Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Drillkultur. von einander zu stehen, und können nun zum Theil durch Maschinen, zum Theildurch die Hand, von allen Seiten behackt werden. Auch ist die Saatersparung dabei noch größer, und man kann mit 1/4 der gewöhnlichen Einsaat ausreichen. Hierdurch wird bei theurem Getreide die Arbeit bezahlt, und dies ist wohl die Hauptursache, warum in den theuren Jahren diese Methode in England so viele Lobredner fand. Man gab den Weibern und Kindern der Tagelöhner die Saat zu verdienen, die sie durch ihre Arbeit ersparten, und rettete sie von der Hungers- noth, ohne daß es etwas kostete. Es werden mit einem Pflocke Löcher auf 3 bis 4 Zoll Entfernung gebohrt, Es fällt von selbst in die Augen, daß diese Methode sehr viele Arbeit koste, Auch in Frankreich sind viele Versuche damit gemacht worden, die der Se- Drillkultur. von einander zu ſtehen, und koͤnnen nun zum Theil durch Maſchinen, zum Theildurch die Hand, von allen Seiten behackt werden. Auch iſt die Saaterſparung dabei noch groͤßer, und man kann mit ¼ der gewoͤhnlichen Einſaat ausreichen. Hierdurch wird bei theurem Getreide die Arbeit bezahlt, und dies iſt wohl die Haupturſache, warum in den theuren Jahren dieſe Methode in England ſo viele Lobredner fand. Man gab den Weibern und Kindern der Tageloͤhner die Saat zu verdienen, die ſie durch ihre Arbeit erſparten, und rettete ſie von der Hungers- noth, ohne daß es etwas koſtete. Es werden mit einem Pflocke Loͤcher auf 3 bis 4 Zoll Entfernung gebohrt, Es faͤllt von ſelbſt in die Augen, daß dieſe Methode ſehr viele Arbeit koſte, Auch in Frankreich ſind viele Verſuche damit gemacht worden, die der Se- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0132" n="108"/><fw place="top" type="header">Drillkultur.</fw><lb/> von einander zu ſtehen, und koͤnnen nun zum Theil durch Maſchinen, zum Theil<lb/> durch die Hand, von allen Seiten behackt werden. Auch iſt die Saaterſparung<lb/> dabei noch groͤßer, und man kann mit ¼ der gewoͤhnlichen Einſaat ausreichen.<lb/> Hierdurch wird bei <hi rendition="#g">theurem</hi> Getreide die Arbeit bezahlt, und dies iſt wohl die<lb/> Haupturſache, warum in den theuren Jahren dieſe Methode in England ſo viele<lb/> Lobredner fand. Man gab den Weibern und Kindern der Tageloͤhner die Saat<lb/> zu verdienen, die ſie durch ihre Arbeit erſparten, und rettete ſie von der Hungers-<lb/> noth, ohne daß es etwas koſtete.</p><lb/> <p>Es werden mit einem Pflocke Loͤcher auf 3 bis 4 Zoll Entfernung gebohrt,<lb/> und in jedes einige Koͤrner geworfen. Oder beſſer, man bedient ſich eines Inſtru-<lb/> ments dazu, wie es die Gaͤrtner zum Erbſenlegen gebrauchen, und womit durch<lb/> Auftreten des Fußes 12 und mehrere Loͤcher auf einmal gemacht werden. Die<lb/> Pflugfurche giebt die Richtung der Reihen an, indem man auf die Mitte jeder<lb/> Furche eine Reihe ſetzt. Nachher wird geegget.</p><lb/> <p>Es faͤllt von ſelbſt in die Augen, daß dieſe Methode ſehr viele Arbeit koſte,<lb/> und daß ſie daher nur unter gewiſſen Umſtaͤnden und in beſchraͤnktem Maaße an-<lb/> zuwenden ſey. Wenn einige in England dieſe fuͤr die Tageloͤhner-Familien wohl-<lb/> thaͤtige Methode anprieſen; ſo ſagten dagegen andre, ſie ſey ſehr mißlich, weil man<lb/> die Leute bei der Arbeit nicht genau genug beachten koͤnne, und ſie dann in einem<lb/> Theile der Loͤcher zu viel Koͤrner, in einem andren gar keine wuͤrfen, weil ihnen<lb/> dies bequemer ſey. Nur ein kleiner Landwirth, der die Arbeit mit ſeiner Familie<lb/> vollfuͤhrte, koͤnne ſicher dabei gehen. Man dachte deshalb ſogar auf Maſchinen,<lb/> die dieſes einzelne Einlegen der Koͤrner bewirken ſollten; aber verſchiedene Ideen,<lb/> die man daruͤber gehabt hat, ſind unausfuͤhrbar gefunden worden.</p><lb/> <p>Auch in Frankreich ſind viele Verſuche damit gemacht worden, die der Se-<lb/> nateur <hi rendition="#g">Graf</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">François de Neufchateau</hi></hi> in einem Werke: <hi rendition="#aq">„l’art de multiplier<lb/> les grains. Paris 1809“</hi> ausfuͤhrlich erzaͤhlt. Es iſt dabei nur von der großen<lb/> Vermehrung der Einſaat, aber nicht von den Koſten und nicht von dem Flaͤchen-<lb/> raume, den dieſe Saaten einnahmen, die Rede.</p> </div> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [108/0132]
Drillkultur.
von einander zu ſtehen, und koͤnnen nun zum Theil durch Maſchinen, zum Theil
durch die Hand, von allen Seiten behackt werden. Auch iſt die Saaterſparung
dabei noch groͤßer, und man kann mit ¼ der gewoͤhnlichen Einſaat ausreichen.
Hierdurch wird bei theurem Getreide die Arbeit bezahlt, und dies iſt wohl die
Haupturſache, warum in den theuren Jahren dieſe Methode in England ſo viele
Lobredner fand. Man gab den Weibern und Kindern der Tageloͤhner die Saat
zu verdienen, die ſie durch ihre Arbeit erſparten, und rettete ſie von der Hungers-
noth, ohne daß es etwas koſtete.
Es werden mit einem Pflocke Loͤcher auf 3 bis 4 Zoll Entfernung gebohrt,
und in jedes einige Koͤrner geworfen. Oder beſſer, man bedient ſich eines Inſtru-
ments dazu, wie es die Gaͤrtner zum Erbſenlegen gebrauchen, und womit durch
Auftreten des Fußes 12 und mehrere Loͤcher auf einmal gemacht werden. Die
Pflugfurche giebt die Richtung der Reihen an, indem man auf die Mitte jeder
Furche eine Reihe ſetzt. Nachher wird geegget.
Es faͤllt von ſelbſt in die Augen, daß dieſe Methode ſehr viele Arbeit koſte,
und daß ſie daher nur unter gewiſſen Umſtaͤnden und in beſchraͤnktem Maaße an-
zuwenden ſey. Wenn einige in England dieſe fuͤr die Tageloͤhner-Familien wohl-
thaͤtige Methode anprieſen; ſo ſagten dagegen andre, ſie ſey ſehr mißlich, weil man
die Leute bei der Arbeit nicht genau genug beachten koͤnne, und ſie dann in einem
Theile der Loͤcher zu viel Koͤrner, in einem andren gar keine wuͤrfen, weil ihnen
dies bequemer ſey. Nur ein kleiner Landwirth, der die Arbeit mit ſeiner Familie
vollfuͤhrte, koͤnne ſicher dabei gehen. Man dachte deshalb ſogar auf Maſchinen,
die dieſes einzelne Einlegen der Koͤrner bewirken ſollten; aber verſchiedene Ideen,
die man daruͤber gehabt hat, ſind unausfuͤhrbar gefunden worden.
Auch in Frankreich ſind viele Verſuche damit gemacht worden, die der Se-
nateur Graf François de Neufchateau in einem Werke: „l’art de multiplier
les grains. Paris 1809“ ausfuͤhrlich erzaͤhlt. Es iſt dabei nur von der großen
Vermehrung der Einſaat, aber nicht von den Koſten und nicht von dem Flaͤchen-
raume, den dieſe Saaten einnahmen, die Rede.
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