einer vorn, der andere hinten an die Bäume der Trage, und so trugen sie alles auf die Tenne, schütteten es an die Lage, und legten die Trage mit dem leeren Segel wieder auf dem Schlitten. Auf diese Weise fuhr man fort, bis die Tenne ungefähr 6 Fuß hoch belegt war.
Jetzt wurde der Eingang niedergelassen, und 2 Knechte, wovon jeder 3 Pferde führte, ritten hinein und auf den Raps. Sie führten die Pferde 4 bis 5 Mal in der Runde umher, und zogen wieder herunter. Mehrere Männer mit Gabeln traten hinzu, kehrten in der Geschwindigkeit diesen niedergetretenen Raps um, und ließen die Pferde wieder hinein. Nach einem abermaligen kurzen Umher- führen war das Dreschen verrichtet, und die Männer, welche es gekehrt hatten, singen nunmehr an, das Stroh von der Tenne herunter zu bringen.
Es schien mir nicht wahrscheinlich, daß mit so leichter Arbeit der Raps rein aus dem Stroh sollte gekommen seyn; eine genaue Untersuchung überzeugte mich indeß davon, denn ich fand auch fast kein Körnchen mehr darin.
Nachdem das Stroh alles herunter gebracht war, harkte man das Gröbste von den Stengeln und Hülsen nach der einen Ecke der Tenne. Hier war ein einige Fuß breites Brett, von ungefähr 3 oder 4 Fuß Länge, schräg aufgestellt, so daß das obere Ende über das Laken hinausreichte. Ueber dieses Brett wurde alles Kurze geharkt, und es fand sich, daß alles über Erwartung rein von der Tenne geschafft worden war.
So wie auf einer Tenne angelegt, gekehrt oder abgeharkt wurde, waren die Pferde auf der andern, und so umgekehrt, so daß das ganze Werk in be- ständiger Bewegung bleiben konnte.
Das Kutschgespann fuhr den ausgedroschenen Raps nach dem Hofe auf die Scheundielen, und ob es gleich nahe beim Hofe war, konnte es kaum allen Raps dahin schaffen.
Von hier begaben wir uns nach dem Hofe in die Scheune, wo beim Reine- machen des Rapssaamens gearbeitet wurde. Eine sehr große und lange Scheune, mit zweien in der Länge und einer in der Mitte befindlichen Diele, war ganz mit Raps belegt. Zehn Tagelöhner waren allein beim Ueberwerfen beschäftigt; mehrere Frauen ließen ihn vorher über eine Rapsfege laufen, um ihn von den schweren Hülsen zu reinigen, und indem eine Menge Menschen beschäftigt war, den in vielen Haufen liegenden reinen Raps nach dem Boden zu bringen, tru- gen andere den ankommenden Raps vom Wagen, und schütteten ihn in lange, nicht allzu hohe Haufen.
Oelgewaͤchſe.
einer vorn, der andere hinten an die Baͤume der Trage, und ſo trugen ſie alles auf die Tenne, ſchuͤtteten es an die Lage, und legten die Trage mit dem leeren Segel wieder auf dem Schlitten. Auf dieſe Weiſe fuhr man fort, bis die Tenne ungefaͤhr 6 Fuß hoch belegt war.
Jetzt wurde der Eingang niedergelaſſen, und 2 Knechte, wovon jeder 3 Pferde fuͤhrte, ritten hinein und auf den Raps. Sie fuͤhrten die Pferde 4 bis 5 Mal in der Runde umher, und zogen wieder herunter. Mehrere Maͤnner mit Gabeln traten hinzu, kehrten in der Geſchwindigkeit dieſen niedergetretenen Raps um, und ließen die Pferde wieder hinein. Nach einem abermaligen kurzen Umher- fuͤhren war das Dreſchen verrichtet, und die Maͤnner, welche es gekehrt hatten, ſingen nunmehr an, das Stroh von der Tenne herunter zu bringen.
Es ſchien mir nicht wahrſcheinlich, daß mit ſo leichter Arbeit der Raps rein aus dem Stroh ſollte gekommen ſeyn; eine genaue Unterſuchung uͤberzeugte mich indeß davon, denn ich fand auch faſt kein Koͤrnchen mehr darin.
Nachdem das Stroh alles herunter gebracht war, harkte man das Groͤbſte von den Stengeln und Huͤlſen nach der einen Ecke der Tenne. Hier war ein einige Fuß breites Brett, von ungefaͤhr 3 oder 4 Fuß Laͤnge, ſchraͤg aufgeſtellt, ſo daß das obere Ende uͤber das Laken hinausreichte. Ueber dieſes Brett wurde alles Kurze geharkt, und es fand ſich, daß alles uͤber Erwartung rein von der Tenne geſchafft worden war.
So wie auf einer Tenne angelegt, gekehrt oder abgeharkt wurde, waren die Pferde auf der andern, und ſo umgekehrt, ſo daß das ganze Werk in be- ſtaͤndiger Bewegung bleiben konnte.
Das Kutſchgeſpann fuhr den ausgedroſchenen Raps nach dem Hofe auf die Scheundielen, und ob es gleich nahe beim Hofe war, konnte es kaum allen Raps dahin ſchaffen.
Von hier begaben wir uns nach dem Hofe in die Scheune, wo beim Reine- machen des Rapsſaamens gearbeitet wurde. Eine ſehr große und lange Scheune, mit zweien in der Laͤnge und einer in der Mitte befindlichen Diele, war ganz mit Raps belegt. Zehn Tageloͤhner waren allein beim Ueberwerfen beſchaͤftigt; mehrere Frauen ließen ihn vorher uͤber eine Rapsfege laufen, um ihn von den ſchweren Huͤlſen zu reinigen, und indem eine Menge Menſchen beſchaͤftigt war, den in vielen Haufen liegenden reinen Raps nach dem Boden zu bringen, tru- gen andere den ankommenden Raps vom Wagen, und ſchuͤtteten ihn in lange, nicht allzu hohe Haufen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0188"n="164"/><fwplace="top"type="header">Oelgewaͤchſe.</fw><lb/><hirendition="#et">einer vorn, der andere hinten an die Baͤume der Trage, und ſo trugen ſie alles<lb/>
auf die Tenne, ſchuͤtteten es an die Lage, und legten die Trage mit dem leeren<lb/>
Segel wieder auf dem Schlitten. Auf dieſe Weiſe fuhr man fort, bis die Tenne<lb/>
ungefaͤhr 6 Fuß hoch belegt war.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et">Jetzt wurde der Eingang niedergelaſſen, und 2 Knechte, wovon jeder 3 Pferde<lb/>
fuͤhrte, ritten hinein und auf den Raps. Sie fuͤhrten die Pferde 4 bis 5 Mal<lb/>
in der Runde umher, und zogen wieder herunter. Mehrere Maͤnner mit Gabeln<lb/>
traten hinzu, kehrten in der Geſchwindigkeit dieſen niedergetretenen Raps um,<lb/>
und ließen die Pferde wieder hinein. Nach einem abermaligen kurzen Umher-<lb/>
fuͤhren war das Dreſchen verrichtet, und die Maͤnner, welche es gekehrt hatten,<lb/>ſingen nunmehr an, das Stroh von der Tenne herunter zu bringen.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et">Es ſchien mir nicht wahrſcheinlich, daß mit ſo leichter Arbeit der Raps rein<lb/>
aus dem Stroh ſollte gekommen ſeyn; eine genaue Unterſuchung uͤberzeugte mich<lb/>
indeß davon, denn ich fand auch faſt kein Koͤrnchen mehr darin.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et">Nachdem das Stroh alles herunter gebracht war, harkte man das Groͤbſte<lb/>
von den Stengeln und Huͤlſen nach der einen Ecke der Tenne. Hier war ein<lb/>
einige Fuß breites Brett, von ungefaͤhr 3 oder 4 Fuß Laͤnge, ſchraͤg aufgeſtellt,<lb/>ſo daß das obere Ende uͤber das Laken hinausreichte. Ueber dieſes Brett wurde<lb/>
alles Kurze geharkt, und es fand ſich, daß alles uͤber Erwartung rein von der<lb/>
Tenne geſchafft worden war.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et">So wie auf einer Tenne angelegt, gekehrt oder abgeharkt wurde, waren<lb/>
die Pferde auf der andern, und ſo umgekehrt, ſo daß das ganze Werk in be-<lb/>ſtaͤndiger Bewegung bleiben konnte.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et">Das Kutſchgeſpann fuhr den ausgedroſchenen Raps nach dem Hofe auf die<lb/>
Scheundielen, und ob es gleich nahe beim Hofe war, konnte es kaum allen Raps<lb/>
dahin ſchaffen.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et">Von hier begaben wir uns nach dem Hofe in die Scheune, wo beim Reine-<lb/>
machen des Rapsſaamens gearbeitet wurde. Eine ſehr große und lange Scheune,<lb/>
mit zweien in der Laͤnge und einer in der Mitte befindlichen Diele, war ganz<lb/>
mit Raps belegt. Zehn Tageloͤhner waren allein beim Ueberwerfen beſchaͤftigt;<lb/>
mehrere Frauen ließen ihn vorher uͤber eine Rapsfege laufen, um ihn von den<lb/>ſchweren Huͤlſen zu reinigen, und indem eine Menge Menſchen beſchaͤftigt war,<lb/>
den in vielen Haufen liegenden reinen Raps nach dem Boden zu bringen, tru-<lb/>
gen andere den ankommenden Raps vom Wagen, und ſchuͤtteten ihn in lange,<lb/>
nicht allzu hohe Haufen.</hi></p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[164/0188]
Oelgewaͤchſe.
einer vorn, der andere hinten an die Baͤume der Trage, und ſo trugen ſie alles
auf die Tenne, ſchuͤtteten es an die Lage, und legten die Trage mit dem leeren
Segel wieder auf dem Schlitten. Auf dieſe Weiſe fuhr man fort, bis die Tenne
ungefaͤhr 6 Fuß hoch belegt war.
Jetzt wurde der Eingang niedergelaſſen, und 2 Knechte, wovon jeder 3 Pferde
fuͤhrte, ritten hinein und auf den Raps. Sie fuͤhrten die Pferde 4 bis 5 Mal
in der Runde umher, und zogen wieder herunter. Mehrere Maͤnner mit Gabeln
traten hinzu, kehrten in der Geſchwindigkeit dieſen niedergetretenen Raps um,
und ließen die Pferde wieder hinein. Nach einem abermaligen kurzen Umher-
fuͤhren war das Dreſchen verrichtet, und die Maͤnner, welche es gekehrt hatten,
ſingen nunmehr an, das Stroh von der Tenne herunter zu bringen.
Es ſchien mir nicht wahrſcheinlich, daß mit ſo leichter Arbeit der Raps rein
aus dem Stroh ſollte gekommen ſeyn; eine genaue Unterſuchung uͤberzeugte mich
indeß davon, denn ich fand auch faſt kein Koͤrnchen mehr darin.
Nachdem das Stroh alles herunter gebracht war, harkte man das Groͤbſte
von den Stengeln und Huͤlſen nach der einen Ecke der Tenne. Hier war ein
einige Fuß breites Brett, von ungefaͤhr 3 oder 4 Fuß Laͤnge, ſchraͤg aufgeſtellt,
ſo daß das obere Ende uͤber das Laken hinausreichte. Ueber dieſes Brett wurde
alles Kurze geharkt, und es fand ſich, daß alles uͤber Erwartung rein von der
Tenne geſchafft worden war.
So wie auf einer Tenne angelegt, gekehrt oder abgeharkt wurde, waren
die Pferde auf der andern, und ſo umgekehrt, ſo daß das ganze Werk in be-
ſtaͤndiger Bewegung bleiben konnte.
Das Kutſchgeſpann fuhr den ausgedroſchenen Raps nach dem Hofe auf die
Scheundielen, und ob es gleich nahe beim Hofe war, konnte es kaum allen Raps
dahin ſchaffen.
Von hier begaben wir uns nach dem Hofe in die Scheune, wo beim Reine-
machen des Rapsſaamens gearbeitet wurde. Eine ſehr große und lange Scheune,
mit zweien in der Laͤnge und einer in der Mitte befindlichen Diele, war ganz
mit Raps belegt. Zehn Tageloͤhner waren allein beim Ueberwerfen beſchaͤftigt;
mehrere Frauen ließen ihn vorher uͤber eine Rapsfege laufen, um ihn von den
ſchweren Huͤlſen zu reinigen, und indem eine Menge Menſchen beſchaͤftigt war,
den in vielen Haufen liegenden reinen Raps nach dem Boden zu bringen, tru-
gen andere den ankommenden Raps vom Wagen, und ſchuͤtteten ihn in lange,
nicht allzu hohe Haufen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/188>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.