Vormals spielte der Mond bei der Auswahl der Saatzeit eine große Rolle, und gewisse Saamen mußten beim zunehmenden, andere beim abnehmenden Lichte in die Erde gebracht werden. Man hatte die darüber angenommenen Re- geln beinahe vergessen, wie neulich ein erfahrner und geschickter amerikanischer Gärtner nach seinen Erfahrungen die Meinungen hierüber wieder in Anregung brachte und mehrere Engländer ihm darin beipflichteten. Ein Physiker will dem zu Folge die Wirkung des Mondes dadurch erklären, daß den eben aufkeimenden Pflanzen die ununterbrochene Reizung des Lichtes in mondhellen Nächten nach- theilig werden könne, da wir wissen, daß allen Pflanzen in diesem Zustande das Licht nicht vortheilhaft sey. Wir warten billig aber mehrere Bestätigungen durch genaue Beobachtungen und Versuche ab, bevor wir uns besondere Rücksicht darauf zu nehmen entschließen.
§. 10.
Jeder Saame darf nur eine ihm angemessene Bedeckung mit Erde haben.Unterbrin- gung der Saat. Ist diese für ihn nicht zu stark, so liegt er allerdings in einer größeren Vertiefung besser, weil er daselbst die nöthige Feuchtigkeit findet und auch in seinen jungen Wurzeltrieben nicht zu verdorren oder von Erde entblößt oder durch den Frost herausgehoben zu werden Gefahr läuft. Aber eine zu starke Bedeckung kann seine Keimung ganz verhindern, oder doch das Hervortreten seines Saamenblatts erschweren und unterdrücken. Im allgemeinen kann man annehmen, daß, je größer die Saamenkörner sind, sie eine desto stärkere Bedeckung ertragen; wo- gegen feine Saamen nur äußerst flach bedeckt werden dürfen.
Beim Ackerbau unterscheidet man daher drei Arten von Unterbringung der Saat, nämlich:
a) das Unterpflügen,
b) das Aufsäen auf die rauhe Pflugfurche und Eineggen,
c) das Aufsäen nach der abgeeggeten Furche und nochmaliges Ueberziehen mit der Egge oder Walze nach der Aussaat.
Hierzu kann man
d) noch das Unterbringen mit dem Exstirpator oder einer ähnlichen Ma- schine zählen.
Die Saat.
Vormals ſpielte der Mond bei der Auswahl der Saatzeit eine große Rolle, und gewiſſe Saamen mußten beim zunehmenden, andere beim abnehmenden Lichte in die Erde gebracht werden. Man hatte die daruͤber angenommenen Re- geln beinahe vergeſſen, wie neulich ein erfahrner und geſchickter amerikaniſcher Gaͤrtner nach ſeinen Erfahrungen die Meinungen hieruͤber wieder in Anregung brachte und mehrere Englaͤnder ihm darin beipflichteten. Ein Phyſiker will dem zu Folge die Wirkung des Mondes dadurch erklaͤren, daß den eben aufkeimenden Pflanzen die ununterbrochene Reizung des Lichtes in mondhellen Naͤchten nach- theilig werden koͤnne, da wir wiſſen, daß allen Pflanzen in dieſem Zuſtande das Licht nicht vortheilhaft ſey. Wir warten billig aber mehrere Beſtaͤtigungen durch genaue Beobachtungen und Verſuche ab, bevor wir uns beſondere Ruͤckſicht darauf zu nehmen entſchließen.
§. 10.
Jeder Saame darf nur eine ihm angemeſſene Bedeckung mit Erde haben.Unterbrin- gung der Saat. Iſt dieſe fuͤr ihn nicht zu ſtark, ſo liegt er allerdings in einer groͤßeren Vertiefung beſſer, weil er daſelbſt die noͤthige Feuchtigkeit findet und auch in ſeinen jungen Wurzeltrieben nicht zu verdorren oder von Erde entbloͤßt oder durch den Froſt herausgehoben zu werden Gefahr laͤuft. Aber eine zu ſtarke Bedeckung kann ſeine Keimung ganz verhindern, oder doch das Hervortreten ſeines Saamenblatts erſchweren und unterdruͤcken. Im allgemeinen kann man annehmen, daß, je groͤßer die Saamenkoͤrner ſind, ſie eine deſto ſtaͤrkere Bedeckung ertragen; wo- gegen feine Saamen nur aͤußerſt flach bedeckt werden duͤrfen.
Beim Ackerbau unterſcheidet man daher drei Arten von Unterbringung der Saat, naͤmlich:
a) das Unterpfluͤgen,
b) das Aufſaͤen auf die rauhe Pflugfurche und Eineggen,
c) das Aufſaͤen nach der abgeeggeten Furche und nochmaliges Ueberziehen mit der Egge oder Walze nach der Ausſaat.
Hierzu kann man
d) noch das Unterbringen mit dem Exſtirpator oder einer aͤhnlichen Ma- ſchine zaͤhlen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0039"n="15"/><fwplace="top"type="header">Die Saat.</fw><lb/><p>Vormals ſpielte der Mond bei der Auswahl der Saatzeit eine große Rolle,<lb/>
und gewiſſe Saamen mußten beim zunehmenden, andere beim abnehmenden<lb/>
Lichte in die Erde gebracht werden. Man hatte die daruͤber angenommenen Re-<lb/>
geln beinahe vergeſſen, wie neulich ein erfahrner und geſchickter amerikaniſcher<lb/>
Gaͤrtner nach ſeinen Erfahrungen die Meinungen hieruͤber wieder in Anregung<lb/>
brachte und mehrere Englaͤnder ihm darin beipflichteten. Ein Phyſiker will dem<lb/>
zu Folge die Wirkung des Mondes dadurch erklaͤren, daß den eben aufkeimenden<lb/>
Pflanzen die ununterbrochene Reizung des Lichtes in mondhellen Naͤchten nach-<lb/>
theilig werden koͤnne, da wir wiſſen, daß allen Pflanzen in dieſem Zuſtande das<lb/>
Licht nicht vortheilhaft ſey. Wir warten billig aber mehrere Beſtaͤtigungen durch<lb/>
genaue Beobachtungen und Verſuche ab, bevor wir uns beſondere Ruͤckſicht<lb/>
darauf zu nehmen entſchließen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 10.</head><lb/><p>Jeder Saame darf nur eine ihm angemeſſene Bedeckung mit Erde haben.<noteplace="right">Unterbrin-<lb/>
gung der<lb/>
Saat.</note><lb/>
Iſt dieſe fuͤr ihn nicht zu ſtark, ſo liegt er allerdings in einer groͤßeren Vertiefung<lb/>
beſſer, weil er daſelbſt die noͤthige Feuchtigkeit findet und auch in ſeinen jungen<lb/>
Wurzeltrieben nicht zu verdorren oder von Erde entbloͤßt oder durch den Froſt<lb/>
herausgehoben zu werden Gefahr laͤuft. Aber eine zu ſtarke Bedeckung kann<lb/>ſeine Keimung ganz verhindern, oder doch das Hervortreten ſeines Saamenblatts<lb/>
erſchweren und unterdruͤcken. Im allgemeinen kann man annehmen, daß, je<lb/>
groͤßer die Saamenkoͤrner ſind, ſie eine deſto ſtaͤrkere Bedeckung ertragen; wo-<lb/>
gegen feine Saamen nur aͤußerſt flach bedeckt werden duͤrfen.</p><lb/><p>Beim Ackerbau unterſcheidet man daher drei Arten von Unterbringung der<lb/>
Saat, naͤmlich:</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">a</hi>) das Unterpfluͤgen,</item><lb/><item><hirendition="#aq">b</hi>) das Aufſaͤen auf die rauhe Pflugfurche und Eineggen,</item><lb/><item><hirendition="#aq">c</hi>) das Aufſaͤen nach der abgeeggeten Furche und nochmaliges Ueberziehen<lb/>
mit der Egge oder Walze nach der Ausſaat.</item></list><lb/><p>Hierzu kann man</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">d</hi>) noch das Unterbringen mit dem Exſtirpator oder einer aͤhnlichen Ma-<lb/>ſchine zaͤhlen.</item></list><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[15/0039]
Die Saat.
Vormals ſpielte der Mond bei der Auswahl der Saatzeit eine große Rolle,
und gewiſſe Saamen mußten beim zunehmenden, andere beim abnehmenden
Lichte in die Erde gebracht werden. Man hatte die daruͤber angenommenen Re-
geln beinahe vergeſſen, wie neulich ein erfahrner und geſchickter amerikaniſcher
Gaͤrtner nach ſeinen Erfahrungen die Meinungen hieruͤber wieder in Anregung
brachte und mehrere Englaͤnder ihm darin beipflichteten. Ein Phyſiker will dem
zu Folge die Wirkung des Mondes dadurch erklaͤren, daß den eben aufkeimenden
Pflanzen die ununterbrochene Reizung des Lichtes in mondhellen Naͤchten nach-
theilig werden koͤnne, da wir wiſſen, daß allen Pflanzen in dieſem Zuſtande das
Licht nicht vortheilhaft ſey. Wir warten billig aber mehrere Beſtaͤtigungen durch
genaue Beobachtungen und Verſuche ab, bevor wir uns beſondere Ruͤckſicht
darauf zu nehmen entſchließen.
§. 10.
Jeder Saame darf nur eine ihm angemeſſene Bedeckung mit Erde haben.
Iſt dieſe fuͤr ihn nicht zu ſtark, ſo liegt er allerdings in einer groͤßeren Vertiefung
beſſer, weil er daſelbſt die noͤthige Feuchtigkeit findet und auch in ſeinen jungen
Wurzeltrieben nicht zu verdorren oder von Erde entbloͤßt oder durch den Froſt
herausgehoben zu werden Gefahr laͤuft. Aber eine zu ſtarke Bedeckung kann
ſeine Keimung ganz verhindern, oder doch das Hervortreten ſeines Saamenblatts
erſchweren und unterdruͤcken. Im allgemeinen kann man annehmen, daß, je
groͤßer die Saamenkoͤrner ſind, ſie eine deſto ſtaͤrkere Bedeckung ertragen; wo-
gegen feine Saamen nur aͤußerſt flach bedeckt werden duͤrfen.
Unterbrin-
gung der
Saat.
Beim Ackerbau unterſcheidet man daher drei Arten von Unterbringung der
Saat, naͤmlich:
a) das Unterpfluͤgen,
b) das Aufſaͤen auf die rauhe Pflugfurche und Eineggen,
c) das Aufſaͤen nach der abgeeggeten Furche und nochmaliges Ueberziehen
mit der Egge oder Walze nach der Ausſaat.
Hierzu kann man
d) noch das Unterbringen mit dem Exſtirpator oder einer aͤhnlichen Ma-
ſchine zaͤhlen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/39>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.