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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futtergewächse.
§. 328.

Durchwinte-
rung.
Einen mäßigen Frost können die Möhren wohl ertragen, aber wenn sie
ganz davon durchdrungen sind, faulen sie doch nach dem Aufthauen leicht.
Auf der andern Seite kommen sie bei einer höheren Temperatur, wenn sie
stark aufgehäuft liegen, leicht in Gährung und gehen in Fäulniß über. Ihre
Aufbewahrung durch den Winter ist demnach schwierig, und die sicherste Art
ist die, sie mit trocknem Sande oder mit Stroh aufzuschichten, entweder in
Kellern oder auch in Feimen, die man bei dem Eintritte der stärkern Kälte
mit Stroh und dann mit Erde bedeckt, wie bei den Kartoffeln; ihnen aber
noch sorgfältiger bei gelinder Temperatur Luft giebt. In Erdgruben darf man
nur sehr kleine Haufen von wenigen Scheffeln zusammenbringen.

§. 328.

Gebrauch.Die Möhren sind ein sehr gedeihliches Futter für alles Vieh, übertreffen
darin alle Rübenarten, und thun es nach der Erfahrung mancher Viehmäster,
vorzüglich bei den Schweinen, den Kartoffeln, die doch weit mehr feste Theile
enthalten, noch zuvor. In vielen Gegenden hält man sie unbedingt für das
vortheilhafteste Futter, was man den Schweinen geben kann. Ein anony-
mer Schriftsteller hat neulich in der landwirthschaftlichen Zeitung behauptet,
daß sie der Milcherzeugung beim Rindvieh nachtheilig wären. Es ist unbe-
greiflich, wie so einseitige unverbürgte Angaben einen solchen Eindruck machen
können, wie diese zum Beispiel gemacht hat. Es haben ihn andre, nach
ihrer Erfahrung widerlegt. Sie wirken sehr gut auch auf die Milch!

Es ist auch bei uns längst bekannt, daß sie von den Pferden sehr gern
gefressen werden, und ihnen sehr gesund seyn, weswegen sie als ein Kurmittel
für erhitzte Pferde angewendet werden. Aber daß man die Pferde bei der
schwersten Arbeit damit ein halbes Jahr einzig und allein bei vollen Kräften
erhalten könne, haben wir erst von den Engländern, besonders von Suffolk,
erfahren, wie ich im 1sten Bande meiner englischen Landwirthschaft ausführ-
licher erzählt habe. Ein Pferd muß aber täglich 70 bis 80 Pfd. neben 8 Pfd.
Heu erhalten.


Futtergewaͤchſe.
§. 328.

Durchwinte-
rung.
Einen maͤßigen Froſt koͤnnen die Moͤhren wohl ertragen, aber wenn ſie
ganz davon durchdrungen ſind, faulen ſie doch nach dem Aufthauen leicht.
Auf der andern Seite kommen ſie bei einer hoͤheren Temperatur, wenn ſie
ſtark aufgehaͤuft liegen, leicht in Gaͤhrung und gehen in Faͤulniß uͤber. Ihre
Aufbewahrung durch den Winter iſt demnach ſchwierig, und die ſicherſte Art
iſt die, ſie mit trocknem Sande oder mit Stroh aufzuſchichten, entweder in
Kellern oder auch in Feimen, die man bei dem Eintritte der ſtaͤrkern Kaͤlte
mit Stroh und dann mit Erde bedeckt, wie bei den Kartoffeln; ihnen aber
noch ſorgfaͤltiger bei gelinder Temperatur Luft giebt. In Erdgruben darf man
nur ſehr kleine Haufen von wenigen Scheffeln zuſammenbringen.

§. 328.

Gebrauch.Die Moͤhren ſind ein ſehr gedeihliches Futter fuͤr alles Vieh, uͤbertreffen
darin alle Ruͤbenarten, und thun es nach der Erfahrung mancher Viehmaͤſter,
vorzuͤglich bei den Schweinen, den Kartoffeln, die doch weit mehr feſte Theile
enthalten, noch zuvor. In vielen Gegenden haͤlt man ſie unbedingt fuͤr das
vortheilhafteſte Futter, was man den Schweinen geben kann. Ein anony-
mer Schriftſteller hat neulich in der landwirthſchaftlichen Zeitung behauptet,
daß ſie der Milcherzeugung beim Rindvieh nachtheilig waͤren. Es iſt unbe-
greiflich, wie ſo einſeitige unverbuͤrgte Angaben einen ſolchen Eindruck machen
koͤnnen, wie dieſe zum Beiſpiel gemacht hat. Es haben ihn andre, nach
ihrer Erfahrung widerlegt. Sie wirken ſehr gut auch auf die Milch!

Es iſt auch bei uns laͤngſt bekannt, daß ſie von den Pferden ſehr gern
gefreſſen werden, und ihnen ſehr geſund ſeyn, weswegen ſie als ein Kurmittel
fuͤr erhitzte Pferde angewendet werden. Aber daß man die Pferde bei der
ſchwerſten Arbeit damit ein halbes Jahr einzig und allein bei vollen Kraͤften
erhalten koͤnne, haben wir erſt von den Englaͤndern, beſonders von Suffolk,
erfahren, wie ich im 1ſten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft ausfuͤhr-
licher erzaͤhlt habe. Ein Pferd muß aber taͤglich 70 bis 80 Pfd. neben 8 Pfd.
Heu erhalten.


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[246/0270] Futtergewaͤchſe. §. 328. Einen maͤßigen Froſt koͤnnen die Moͤhren wohl ertragen, aber wenn ſie ganz davon durchdrungen ſind, faulen ſie doch nach dem Aufthauen leicht. Auf der andern Seite kommen ſie bei einer hoͤheren Temperatur, wenn ſie ſtark aufgehaͤuft liegen, leicht in Gaͤhrung und gehen in Faͤulniß uͤber. Ihre Aufbewahrung durch den Winter iſt demnach ſchwierig, und die ſicherſte Art iſt die, ſie mit trocknem Sande oder mit Stroh aufzuſchichten, entweder in Kellern oder auch in Feimen, die man bei dem Eintritte der ſtaͤrkern Kaͤlte mit Stroh und dann mit Erde bedeckt, wie bei den Kartoffeln; ihnen aber noch ſorgfaͤltiger bei gelinder Temperatur Luft giebt. In Erdgruben darf man nur ſehr kleine Haufen von wenigen Scheffeln zuſammenbringen. Durchwinte- rung. §. 328. Die Moͤhren ſind ein ſehr gedeihliches Futter fuͤr alles Vieh, uͤbertreffen darin alle Ruͤbenarten, und thun es nach der Erfahrung mancher Viehmaͤſter, vorzuͤglich bei den Schweinen, den Kartoffeln, die doch weit mehr feſte Theile enthalten, noch zuvor. In vielen Gegenden haͤlt man ſie unbedingt fuͤr das vortheilhafteſte Futter, was man den Schweinen geben kann. Ein anony- mer Schriftſteller hat neulich in der landwirthſchaftlichen Zeitung behauptet, daß ſie der Milcherzeugung beim Rindvieh nachtheilig waͤren. Es iſt unbe- greiflich, wie ſo einſeitige unverbuͤrgte Angaben einen ſolchen Eindruck machen koͤnnen, wie dieſe zum Beiſpiel gemacht hat. Es haben ihn andre, nach ihrer Erfahrung widerlegt. Sie wirken ſehr gut auch auf die Milch! Gebrauch. Es iſt auch bei uns laͤngſt bekannt, daß ſie von den Pferden ſehr gern gefreſſen werden, und ihnen ſehr geſund ſeyn, weswegen ſie als ein Kurmittel fuͤr erhitzte Pferde angewendet werden. Aber daß man die Pferde bei der ſchwerſten Arbeit damit ein halbes Jahr einzig und allein bei vollen Kraͤften erhalten koͤnne, haben wir erſt von den Englaͤndern, beſonders von Suffolk, erfahren, wie ich im 1ſten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft ausfuͤhr- licher erzaͤhlt habe. Ein Pferd muß aber taͤglich 70 bis 80 Pfd. neben 8 Pfd. Heu erhalten.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/270>, abgerufen am 29.11.2024.