes Futter haben. Man muß dann die
zu Sauschweinen zu behaltenden sorgfältig auswählen.

Nach dem Verschneiden läßt man sie in Ruhe liegen, giebt ihnen nur dün-
nen Trank von Leimkuchen und saurer Milch, bis sie wieder gesund sind.


Die Schweinezucht.

Wenn mehrere Saͤue zugleich ferkeln, und eine zu wenig Ferkel bringt,
ſo kann man ihr von andern, die zuviel haben, einige beilegen. Dies muß
aber ſogleich geſchehen, ehe ſie aufſteht, damit ſie es nicht merkt. Manchmal
kommen mehr Ferkel, als Zitzen da ſind; kann man es dann nicht ſo machen,
ſo muͤſſen die kleinſten gleich als Spanferkel geſchlachtet werden — fuͤr Liebhaber.

Gewoͤhnlich werfen Erſtlingsſaͤue wenigere Ferkel. Wirft eine ſolche aber
viele, ſo iſt ſie beſonders ſchaͤtzbar. Eine aͤltere Sau, die weniger als 8 bringt,
iſt nicht viel werth. Saͤue, die einen außerordentlich tiefen, faſt ſchleppenden
Bauch haben, ſollen, gegen den Anſchein, weniger Ferkel bringen.

Nach dem Ferkeln erhaͤlt die Sau gleich Gerſtenſchroottrank, und dann, ſo
lange ſie ſaͤugt, gutes Futter, um viele Milch zu bekommen, ſaure Milch mit
Gerſtenſchroot, Kleie, Oehlkuchen, gut durchgeruͤhrt mit Waſſer; keine unge-
wohnte Nahrung, die leicht ihr und den Ferkeln Durchfall zuziehen koͤnnte; im-
mer gute und trockene, oft gewechſelte Streu, jedoch nicht zu viel, damit ſich die
Ferkel nicht darunter verkriechen.

§. 85.

Die Ferkel werden haͤufig mit 2½ — 3 Wochen verſchnitten. Sie bleibenVerſchneiden.
aber alsdann ſchwaͤchlicher und unanſehnlicher, hochbeiniger, als wenn ſie erſt
nach 6 Monaten geſchnitten werden. Aber die Operation iſt fruͤh minder gefaͤhr-
lich, und bei dem ſpaͤten Schneiden muͤſſen die maͤnnlichen und weiblichen im
Stalle und auf der Weide getrennt werden, bis es geſchehen iſt.

Beim Verſchneiden fallen haͤufig verdrießliche Fehler vor, gegen die man
auf ſeiner Hut ſeyn muß, zumal wo es privilegirte Schweinſchneider giebt. Die
Caſtration bei maͤnnlichen und bei weiblichen Thieren geſchiehet manchmal unvoll-
kommen, wodurch ſie zwar zur Fortpflanzung unfaͤhig werden, aber dennoch geil
bleiben, und nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch die ganze Heerde, wie man
ſagt, abreiten.

Wenn Schweine verſchnitten werden ſollen, ſo muͤſſen ſie 24 Stunden vor-
her nur ſehr maͤßiges und nicht aufblaͤhendes Futter haben. Man muß dann die
zu Sauſchweinen zu behaltenden ſorgfaͤltig auswaͤhlen.

Nach dem Verſchneiden laͤßt man ſie in Ruhe liegen, giebt ihnen nur duͤn-
nen Trank von Leimkuchen und ſaurer Milch, bis ſie wieder geſund ſind.


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[381/0405] Die Schweinezucht. Wenn mehrere Saͤue zugleich ferkeln, und eine zu wenig Ferkel bringt, ſo kann man ihr von andern, die zuviel haben, einige beilegen. Dies muß aber ſogleich geſchehen, ehe ſie aufſteht, damit ſie es nicht merkt. Manchmal kommen mehr Ferkel, als Zitzen da ſind; kann man es dann nicht ſo machen, ſo muͤſſen die kleinſten gleich als Spanferkel geſchlachtet werden — fuͤr Liebhaber. Gewoͤhnlich werfen Erſtlingsſaͤue wenigere Ferkel. Wirft eine ſolche aber viele, ſo iſt ſie beſonders ſchaͤtzbar. Eine aͤltere Sau, die weniger als 8 bringt, iſt nicht viel werth. Saͤue, die einen außerordentlich tiefen, faſt ſchleppenden Bauch haben, ſollen, gegen den Anſchein, weniger Ferkel bringen. Nach dem Ferkeln erhaͤlt die Sau gleich Gerſtenſchroottrank, und dann, ſo lange ſie ſaͤugt, gutes Futter, um viele Milch zu bekommen, ſaure Milch mit Gerſtenſchroot, Kleie, Oehlkuchen, gut durchgeruͤhrt mit Waſſer; keine unge- wohnte Nahrung, die leicht ihr und den Ferkeln Durchfall zuziehen koͤnnte; im- mer gute und trockene, oft gewechſelte Streu, jedoch nicht zu viel, damit ſich die Ferkel nicht darunter verkriechen. §. 85. Die Ferkel werden haͤufig mit 2½ — 3 Wochen verſchnitten. Sie bleiben aber alsdann ſchwaͤchlicher und unanſehnlicher, hochbeiniger, als wenn ſie erſt nach 6 Monaten geſchnitten werden. Aber die Operation iſt fruͤh minder gefaͤhr- lich, und bei dem ſpaͤten Schneiden muͤſſen die maͤnnlichen und weiblichen im Stalle und auf der Weide getrennt werden, bis es geſchehen iſt. Verſchneiden. Beim Verſchneiden fallen haͤufig verdrießliche Fehler vor, gegen die man auf ſeiner Hut ſeyn muß, zumal wo es privilegirte Schweinſchneider giebt. Die Caſtration bei maͤnnlichen und bei weiblichen Thieren geſchiehet manchmal unvoll- kommen, wodurch ſie zwar zur Fortpflanzung unfaͤhig werden, aber dennoch geil bleiben, und nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch die ganze Heerde, wie man ſagt, abreiten. Wenn Schweine verſchnitten werden ſollen, ſo muͤſſen ſie 24 Stunden vor- her nur ſehr maͤßiges und nicht aufblaͤhendes Futter haben. Man muß dann die zu Sauſchweinen zu behaltenden ſorgfaͤltig auswaͤhlen. Nach dem Verſchneiden laͤßt man ſie in Ruhe liegen, giebt ihnen nur duͤn- nen Trank von Leimkuchen und ſaurer Milch, bis ſie wieder geſund ſind.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/405>, abgerufen am 21.11.2024.