6) Es ist nicht räthlich, die Kartoffeln in mehr als zwei Stücke zu zer- schneiden.
7) Das Einzeln- aber dichter Neben-einander-legen der Kartoffeln ist zweckmäßiger, als das Vervielfältigt-legen, zumal da, wo alle Arbeit mit dem Pfluge vollführt, und keine Handhacke gebraucht wird.
8) Das Pflanzen der Keime ist sehr unsicher und mißlich, daher nicht anzurathen.
Landwirthschaftliche Zeitung. 1809. S. 568.
Ich unterzeichne alle diese Sätze als mit meinen Erfahrungen im Gro- ßen übereinstimmend; was aber den ersten anbetrifft, nur so, wie er erklärt ist. Denn daß der Ertrag mit der Einsaat im Verhältniß stehe, erhellt aus den Versuchen keinesweges. Der Verfasser theilt, um ein Resultat zu ziehen, seine Einsaat in zwei Theile, und schlägt zu dem einen die Versuche, wo die Einsaat über 1,254, zu dem andern die, wo sie unter 1,254 betrug. Bei dem erstern ist der reine Ertrag auf jede Reihe 16,81, bei der andern 15,41. Sie ver- halten sich also wie 1000 zu 917. Der Verlust ist also bei letzteren etc. 8 1/3 Pro- zent. Das Verhältniß der Einsaat ist weit ungleicher. Nun aber sind unter den Versuchen, die zu dem letzten Theile gerechnet werden, mehrere, die gar nicht in Anschlag kommen dürften: Keime oder Augen, ein Paar Hände voll; ganz kleiner Auswurf gestreuet, die höchst unbedeutenden Ertrag gaben. (Land- wirthschaftliche Zeitung, Jahrgang 1809. S. 558.) Beachten wir nur die Fälle, wo gute Kartoffeln oder Kartoffelnstücke auf 1, 2, 3, 4 Dezimeter Entfernung gelegt wurden, so wird der Unterschied sehr geringe, und beläuft sich nur auf 21/2 Prozent.
Diesen Unterschied, und sogar einen Unterschied von 5 Prozent, will ich zugeben, wenn Kartoffeln in die Reihen auf 8 Zoll oder auf 24 Zoll Entfer- nung gelegt werden, mithin die Einsaat im letztern Falle dreimal so stark als im erstern gemacht wird. Ich gewinne bei dem entferntern Legen nur 95 Schfl. wo ich bei dem dichten Legen 100 Schfl. per Morgen über die Einlage ge- winnen würde.
Dagegen hat das entferntere Einlegen bei dem Anbau im Großen -- wovon hier nur die Rede ist -- folgende Vorzüge.
Die Kartoffeln.
6) Es iſt nicht raͤthlich, die Kartoffeln in mehr als zwei Stuͤcke zu zer- ſchneiden.
7) Das Einzeln- aber dichter Neben-einander-legen der Kartoffeln iſt zweckmaͤßiger, als das Vervielfaͤltigt-legen, zumal da, wo alle Arbeit mit dem Pfluge vollfuͤhrt, und keine Handhacke gebraucht wird.
8) Das Pflanzen der Keime iſt ſehr unſicher und mißlich, daher nicht anzurathen.
Landwirthſchaftliche Zeitung. 1809. S. 568.
Ich unterzeichne alle dieſe Saͤtze als mit meinen Erfahrungen im Gro- ßen uͤbereinſtimmend; was aber den erſten anbetrifft, nur ſo, wie er erklaͤrt iſt. Denn daß der Ertrag mit der Einſaat im Verhaͤltniß ſtehe, erhellt aus den Verſuchen keinesweges. Der Verfaſſer theilt, um ein Reſultat zu ziehen, ſeine Einſaat in zwei Theile, und ſchlaͤgt zu dem einen die Verſuche, wo die Einſaat uͤber 1,254, zu dem andern die, wo ſie unter 1,254 betrug. Bei dem erſtern iſt der reine Ertrag auf jede Reihe 16,81, bei der andern 15,41. Sie ver- halten ſich alſo wie 1000 zu 917. Der Verluſt iſt alſo bei letzteren ꝛc. 8⅓ Pro- zent. Das Verhaͤltniß der Einſaat iſt weit ungleicher. Nun aber ſind unter den Verſuchen, die zu dem letzten Theile gerechnet werden, mehrere, die gar nicht in Anſchlag kommen duͤrften: Keime oder Augen, ein Paar Haͤnde voll; ganz kleiner Auswurf geſtreuet, die hoͤchſt unbedeutenden Ertrag gaben. (Land- wirthſchaftliche Zeitung, Jahrgang 1809. S. 558.) Beachten wir nur die Faͤlle, wo gute Kartoffeln oder Kartoffelnſtuͤcke auf 1, 2, 3, 4 Dezimeter Entfernung gelegt wurden, ſo wird der Unterſchied ſehr geringe, und belaͤuft ſich nur auf 2½ Prozent.
Dieſen Unterſchied, und ſogar einen Unterſchied von 5 Prozent, will ich zugeben, wenn Kartoffeln in die Reihen auf 8 Zoll oder auf 24 Zoll Entfer- nung gelegt werden, mithin die Einſaat im letztern Falle dreimal ſo ſtark als im erſtern gemacht wird. Ich gewinne bei dem entferntern Legen nur 95 Schfl. wo ich bei dem dichten Legen 100 Schfl. per Morgen uͤber die Einlage ge- winnen wuͤrde.
Dagegen hat das entferntere Einlegen bei dem Anbau im Großen — wovon hier nur die Rede iſt — folgende Vorzuͤge.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0237"n="213"/><fwplace="top"type="header">Die Kartoffeln.</fw><lb/><p>6) Es iſt nicht raͤthlich, die Kartoffeln in mehr als zwei Stuͤcke zu zer-<lb/>ſchneiden.</p><lb/><p>7) Das Einzeln- aber dichter Neben-einander-legen der Kartoffeln iſt<lb/>
zweckmaͤßiger, als das Vervielfaͤltigt-legen, zumal da, wo alle Arbeit mit dem<lb/>
Pfluge vollfuͤhrt, und keine Handhacke gebraucht wird.</p><lb/><p>8) Das Pflanzen der Keime iſt ſehr unſicher und mißlich, daher nicht<lb/>
anzurathen.</p><lb/><p><hirendition="#et">Landwirthſchaftliche Zeitung. 1809. S. 568.</hi></p><lb/><p>Ich unterzeichne alle dieſe Saͤtze als mit meinen Erfahrungen im Gro-<lb/>
ßen uͤbereinſtimmend; was aber den erſten anbetrifft, nur ſo, wie er erklaͤrt iſt.<lb/>
Denn daß der Ertrag mit der Einſaat im Verhaͤltniß ſtehe, erhellt aus den<lb/>
Verſuchen keinesweges. Der Verfaſſer theilt, um ein Reſultat zu ziehen, ſeine<lb/>
Einſaat in zwei Theile, und ſchlaͤgt zu dem einen die Verſuche, wo die Einſaat<lb/>
uͤber 1,254, zu dem andern die, wo ſie unter 1,254 betrug. Bei dem erſtern<lb/>
iſt der reine Ertrag auf jede Reihe 16,81, bei der andern 15,41. Sie ver-<lb/>
halten ſich alſo wie 1000 zu 917. Der Verluſt iſt alſo bei letzteren ꝛc. 8⅓ Pro-<lb/>
zent. Das Verhaͤltniß der Einſaat iſt weit ungleicher. Nun aber ſind unter<lb/>
den Verſuchen, die zu dem letzten Theile gerechnet werden, mehrere, die gar<lb/>
nicht in Anſchlag kommen duͤrften: Keime oder Augen, ein Paar Haͤnde voll;<lb/>
ganz kleiner Auswurf geſtreuet, die hoͤchſt unbedeutenden Ertrag gaben. (Land-<lb/>
wirthſchaftliche Zeitung, Jahrgang 1809. S. 558.) Beachten wir nur die<lb/>
Faͤlle, wo gute Kartoffeln oder Kartoffelnſtuͤcke auf 1, 2, 3, 4 Dezimeter<lb/>
Entfernung gelegt wurden, ſo wird der Unterſchied ſehr geringe, und belaͤuft<lb/>ſich nur auf 2½ Prozent.</p><lb/><p>Dieſen Unterſchied, und ſogar einen Unterſchied von 5 Prozent, will ich<lb/>
zugeben, wenn Kartoffeln in die Reihen auf 8 Zoll oder auf 24 Zoll Entfer-<lb/>
nung gelegt werden, mithin die Einſaat im letztern Falle dreimal ſo ſtark als<lb/>
im erſtern gemacht wird. Ich gewinne bei dem entferntern Legen nur 95 Schfl.<lb/>
wo ich bei dem dichten Legen 100 Schfl. <hirendition="#aq">per</hi> Morgen uͤber die Einlage ge-<lb/>
winnen wuͤrde.</p><lb/><p>Dagegen hat das entferntere Einlegen bei dem Anbau <hirendition="#g">im Großen</hi>—<lb/>
wovon hier nur die Rede iſt — folgende Vorzuͤge.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[213/0237]
Die Kartoffeln.
6) Es iſt nicht raͤthlich, die Kartoffeln in mehr als zwei Stuͤcke zu zer-
ſchneiden.
7) Das Einzeln- aber dichter Neben-einander-legen der Kartoffeln iſt
zweckmaͤßiger, als das Vervielfaͤltigt-legen, zumal da, wo alle Arbeit mit dem
Pfluge vollfuͤhrt, und keine Handhacke gebraucht wird.
8) Das Pflanzen der Keime iſt ſehr unſicher und mißlich, daher nicht
anzurathen.
Landwirthſchaftliche Zeitung. 1809. S. 568.
Ich unterzeichne alle dieſe Saͤtze als mit meinen Erfahrungen im Gro-
ßen uͤbereinſtimmend; was aber den erſten anbetrifft, nur ſo, wie er erklaͤrt iſt.
Denn daß der Ertrag mit der Einſaat im Verhaͤltniß ſtehe, erhellt aus den
Verſuchen keinesweges. Der Verfaſſer theilt, um ein Reſultat zu ziehen, ſeine
Einſaat in zwei Theile, und ſchlaͤgt zu dem einen die Verſuche, wo die Einſaat
uͤber 1,254, zu dem andern die, wo ſie unter 1,254 betrug. Bei dem erſtern
iſt der reine Ertrag auf jede Reihe 16,81, bei der andern 15,41. Sie ver-
halten ſich alſo wie 1000 zu 917. Der Verluſt iſt alſo bei letzteren ꝛc. 8⅓ Pro-
zent. Das Verhaͤltniß der Einſaat iſt weit ungleicher. Nun aber ſind unter
den Verſuchen, die zu dem letzten Theile gerechnet werden, mehrere, die gar
nicht in Anſchlag kommen duͤrften: Keime oder Augen, ein Paar Haͤnde voll;
ganz kleiner Auswurf geſtreuet, die hoͤchſt unbedeutenden Ertrag gaben. (Land-
wirthſchaftliche Zeitung, Jahrgang 1809. S. 558.) Beachten wir nur die
Faͤlle, wo gute Kartoffeln oder Kartoffelnſtuͤcke auf 1, 2, 3, 4 Dezimeter
Entfernung gelegt wurden, ſo wird der Unterſchied ſehr geringe, und belaͤuft
ſich nur auf 2½ Prozent.
Dieſen Unterſchied, und ſogar einen Unterſchied von 5 Prozent, will ich
zugeben, wenn Kartoffeln in die Reihen auf 8 Zoll oder auf 24 Zoll Entfer-
nung gelegt werden, mithin die Einſaat im letztern Falle dreimal ſo ſtark als
im erſtern gemacht wird. Ich gewinne bei dem entferntern Legen nur 95 Schfl.
wo ich bei dem dichten Legen 100 Schfl. per Morgen uͤber die Einlage ge-
winnen wuͤrde.
Dagegen hat das entferntere Einlegen bei dem Anbau im Großen —
wovon hier nur die Rede iſt — folgende Vorzuͤge.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/237>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.