Der Kohl erfordert einen thonigen, in kräftiger Kultur befindlichen, oderBoden und Bestellung. aber einen sehr humosen feucht liegenden Acker. Der thonige Boden muß mit starkem warmen Dünger tüchtig durchgearbeitet werden, und dann giebt man ihm vor der letzten Furche wo möglich noch einen Hürdenschlag, oder befährt ihn mit Jauche. Aber auch der reiche humose Boden verlangt zum Kohl eine Dün- gung, vielleicht mehr um auflösend, als um nährend zu wirken. Ueber die Er- ziehung der Pflanzen und die Verpflanzung ist das nöthige oben beim Hackfrucht- bau im Allgemeinen gesagt worden. Der Kohl kann zwar auch auf der Stelle, wo er stehen bleiben soll, gesäet, und der Ueberfluß von Pflanzen ausgehackt werden; diese Methode ist aber wohl nur auf sehr reinem Boden anwendbar. Man muß vorzüglich Sorge tragen, recht frühe Pflanzen zu haben, um die Aus- pflanzung noch im Mai, wenn die Witterung günstig ist, verrichten zu können.
§. 316.
Er wird geschaufelt und dann wiederholt angehäuft, bis seine Blätter dasVegetations- periode. ganze Feld bedecken. Im nächsten Umkreise der Pflanzen ist zuweilen eine Lok- kerung und Zerstörung des Unkrauts mit der Handhacke nöthig.
Wenn er seine Blätter von selbst abzuwerfen anfängt, dann, nicht früher, kann man ihn ohne Nachtheil abblatten. Nach dem Abblatten ist ihm eine neue Anhäufung von Erde wohlthätig. Er stößt alsdann neue Blätter ab.
§. 317.
Die Köpfe werden zu Ende Oktobers, oder auch später, ausgestochen oderErnte. ausgehauen. Wenn sie jedoch bei feuchter Witterung zu platzen anfangen, muß es früher geschehen. Man läßt den Strunk mit den äußeren Blättern, oder den Schlauch stehen, und holt ihn dann nach Bedürfniß zum Verfüttern ein. Bei großem Ueberfluß läßt man ihn auch wohl vom Vieh auf dem Felde abfressen.
§. 318.
Es ist vielleicht kein Gewächs, was auf dem dazu geeigneten Boden eineBenutzung. so große Masse giebt, wie dieses. Man hat bloß an Köpfen über 500 Ctnr. vom Morgen gewonnen; 300 Ctnr. sind nichts ungewöhnliches. Mehrentheils wird der Kohl zum Verkauf gebauet, und dies geschieht mit großem Vortheil von solchen, die Kohlland in Gegenden besitzen, wo es nicht häufig vorkommt.
Vierter Theil. H h
Der Kopfkohl.
§. 315.
Der Kohl erfordert einen thonigen, in kraͤftiger Kultur befindlichen, oderBoden und Beſtellung. aber einen ſehr humoſen feucht liegenden Acker. Der thonige Boden muß mit ſtarkem warmen Duͤnger tuͤchtig durchgearbeitet werden, und dann giebt man ihm vor der letzten Furche wo moͤglich noch einen Huͤrdenſchlag, oder befaͤhrt ihn mit Jauche. Aber auch der reiche humoſe Boden verlangt zum Kohl eine Duͤn- gung, vielleicht mehr um aufloͤſend, als um naͤhrend zu wirken. Ueber die Er- ziehung der Pflanzen und die Verpflanzung iſt das noͤthige oben beim Hackfrucht- bau im Allgemeinen geſagt worden. Der Kohl kann zwar auch auf der Stelle, wo er ſtehen bleiben ſoll, geſaͤet, und der Ueberfluß von Pflanzen ausgehackt werden; dieſe Methode iſt aber wohl nur auf ſehr reinem Boden anwendbar. Man muß vorzuͤglich Sorge tragen, recht fruͤhe Pflanzen zu haben, um die Aus- pflanzung noch im Mai, wenn die Witterung guͤnſtig iſt, verrichten zu koͤnnen.
§. 316.
Er wird geſchaufelt und dann wiederholt angehaͤuft, bis ſeine Blaͤtter dasVegetations- periode. ganze Feld bedecken. Im naͤchſten Umkreiſe der Pflanzen iſt zuweilen eine Lok- kerung und Zerſtoͤrung des Unkrauts mit der Handhacke noͤthig.
Wenn er ſeine Blaͤtter von ſelbſt abzuwerfen anfaͤngt, dann, nicht fruͤher, kann man ihn ohne Nachtheil abblatten. Nach dem Abblatten iſt ihm eine neue Anhaͤufung von Erde wohlthaͤtig. Er ſtoͤßt alsdann neue Blaͤtter ab.
§. 317.
Die Koͤpfe werden zu Ende Oktobers, oder auch ſpaͤter, ausgeſtochen oderErnte. ausgehauen. Wenn ſie jedoch bei feuchter Witterung zu platzen anfangen, muß es fruͤher geſchehen. Man laͤßt den Strunk mit den aͤußeren Blaͤttern, oder den Schlauch ſtehen, und holt ihn dann nach Beduͤrfniß zum Verfuͤttern ein. Bei großem Ueberfluß laͤßt man ihn auch wohl vom Vieh auf dem Felde abfreſſen.
§. 318.
Es iſt vielleicht kein Gewaͤchs, was auf dem dazu geeigneten Boden eineBenutzung. ſo große Maſſe giebt, wie dieſes. Man hat bloß an Koͤpfen uͤber 500 Ctnr. vom Morgen gewonnen; 300 Ctnr. ſind nichts ungewoͤhnliches. Mehrentheils wird der Kohl zum Verkauf gebauet, und dies geſchieht mit großem Vortheil von ſolchen, die Kohlland in Gegenden beſitzen, wo es nicht haͤufig vorkommt.
Vierter Theil. H h
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Der Kopfkohl.
§. 315.
Der Kohl erfordert einen thonigen, in kraͤftiger Kultur befindlichen, oder
aber einen ſehr humoſen feucht liegenden Acker. Der thonige Boden muß mit
ſtarkem warmen Duͤnger tuͤchtig durchgearbeitet werden, und dann giebt man
ihm vor der letzten Furche wo moͤglich noch einen Huͤrdenſchlag, oder befaͤhrt ihn
mit Jauche. Aber auch der reiche humoſe Boden verlangt zum Kohl eine Duͤn-
gung, vielleicht mehr um aufloͤſend, als um naͤhrend zu wirken. Ueber die Er-
ziehung der Pflanzen und die Verpflanzung iſt das noͤthige oben beim Hackfrucht-
bau im Allgemeinen geſagt worden. Der Kohl kann zwar auch auf der Stelle,
wo er ſtehen bleiben ſoll, geſaͤet, und der Ueberfluß von Pflanzen ausgehackt
werden; dieſe Methode iſt aber wohl nur auf ſehr reinem Boden anwendbar.
Man muß vorzuͤglich Sorge tragen, recht fruͤhe Pflanzen zu haben, um die Aus-
pflanzung noch im Mai, wenn die Witterung guͤnſtig iſt, verrichten zu koͤnnen.
Boden und
Beſtellung.
§. 316.
Er wird geſchaufelt und dann wiederholt angehaͤuft, bis ſeine Blaͤtter das
ganze Feld bedecken. Im naͤchſten Umkreiſe der Pflanzen iſt zuweilen eine Lok-
kerung und Zerſtoͤrung des Unkrauts mit der Handhacke noͤthig.
Vegetations-
periode.
Wenn er ſeine Blaͤtter von ſelbſt abzuwerfen anfaͤngt, dann, nicht fruͤher,
kann man ihn ohne Nachtheil abblatten. Nach dem Abblatten iſt ihm eine neue
Anhaͤufung von Erde wohlthaͤtig. Er ſtoͤßt alsdann neue Blaͤtter ab.
§. 317.
Die Koͤpfe werden zu Ende Oktobers, oder auch ſpaͤter, ausgeſtochen oder
ausgehauen. Wenn ſie jedoch bei feuchter Witterung zu platzen anfangen, muß
es fruͤher geſchehen. Man laͤßt den Strunk mit den aͤußeren Blaͤttern, oder den
Schlauch ſtehen, und holt ihn dann nach Beduͤrfniß zum Verfuͤttern ein. Bei
großem Ueberfluß laͤßt man ihn auch wohl vom Vieh auf dem Felde abfreſſen.
Ernte.
§. 318.
Es iſt vielleicht kein Gewaͤchs, was auf dem dazu geeigneten Boden eine
ſo große Maſſe giebt, wie dieſes. Man hat bloß an Koͤpfen uͤber 500 Ctnr.
vom Morgen gewonnen; 300 Ctnr. ſind nichts ungewoͤhnliches. Mehrentheils
wird der Kohl zum Verkauf gebauet, und dies geſchieht mit großem Vortheil
von ſolchen, die Kohlland in Gegenden beſitzen, wo es nicht haͤufig vorkommt.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/265>, abgerufen am 23.11.2024.
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