Er ist mehr oder minder ausdauernd, je nachdem ihm der Boden zusagt. Oft hält er sich nur bis ins dritte Jahr nach seiner Aussaat und verliert sich im vierten. Bei einer scharfen Behütung mit Schaafen aber kann er auch früher ausgehen, weil diese seinen Stamm und selbst die Wurzeln in der Erde anfressen und auskratzen.
§. 361.
Um den Saamen zu gewinnen, mähet man ihn gewöhnlich ab, wobei aberSaamenge- winnung. immer viele Köpfe stehen bleiben. Will man von einem kleinen Flecke vielen Saamen haben, so ist es rathsamer, seine Saamenköpfe von Weibern und Kin- dern abpflücken oder mit der Scheere abschneiden zu lassen. Diese Arbeit bezalt sich immer. Oder aber man sammelt ihn in einen Beutel, woran vorn ein kammähnliches Eisen befestiget ist, mit welchem man über den Klee herstreift, die Blütköpfe abreißt, die dann in den Beutel, der oben mit einem Bügel ausein- ander gespannt ist, fallen. Im übrigen wird er eben so wie der rothe Klee behandelt.
§. 362.
Man hat verschiedene andere Kleearten zum Anbau empfohlen.
Der Erdbeerklee, Trifolium fragiferum,
kommt dem weißen Klee in seiner Natur und Ansehen sehr gleich, und unter- scheidet sich nur durch seine erdbeerförmigen Saamenköpfe. Er ist ebenfalls eine einheimische Pflanze, und scheint fast dichtere Blätter wie der kriechende Klee zu bekommen. Doch kennen wir noch keine im Großen damit gemachte Versuche.
Das Trifolium flexuosum, das alpestre und das rubens, hat man statt des rothen Klees empfohlen, weil sie beide auf schlechterem Boden besser wie der gewöhnliche Klee gedeihen sollen. Sie sind aber auch minder zuträglich, und haben nicht die weichen und mastigen Blätter des Wiesenklees.
Das Trifolium melilothus nähert sich in seinem Wuchse, und in seinem Anbau mehr der Luzerne und ist als ein Surrogat derselben anzusehen. Das mit blauen Blumen hat einen zu starken Geruch; das gelbblühende hat ihn min- der, und am wenigsten das weißblühende. Deshalb nimmt man das letztere am liebsten. Indessen giebt er doch der Milch und Butter einigen Beischmack, den manche aber nicht für unangenehm halten, bei dem Käse aber sehr schätzen.
Vierter Theil. M m
Der Erdbeerklee.
Er iſt mehr oder minder ausdauernd, je nachdem ihm der Boden zuſagt. Oft haͤlt er ſich nur bis ins dritte Jahr nach ſeiner Ausſaat und verliert ſich im vierten. Bei einer ſcharfen Behuͤtung mit Schaafen aber kann er auch fruͤher ausgehen, weil dieſe ſeinen Stamm und ſelbſt die Wurzeln in der Erde anfreſſen und auskratzen.
§. 361.
Um den Saamen zu gewinnen, maͤhet man ihn gewoͤhnlich ab, wobei aberSaamenge- winnung. immer viele Koͤpfe ſtehen bleiben. Will man von einem kleinen Flecke vielen Saamen haben, ſo iſt es rathſamer, ſeine Saamenkoͤpfe von Weibern und Kin- dern abpfluͤcken oder mit der Scheere abſchneiden zu laſſen. Dieſe Arbeit bezalt ſich immer. Oder aber man ſammelt ihn in einen Beutel, woran vorn ein kammaͤhnliches Eiſen befeſtiget iſt, mit welchem man uͤber den Klee herſtreift, die Bluͤtkoͤpfe abreißt, die dann in den Beutel, der oben mit einem Buͤgel ausein- ander geſpannt iſt, fallen. Im uͤbrigen wird er eben ſo wie der rothe Klee behandelt.
§. 362.
Man hat verſchiedene andere Kleearten zum Anbau empfohlen.
Der Erdbeerklee, Trifolium fragiferum,
kommt dem weißen Klee in ſeiner Natur und Anſehen ſehr gleich, und unter- ſcheidet ſich nur durch ſeine erdbeerfoͤrmigen Saamenkoͤpfe. Er iſt ebenfalls eine einheimiſche Pflanze, und ſcheint faſt dichtere Blaͤtter wie der kriechende Klee zu bekommen. Doch kennen wir noch keine im Großen damit gemachte Verſuche.
Das Trifolium flexuosum, das alpestre und das rubens, hat man ſtatt des rothen Klees empfohlen, weil ſie beide auf ſchlechterem Boden beſſer wie der gewoͤhnliche Klee gedeihen ſollen. Sie ſind aber auch minder zutraͤglich, und haben nicht die weichen und maſtigen Blaͤtter des Wieſenklees.
Das Trifolium melilothus naͤhert ſich in ſeinem Wuchſe, und in ſeinem Anbau mehr der Luzerne und iſt als ein Surrogat derſelben anzuſehen. Das mit blauen Blumen hat einen zu ſtarken Geruch; das gelbbluͤhende hat ihn min- der, und am wenigſten das weißbluͤhende. Deshalb nimmt man das letztere am liebſten. Indeſſen giebt er doch der Milch und Butter einigen Beiſchmack, den manche aber nicht fuͤr unangenehm halten, bei dem Kaͤſe aber ſehr ſchaͤtzen.
Vierter Theil. M m
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Der Erdbeerklee.
Er iſt mehr oder minder ausdauernd, je nachdem ihm der Boden zuſagt.
Oft haͤlt er ſich nur bis ins dritte Jahr nach ſeiner Ausſaat und verliert ſich im
vierten. Bei einer ſcharfen Behuͤtung mit Schaafen aber kann er auch fruͤher
ausgehen, weil dieſe ſeinen Stamm und ſelbſt die Wurzeln in der Erde anfreſſen
und auskratzen.
§. 361.
Um den Saamen zu gewinnen, maͤhet man ihn gewoͤhnlich ab, wobei aber
immer viele Koͤpfe ſtehen bleiben. Will man von einem kleinen Flecke vielen
Saamen haben, ſo iſt es rathſamer, ſeine Saamenkoͤpfe von Weibern und Kin-
dern abpfluͤcken oder mit der Scheere abſchneiden zu laſſen. Dieſe Arbeit bezalt
ſich immer. Oder aber man ſammelt ihn in einen Beutel, woran vorn ein
kammaͤhnliches Eiſen befeſtiget iſt, mit welchem man uͤber den Klee herſtreift,
die Bluͤtkoͤpfe abreißt, die dann in den Beutel, der oben mit einem Buͤgel ausein-
ander geſpannt iſt, fallen. Im uͤbrigen wird er eben ſo wie der rothe Klee behandelt.
Saamenge-
winnung.
§. 362.
Man hat verſchiedene andere Kleearten zum Anbau empfohlen.
Der Erdbeerklee, Trifolium fragiferum,
kommt dem weißen Klee in ſeiner Natur und Anſehen ſehr gleich, und unter-
ſcheidet ſich nur durch ſeine erdbeerfoͤrmigen Saamenkoͤpfe. Er iſt ebenfalls eine
einheimiſche Pflanze, und ſcheint faſt dichtere Blaͤtter wie der kriechende Klee zu
bekommen. Doch kennen wir noch keine im Großen damit gemachte Verſuche.
Das Trifolium flexuosum, das alpestre und das rubens, hat man
ſtatt des rothen Klees empfohlen, weil ſie beide auf ſchlechterem Boden beſſer wie
der gewoͤhnliche Klee gedeihen ſollen. Sie ſind aber auch minder zutraͤglich, und
haben nicht die weichen und maſtigen Blaͤtter des Wieſenklees.
Das Trifolium melilothus naͤhert ſich in ſeinem Wuchſe, und in ſeinem
Anbau mehr der Luzerne und iſt als ein Surrogat derſelben anzuſehen. Das
mit blauen Blumen hat einen zu ſtarken Geruch; das gelbbluͤhende hat ihn min-
der, und am wenigſten das weißbluͤhende. Deshalb nimmt man das letztere am
liebſten. Indeſſen giebt er doch der Milch und Butter einigen Beiſchmack, den
manche aber nicht fuͤr unangenehm halten, bei dem Kaͤſe aber ſehr ſchaͤtzen.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/297>, abgerufen am 16.07.2024.
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