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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Kümmel.
die Milch wirkte. Nachher trieb es aber, ohne neue Wurzelblätter zu machen,
mit Gewalt in Blütestengel, die einen unbedeutenden Ertrag gaben und vom
Viehe verweigert wurden, so daß ich durchaus nichts preiswürdiges zu diesem
Behuf an der Pflanze finden kann. Die Engländer und besonders A. Young
haben es nachher mehr als Schaafweide benutzt, und es, weil eine kleine
Fläche viele Hammel fett macht, sehr vortheilhaft gefunden. Es muß also
wohl, wenn es von den Schaafen immer niedergehalten wird, am Boden blei-
ben und nachhaltiger Wurzelblätter austreiben, weil aufgeschlossene Stengel
gewiß keine Nahrung für die Schaafe sind. Man benutzt es auf diese Weise
ausdauernd eine Reihe von Jahren nacheinander. Wie man den Boden wie-
der davon reinige, weiß ich nicht anzugeben. Der meinige hat mir viele Ar-
beit gekostet, weswegen ich dieses mehr zur Warnung als zur Empfehlung ge-
sagt haben will.

Der Kümmel, Carum carvi,
§. 267.

ist ein zweijähriges Gewächs, welches in einem Jahre frühzeitig gesäet wer-
den muß, und im folgenden erst seinen Saamen bringt. Es nimmt also den
Acker zwei Jahre ein, und da es nur auf dem kräftigsten Boden mit Vortheil
gebaut werden kann, so würde die zweijährige Bodenrente ihm berechnet wer-
den müssen, wenn man nicht im ersten Jahre den Boden durch eine andere
Frucht zum Theil zu benutzen sucht.

Wo der Kümmelbau nämlich am vollständigsten, z. B. in der Gegend
um Halle, betrieben wird, erziehet man die Pflanzen auf dem Saamenbeete,
und säet den Saamen manchmal schon im Herbst, gewöhnlich aber frühzeitig
im Frühjahr aus. Man bereitet den Acker, wo er wachsen soll, wie zu
Hackfrüchten vor, und bepflanzt ihn um Johannis, eine Reihe um die andere
mit Kümmel und mit Kohl, Steck- oder Runkelrüben, welche Früchte dann
einigemal behackt werden. Diese Gewächse werden im Herbst aufgenommen,
und dem Kümml dann das Feld allein überlassen. Im folgenden Frühjahre
wird der Kümmel wieder ein- oder zweimal behackt, und er reift um Johan-
nis, wo er geschnitten oder aufgezogen wird.


Der Kuͤmmel.
die Milch wirkte. Nachher trieb es aber, ohne neue Wurzelblaͤtter zu machen,
mit Gewalt in Bluͤteſtengel, die einen unbedeutenden Ertrag gaben und vom
Viehe verweigert wurden, ſo daß ich durchaus nichts preiswuͤrdiges zu dieſem
Behuf an der Pflanze finden kann. Die Englaͤnder und beſonders A. Young
haben es nachher mehr als Schaafweide benutzt, und es, weil eine kleine
Flaͤche viele Hammel fett macht, ſehr vortheilhaft gefunden. Es muß alſo
wohl, wenn es von den Schaafen immer niedergehalten wird, am Boden blei-
ben und nachhaltiger Wurzelblaͤtter austreiben, weil aufgeſchloſſene Stengel
gewiß keine Nahrung fuͤr die Schaafe ſind. Man benutzt es auf dieſe Weiſe
ausdauernd eine Reihe von Jahren nacheinander. Wie man den Boden wie-
der davon reinige, weiß ich nicht anzugeben. Der meinige hat mir viele Ar-
beit gekoſtet, weswegen ich dieſes mehr zur Warnung als zur Empfehlung ge-
ſagt haben will.

Der Kuͤmmel, Carum carvi,
§. 267.

iſt ein zweijaͤhriges Gewaͤchs, welches in einem Jahre fruͤhzeitig geſaͤet wer-
den muß, und im folgenden erſt ſeinen Saamen bringt. Es nimmt alſo den
Acker zwei Jahre ein, und da es nur auf dem kraͤftigſten Boden mit Vortheil
gebaut werden kann, ſo wuͤrde die zweijaͤhrige Bodenrente ihm berechnet wer-
den muͤſſen, wenn man nicht im erſten Jahre den Boden durch eine andere
Frucht zum Theil zu benutzen ſucht.

Wo der Kuͤmmelbau naͤmlich am vollſtaͤndigſten, z. B. in der Gegend
um Halle, betrieben wird, erziehet man die Pflanzen auf dem Saamenbeete,
und ſaͤet den Saamen manchmal ſchon im Herbſt, gewoͤhnlich aber fruͤhzeitig
im Fruͤhjahr aus. Man bereitet den Acker, wo er wachſen ſoll, wie zu
Hackfruͤchten vor, und bepflanzt ihn um Johannis, eine Reihe um die andere
mit Kuͤmmel und mit Kohl, Steck- oder Runkelruͤben, welche Fruͤchte dann
einigemal behackt werden. Dieſe Gewaͤchſe werden im Herbſt aufgenommen,
und dem Kuͤmml dann das Feld allein uͤberlaſſen. Im folgenden Fruͤhjahre
wird der Kuͤmmel wieder ein- oder zweimal behackt, und er reift um Johan-
nis, wo er geſchnitten oder aufgezogen wird.


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[204/0228] Der Kuͤmmel. die Milch wirkte. Nachher trieb es aber, ohne neue Wurzelblaͤtter zu machen, mit Gewalt in Bluͤteſtengel, die einen unbedeutenden Ertrag gaben und vom Viehe verweigert wurden, ſo daß ich durchaus nichts preiswuͤrdiges zu dieſem Behuf an der Pflanze finden kann. Die Englaͤnder und beſonders A. Young haben es nachher mehr als Schaafweide benutzt, und es, weil eine kleine Flaͤche viele Hammel fett macht, ſehr vortheilhaft gefunden. Es muß alſo wohl, wenn es von den Schaafen immer niedergehalten wird, am Boden blei- ben und nachhaltiger Wurzelblaͤtter austreiben, weil aufgeſchloſſene Stengel gewiß keine Nahrung fuͤr die Schaafe ſind. Man benutzt es auf dieſe Weiſe ausdauernd eine Reihe von Jahren nacheinander. Wie man den Boden wie- der davon reinige, weiß ich nicht anzugeben. Der meinige hat mir viele Ar- beit gekoſtet, weswegen ich dieſes mehr zur Warnung als zur Empfehlung ge- ſagt haben will. Der Kuͤmmel, Carum carvi, §. 267. iſt ein zweijaͤhriges Gewaͤchs, welches in einem Jahre fruͤhzeitig geſaͤet wer- den muß, und im folgenden erſt ſeinen Saamen bringt. Es nimmt alſo den Acker zwei Jahre ein, und da es nur auf dem kraͤftigſten Boden mit Vortheil gebaut werden kann, ſo wuͤrde die zweijaͤhrige Bodenrente ihm berechnet wer- den muͤſſen, wenn man nicht im erſten Jahre den Boden durch eine andere Frucht zum Theil zu benutzen ſucht. Wo der Kuͤmmelbau naͤmlich am vollſtaͤndigſten, z. B. in der Gegend um Halle, betrieben wird, erziehet man die Pflanzen auf dem Saamenbeete, und ſaͤet den Saamen manchmal ſchon im Herbſt, gewoͤhnlich aber fruͤhzeitig im Fruͤhjahr aus. Man bereitet den Acker, wo er wachſen ſoll, wie zu Hackfruͤchten vor, und bepflanzt ihn um Johannis, eine Reihe um die andere mit Kuͤmmel und mit Kohl, Steck- oder Runkelruͤben, welche Fruͤchte dann einigemal behackt werden. Dieſe Gewaͤchſe werden im Herbſt aufgenommen, und dem Kuͤmml dann das Feld allein uͤberlaſſen. Im folgenden Fruͤhjahre wird der Kuͤmmel wieder ein- oder zweimal behackt, und er reift um Johan- nis, wo er geſchnitten oder aufgezogen wird.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/228>, abgerufen am 23.11.2024.