aber doch ahnen, und aus den Beispielen anderer, welche sich mit diesem An- bau abgegeben und nur Verlust dabei gehabt haben, abnehmen.
Fast die sämmtlichen Gewächse dieser Art erfordern einen von Natur starken, oder durch längere nachhaltige Kultur in große Kraft gesetzten Boden und einen fortdauernden Zuschuß an Dünger, wozu sie nicht so, wie der Korn- und Fut- tergewächsbau, das Material zurückgeben. Deshalb stehen diesem Anbau schon die landwirthschaftlichen Verhältnisse mancher Länder durchaus entgegen, und er wird auf solche Distrikte beschränkt, welche durch die natürliche Fruchtbar- keit des Bodens oder durch ihre Lage, oder durch ein langjähriges bereichern- des Wirthschaftssystem sich in Ueberfluß von Dünger und Düngermaterial be- finden. Wo man ohne Rücksicht auf diese Bedingungen und ihnen entgegen, gereizt durch den hohen Ertrag, den sie versprachen, Gewächse dieser Art in beträchtlicher Menge zu bauen anfing, da geschah es manchmal zu Anfange zwar mit auffallendem Gewinn, aber in der Folge mit gänzlicher Entkräftung der Wirthschaft und im ganzen mit überwiegendem Verlust. Manche gewan- nen 30 -- 40 rthlr. reinen Ertrag per Morgen und wurden banquerot. Die erste Bedingung, um diesen Bau in größerem Maaße zu betreiben, ist also in Kraft gesetzter Boden und Ueberschuß von dem Dünger, den diejenigen Früchte erforden, welche das Material zur Düngerreproduktion wieder geben. Ein auf starken Futterbau und Schonung der im Boden befindlichen Kraft gerichtetes Wirthschaftssystem kann nur mit Sicherheit zum Handelsgewächsbau hinleiten, es sey denn, daß die Natur den Boden auf eine seltne Weise begünstigt habe. Kann man dem Acker an Dünger reichlich wiedergeben, was sie ihm entziehen, so erhalten ihn sonst die meisten dieser Gewächse von selbst, oder durch die Operationen, welche ihr Anbau erfordert, rein und milde, und bereiten ihn zum Anbau gewöhnlicher Früchte trefflich vor.
§. 184.
Ferner erfordert ihr Anbau eine richtige und genaue Kenntniß ihrer Natur und aller Momente, worauf es ankommt. Wer sich diese nicht zu eigen gemacht hat, übersieht leicht einen oder den andern Punkt, der zwar unbedeutend scheint, aber auf das Gedeihen dieser Früchte vom größten Einfluß ist. Die meisten dürfen während ihrer Vegetationsperiode, nicht so wie das Getreide, sich selbst
Handelsgewaͤchſe.
aber doch ahnen, und aus den Beiſpielen anderer, welche ſich mit dieſem An- bau abgegeben und nur Verluſt dabei gehabt haben, abnehmen.
Faſt die ſaͤmmtlichen Gewaͤchſe dieſer Art erfordern einen von Natur ſtarken, oder durch laͤngere nachhaltige Kultur in große Kraft geſetzten Boden und einen fortdauernden Zuſchuß an Duͤnger, wozu ſie nicht ſo, wie der Korn- und Fut- tergewaͤchsbau, das Material zuruͤckgeben. Deshalb ſtehen dieſem Anbau ſchon die landwirthſchaftlichen Verhaͤltniſſe mancher Laͤnder durchaus entgegen, und er wird auf ſolche Diſtrikte beſchraͤnkt, welche durch die natuͤrliche Fruchtbar- keit des Bodens oder durch ihre Lage, oder durch ein langjaͤhriges bereichern- des Wirthſchaftsſyſtem ſich in Ueberfluß von Duͤnger und Duͤngermaterial be- finden. Wo man ohne Ruͤckſicht auf dieſe Bedingungen und ihnen entgegen, gereizt durch den hohen Ertrag, den ſie verſprachen, Gewaͤchſe dieſer Art in betraͤchtlicher Menge zu bauen anfing, da geſchah es manchmal zu Anfange zwar mit auffallendem Gewinn, aber in der Folge mit gaͤnzlicher Entkraͤftung der Wirthſchaft und im ganzen mit uͤberwiegendem Verluſt. Manche gewan- nen 30 — 40 rthlr. reinen Ertrag per Morgen und wurden banquerot. Die erſte Bedingung, um dieſen Bau in groͤßerem Maaße zu betreiben, iſt alſo in Kraft geſetzter Boden und Ueberſchuß von dem Duͤnger, den diejenigen Fruͤchte erforden, welche das Material zur Duͤngerreproduktion wieder geben. Ein auf ſtarken Futterbau und Schonung der im Boden befindlichen Kraft gerichtetes Wirthſchaftsſyſtem kann nur mit Sicherheit zum Handelsgewaͤchsbau hinleiten, es ſey denn, daß die Natur den Boden auf eine ſeltne Weiſe beguͤnſtigt habe. Kann man dem Acker an Duͤnger reichlich wiedergeben, was ſie ihm entziehen, ſo erhalten ihn ſonſt die meiſten dieſer Gewaͤchſe von ſelbſt, oder durch die Operationen, welche ihr Anbau erfordert, rein und milde, und bereiten ihn zum Anbau gewoͤhnlicher Fruͤchte trefflich vor.
§. 184.
Ferner erfordert ihr Anbau eine richtige und genaue Kenntniß ihrer Natur und aller Momente, worauf es ankommt. Wer ſich dieſe nicht zu eigen gemacht hat, uͤberſieht leicht einen oder den andern Punkt, der zwar unbedeutend ſcheint, aber auf das Gedeihen dieſer Fruͤchte vom groͤßten Einfluß iſt. Die meiſten duͤrfen waͤhrend ihrer Vegetationsperiode, nicht ſo wie das Getreide, ſich ſelbſt
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Handelsgewaͤchſe.
aber doch ahnen, und aus den Beiſpielen anderer, welche ſich mit dieſem An-
bau abgegeben und nur Verluſt dabei gehabt haben, abnehmen.
Faſt die ſaͤmmtlichen Gewaͤchſe dieſer Art erfordern einen von Natur ſtarken,
oder durch laͤngere nachhaltige Kultur in große Kraft geſetzten Boden und einen
fortdauernden Zuſchuß an Duͤnger, wozu ſie nicht ſo, wie der Korn- und Fut-
tergewaͤchsbau, das Material zuruͤckgeben. Deshalb ſtehen dieſem Anbau ſchon
die landwirthſchaftlichen Verhaͤltniſſe mancher Laͤnder durchaus entgegen, und
er wird auf ſolche Diſtrikte beſchraͤnkt, welche durch die natuͤrliche Fruchtbar-
keit des Bodens oder durch ihre Lage, oder durch ein langjaͤhriges bereichern-
des Wirthſchaftsſyſtem ſich in Ueberfluß von Duͤnger und Duͤngermaterial be-
finden. Wo man ohne Ruͤckſicht auf dieſe Bedingungen und ihnen entgegen,
gereizt durch den hohen Ertrag, den ſie verſprachen, Gewaͤchſe dieſer Art in
betraͤchtlicher Menge zu bauen anfing, da geſchah es manchmal zu Anfange
zwar mit auffallendem Gewinn, aber in der Folge mit gaͤnzlicher Entkraͤftung
der Wirthſchaft und im ganzen mit uͤberwiegendem Verluſt. Manche gewan-
nen 30 — 40 rthlr. reinen Ertrag per Morgen und wurden banquerot. Die
erſte Bedingung, um dieſen Bau in groͤßerem Maaße zu betreiben, iſt alſo in
Kraft geſetzter Boden und Ueberſchuß von dem Duͤnger, den diejenigen Fruͤchte
erforden, welche das Material zur Duͤngerreproduktion wieder geben. Ein auf
ſtarken Futterbau und Schonung der im Boden befindlichen Kraft gerichtetes
Wirthſchaftsſyſtem kann nur mit Sicherheit zum Handelsgewaͤchsbau hinleiten,
es ſey denn, daß die Natur den Boden auf eine ſeltne Weiſe beguͤnſtigt habe.
Kann man dem Acker an Duͤnger reichlich wiedergeben, was ſie ihm entziehen,
ſo erhalten ihn ſonſt die meiſten dieſer Gewaͤchſe von ſelbſt, oder durch die
Operationen, welche ihr Anbau erfordert, rein und milde, und bereiten ihn zum
Anbau gewoͤhnlicher Fruͤchte trefflich vor.
§. 184.
Ferner erfordert ihr Anbau eine richtige und genaue Kenntniß ihrer Natur
und aller Momente, worauf es ankommt. Wer ſich dieſe nicht zu eigen gemacht
hat, uͤberſieht leicht einen oder den andern Punkt, der zwar unbedeutend ſcheint,
aber auf das Gedeihen dieſer Fruͤchte vom groͤßten Einfluß iſt. Die meiſten
duͤrfen waͤhrend ihrer Vegetationsperiode, nicht ſo wie das Getreide, ſich ſelbſt
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/174>, abgerufen am 23.11.2024.
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