Einige haben einen besonders angenehmen, andre einen unangenehmen Beischmack. Einige schmecken indessen, wenn sie frisch sind, angenehmer als wenn sie älter werden; bei andern ist es umgekehrt.
Einige kochen sich sehr leicht weich und zerplatzen, andre widerstehen dem heißen Wasser oder Dampfe länger.
Einige wollen einen trockneren Boden haben, werden wenigstens auf einem feuchten ganz wäßrig, inwendig hohl, und enthalten Wasser in dieser Höhlung. Andre bleiben in einem trockneren Boden ganz klein und sind kaum des Auf- nehmens werth.
Einige verbreiten sich an langen Strängen weit im Erdreich, andre häu- fen sich zusammen und drängen sich einander heraus.
Einige gedeihen besonders gut auf moorigem Boden, andre werden daselbst fleckig und verlangen Lehmboden.
Auf diese und mehrere andre Eigenheiten muß man sehen, wenn man sich die Arten auswählt, die man bauen will. Eine fremde Art muß man auf sei- nem eignen Boden erproben, bevor man sie im Großen einführt.
Auf den höheren Ertrag der einen oder der andren Art muß man Rücksicht nehmen, aber ihren Werth auf die darin enthaltenen nährenden Theile reduzi- ren. Diese lassen sich aus dem Gewichte, aus der Empfindung auf der Zunge ungefähr abnehmen; genauer wenn man sie in Scheiben zerschnitten austrocknet und mit ihrem vorigen Gewichte vergleicht; bestimmt aber nur, wenn man sie chemisch zerlegt. Eine größere Masse mit gleichem Mehlgehalte ist keines- weges erwünscht, da sie nur einen größeren Raum zur Aufbewahrung er- fordert und dem Verderben mehr ausgesetzt ist. Bei verkäuflichen Kartoffeln muß man sich freilich nach dem Geschmack der Käufer und nach dem Markt- preise richten.
In Ansehung der Berennung, selbst der gebräuchlichsten Kartoffelarten, in Deutschland und in England herrscht eine solche Verwirrung, daß ich, um nicht mißverstanden zu werden, gar nichts darüber sagen mag. Unter dem Namen englischer, holländischer, rheinischer, hollsteinscher, polnischer Kartof- feln, versteht man hier und dort ganz verschiedene Arten.
Vierter Theil. D d
Die Kartoffeln.
Einige haben einen beſonders angenehmen, andre einen unangenehmen Beiſchmack. Einige ſchmecken indeſſen, wenn ſie friſch ſind, angenehmer als wenn ſie aͤlter werden; bei andern iſt es umgekehrt.
Einige kochen ſich ſehr leicht weich und zerplatzen, andre widerſtehen dem heißen Waſſer oder Dampfe laͤnger.
Einige wollen einen trockneren Boden haben, werden wenigſtens auf einem feuchten ganz waͤßrig, inwendig hohl, und enthalten Waſſer in dieſer Hoͤhlung. Andre bleiben in einem trockneren Boden ganz klein und ſind kaum des Auf- nehmens werth.
Einige verbreiten ſich an langen Straͤngen weit im Erdreich, andre haͤu- fen ſich zuſammen und draͤngen ſich einander heraus.
Einige gedeihen beſonders gut auf moorigem Boden, andre werden daſelbſt fleckig und verlangen Lehmboden.
Auf dieſe und mehrere andre Eigenheiten muß man ſehen, wenn man ſich die Arten auswaͤhlt, die man bauen will. Eine fremde Art muß man auf ſei- nem eignen Boden erproben, bevor man ſie im Großen einfuͤhrt.
Auf den hoͤheren Ertrag der einen oder der andren Art muß man Ruͤckſicht nehmen, aber ihren Werth auf die darin enthaltenen naͤhrenden Theile reduzi- ren. Dieſe laſſen ſich aus dem Gewichte, aus der Empfindung auf der Zunge ungefaͤhr abnehmen; genauer wenn man ſie in Scheiben zerſchnitten austrocknet und mit ihrem vorigen Gewichte vergleicht; beſtimmt aber nur, wenn man ſie chemiſch zerlegt. Eine groͤßere Maſſe mit gleichem Mehlgehalte iſt keines- weges erwuͤnſcht, da ſie nur einen groͤßeren Raum zur Aufbewahrung er- fordert und dem Verderben mehr ausgeſetzt iſt. Bei verkaͤuflichen Kartoffeln muß man ſich freilich nach dem Geſchmack der Kaͤufer und nach dem Markt- preiſe richten.
In Anſehung der Berennung, ſelbſt der gebraͤuchlichſten Kartoffelarten, in Deutſchland und in England herrſcht eine ſolche Verwirrung, daß ich, um nicht mißverſtanden zu werden, gar nichts daruͤber ſagen mag. Unter dem Namen engliſcher, hollaͤndiſcher, rheiniſcher, hollſteinſcher, polniſcher Kartof- feln, verſteht man hier und dort ganz verſchiedene Arten.
Vierter Theil. D d
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Die Kartoffeln.
Einige haben einen beſonders angenehmen, andre einen unangenehmen
Beiſchmack. Einige ſchmecken indeſſen, wenn ſie friſch ſind, angenehmer als
wenn ſie aͤlter werden; bei andern iſt es umgekehrt.
Einige kochen ſich ſehr leicht weich und zerplatzen, andre widerſtehen dem
heißen Waſſer oder Dampfe laͤnger.
Einige wollen einen trockneren Boden haben, werden wenigſtens auf einem
feuchten ganz waͤßrig, inwendig hohl, und enthalten Waſſer in dieſer Hoͤhlung.
Andre bleiben in einem trockneren Boden ganz klein und ſind kaum des Auf-
nehmens werth.
Einige verbreiten ſich an langen Straͤngen weit im Erdreich, andre haͤu-
fen ſich zuſammen und draͤngen ſich einander heraus.
Einige gedeihen beſonders gut auf moorigem Boden, andre werden daſelbſt
fleckig und verlangen Lehmboden.
Auf dieſe und mehrere andre Eigenheiten muß man ſehen, wenn man ſich
die Arten auswaͤhlt, die man bauen will. Eine fremde Art muß man auf ſei-
nem eignen Boden erproben, bevor man ſie im Großen einfuͤhrt.
Auf den hoͤheren Ertrag der einen oder der andren Art muß man Ruͤckſicht
nehmen, aber ihren Werth auf die darin enthaltenen naͤhrenden Theile reduzi-
ren. Dieſe laſſen ſich aus dem Gewichte, aus der Empfindung auf der Zunge
ungefaͤhr abnehmen; genauer wenn man ſie in Scheiben zerſchnitten austrocknet
und mit ihrem vorigen Gewichte vergleicht; beſtimmt aber nur, wenn man
ſie chemiſch zerlegt. Eine groͤßere Maſſe mit gleichem Mehlgehalte iſt keines-
weges erwuͤnſcht, da ſie nur einen groͤßeren Raum zur Aufbewahrung er-
fordert und dem Verderben mehr ausgeſetzt iſt. Bei verkaͤuflichen Kartoffeln
muß man ſich freilich nach dem Geſchmack der Kaͤufer und nach dem Markt-
preiſe richten.
In Anſehung der Berennung, ſelbſt der gebraͤuchlichſten Kartoffelarten,
in Deutſchland und in England herrſcht eine ſolche Verwirrung, daß ich, um
nicht mißverſtanden zu werden, gar nichts daruͤber ſagen mag. Unter dem
Namen engliſcher, hollaͤndiſcher, rheiniſcher, hollſteinſcher, polniſcher Kartof-
feln, verſteht man hier und dort ganz verſchiedene Arten.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/233>, abgerufen am 16.07.2024.
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