Ausdaurender Lein.Der perennirende Lein, Linum perenne, eine spezifisch verschiedene Pflan- zenart, ist von einigen sehr empfohlen worden, und scheint große Vorzüge zu haben, die darin bestehen, daß er mehrere Jahre ausdauert -- ich habe ihn 6 Jahre in voller Kraft erhalten -- und viel höhere und stärkere Stengel hat. Allein der Bast ist schwer zu trennen und er giebt nur einen groben und brau- nen Flachs, weswegen er nirgends fortdauernd Beifall gefunden hat.
Der Hanf, Cannabis sativa,
§. 233.
gehört zu den Pflanzen, bei welchen das männliche und weibliche Geschlecht getrennt ist. Die männliche Pflanze wird Fimmel, Bästling, Hänfinn (eigent- lich wohl Hänfling) auch Hanfhahn genennt; die weibliche schlechthin Hanf, auch Hanfhenne.
Eine vorzügliche Abart des Hanfes ist der elsasser oder straßburger Hanf, der einen Stengel von 8 Fuß treibt. Er ist wahrscheinlich nur durch Kultur zu dieser Höhe gebracht, indem man die Pflanzen, wovon man den Saamen nehmen will, sorgfältig behandelt und geräumig erzieht. Er ist aber bei die- ser Höhe den Beschädigungen von Sturmwinden sehr unterworfen, und es ist also noch nicht entschieden, ob er für das Klima des nordöstlichen Deutsch- lands vortheilhaft seyn werde.
§. 234.
Boden.Der Hanf verlangt noch mehr wie der Lein einen kräftigen, humusrei- chen Boden, der eine feuchte Lage hat, und dabei locker ist. Abgewässerte, jedoch nicht torfige Brücher, abgelassene moddrige Teiche passen sich vorzüglich zu seinem Anbau, und er giebt hier mehrentheils einen sehr hohen Ertrag. Nur auf lockerem Niederungsboden pflegt er in den ganzen Ackerumlauf zu kommen. Auf Höheboden ist er wenigstens ohne sehr großen Düngeraufwand nicht von erheblichen Ertrage, es sey denn, wie gesagt, an einzelnen niedrigen schwarzen Stellen; daher ist sein Anbau manchen Gegenden ganz fremd. Auf angemessenem Boden kann er mehrere Jahre nach einander gebaut werden.
Geſpinnſtpflanzen.
§. 232.
Ausdaurender Lein.Der perennirende Lein, Linum perenne, eine ſpezifiſch verſchiedene Pflan- zenart, iſt von einigen ſehr empfohlen worden, und ſcheint große Vorzuͤge zu haben, die darin beſtehen, daß er mehrere Jahre ausdauert — ich habe ihn 6 Jahre in voller Kraft erhalten — und viel hoͤhere und ſtaͤrkere Stengel hat. Allein der Baſt iſt ſchwer zu trennen und er giebt nur einen groben und brau- nen Flachs, weswegen er nirgends fortdauernd Beifall gefunden hat.
Der Hanf, Cannabis sativa,
§. 233.
gehoͤrt zu den Pflanzen, bei welchen das maͤnnliche und weibliche Geſchlecht getrennt iſt. Die maͤnnliche Pflanze wird Fimmel, Baͤſtling, Haͤnfinn (eigent- lich wohl Haͤnfling) auch Hanfhahn genennt; die weibliche ſchlechthin Hanf, auch Hanfhenne.
Eine vorzuͤgliche Abart des Hanfes iſt der elſaſſer oder ſtraßburger Hanf, der einen Stengel von 8 Fuß treibt. Er iſt wahrſcheinlich nur durch Kultur zu dieſer Hoͤhe gebracht, indem man die Pflanzen, wovon man den Saamen nehmen will, ſorgfaͤltig behandelt und geraͤumig erzieht. Er iſt aber bei die- ſer Hoͤhe den Beſchaͤdigungen von Sturmwinden ſehr unterworfen, und es iſt alſo noch nicht entſchieden, ob er fuͤr das Klima des nordoͤſtlichen Deutſch- lands vortheilhaft ſeyn werde.
§. 234.
Boden.Der Hanf verlangt noch mehr wie der Lein einen kraͤftigen, humusrei- chen Boden, der eine feuchte Lage hat, und dabei locker iſt. Abgewaͤſſerte, jedoch nicht torfige Bruͤcher, abgelaſſene moddrige Teiche paſſen ſich vorzuͤglich zu ſeinem Anbau, und er giebt hier mehrentheils einen ſehr hohen Ertrag. Nur auf lockerem Niederungsboden pflegt er in den ganzen Ackerumlauf zu kommen. Auf Hoͤheboden iſt er wenigſtens ohne ſehr großen Duͤngeraufwand nicht von erheblichen Ertrage, es ſey denn, wie geſagt, an einzelnen niedrigen ſchwarzen Stellen; daher iſt ſein Anbau manchen Gegenden ganz fremd. Auf angemeſſenem Boden kann er mehrere Jahre nach einander gebaut werden.
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Geſpinnſtpflanzen.
§. 232.
Der perennirende Lein, Linum perenne, eine ſpezifiſch verſchiedene Pflan-
zenart, iſt von einigen ſehr empfohlen worden, und ſcheint große Vorzuͤge zu
haben, die darin beſtehen, daß er mehrere Jahre ausdauert — ich habe ihn
6 Jahre in voller Kraft erhalten — und viel hoͤhere und ſtaͤrkere Stengel hat.
Allein der Baſt iſt ſchwer zu trennen und er giebt nur einen groben und brau-
nen Flachs, weswegen er nirgends fortdauernd Beifall gefunden hat.
Ausdaurender
Lein.
Der Hanf, Cannabis sativa,
§. 233.
gehoͤrt zu den Pflanzen, bei welchen das maͤnnliche und weibliche Geſchlecht
getrennt iſt. Die maͤnnliche Pflanze wird Fimmel, Baͤſtling, Haͤnfinn (eigent-
lich wohl Haͤnfling) auch Hanfhahn genennt; die weibliche ſchlechthin Hanf,
auch Hanfhenne.
Eine vorzuͤgliche Abart des Hanfes iſt der elſaſſer oder ſtraßburger Hanf,
der einen Stengel von 8 Fuß treibt. Er iſt wahrſcheinlich nur durch Kultur
zu dieſer Hoͤhe gebracht, indem man die Pflanzen, wovon man den Saamen
nehmen will, ſorgfaͤltig behandelt und geraͤumig erzieht. Er iſt aber bei die-
ſer Hoͤhe den Beſchaͤdigungen von Sturmwinden ſehr unterworfen, und es iſt
alſo noch nicht entſchieden, ob er fuͤr das Klima des nordoͤſtlichen Deutſch-
lands vortheilhaft ſeyn werde.
§. 234.
Der Hanf verlangt noch mehr wie der Lein einen kraͤftigen, humusrei-
chen Boden, der eine feuchte Lage hat, und dabei locker iſt. Abgewaͤſſerte,
jedoch nicht torfige Bruͤcher, abgelaſſene moddrige Teiche paſſen ſich vorzuͤglich
zu ſeinem Anbau, und er giebt hier mehrentheils einen ſehr hohen Ertrag.
Nur auf lockerem Niederungsboden pflegt er in den ganzen Ackerumlauf zu
kommen. Auf Hoͤheboden iſt er wenigſtens ohne ſehr großen Duͤngeraufwand
nicht von erheblichen Ertrage, es ſey denn, wie geſagt, an einzelnen niedrigen
ſchwarzen Stellen; daher iſt ſein Anbau manchen Gegenden ganz fremd. Auf
angemeſſenem Boden kann er mehrere Jahre nach einander gebaut werden.
Boden.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/206>, abgerufen am 23.11.2024.
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