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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Beackerung.
von einander getrennt sind, um so mehr werden sie die Feuchtigkeit in ihren Zwi-
schenräumen aufnehmen und so tief versenken lassen, wie diese Auflockerung
geht. Bei feuchter Witterung wird die Feuchtigkeit in tief gelockerten Boden spä-
ter bis zur Oberfläche heraufstauen; bei trockner Witterung hingegen wird die darin
aufgefangene Feuchtigkeit später erschöpft werden, und sich der Oberfläche so viel
nöthig mittheilen. Dies lehrt allgemeine Beobachtungen: indem ein stark und tief ge-
lockerter Boden auf der Oberfläche später schlammig wird, und wiederum die Dürre
weit länger erträgt, als der flache, wie jeder Gärtner auf seinem rajolten Boden
dieses längst bemerkte. Vorzüglich widersteht ein vor Winter tief geackerter Bo-
den der Frühjahrsdürre auf eine unglaubliche Weise, indem er einen Zoll unter
der Oberfläche noch Feuchtigkeit genugsam zeigt, wenn man in andern Boden bis
zu einer beträchtlichen Tiefe keine mehr wahrnimmt. Es ist also nur mit großer
Einschränkung wahr, daß Beackerung den Boden ausdürre. Dies geschieht nur,
wenn in den Zeiten, wo kein Regen fällt, und die Dürre anhält, der Boden
viel und tief gerührt wird. Indessen wird man auch dann bemerken, daß eine
lache Rührung der Oberfläche und Zerstörung seiner Borke die Feuchtigkeit
mehr darin erhalte als verdunsten lasse, und daß folglich die Anziehung der un-
merklichen Feuchtigkeit aus der Luft stärker sey, wie die Verdunstung.

Die in den Zwischenräumen des Bodens eingeschlossene Feuchtigkeit, welche
sich am meisten darin anhäuft, wenn vor Winter geackert wird, hat freilich das
Unangenehme, daß sie das frühere Pflügen und Bestellen im Frühjahre verhin-
dern kann. Allein es ist eine ungegründete Besorgniß, daß sie den Boden den
ganzen Sommer hindurch gebunden und zähe erhalten werde. Aufmerksame Beo-
bachter haben gerade im Gegentheile erfahren, daß dieser Boden, wenn man nur
seine Abtrocknung abgewartet habe, um so mürber und zerfallender gewesen sey.
Eine natürliche Folge des verdunstenden Wassers, welches in seinem elastischen
Zustande die Partikeln der Erde trennen und zerkrümeln mußte!

Zerstörung
des Unkrauts.
5) Zerstörung des Unkrauts. Wir haben in der Lehre von der Be-
urtheilung des Bodens das Unkraut in agronomischer Hinsicht in zwei Klassen un-
terschieden, nämlich in solches, welches sich durch Saamen, und in solches,
welches sich hauptsächlich durch die Wurzel fortpflanzt. Diese Unterscheidung
ist bei seiner Vertilgung durch Beackerung von wesentlicher Bedeutung.


Das

Beackerung.
von einander getrennt ſind, um ſo mehr werden ſie die Feuchtigkeit in ihren Zwi-
ſchenraͤumen aufnehmen und ſo tief verſenken laſſen, wie dieſe Auflockerung
geht. Bei feuchter Witterung wird die Feuchtigkeit in tief gelockerten Boden ſpaͤ-
ter bis zur Oberflaͤche heraufſtauen; bei trockner Witterung hingegen wird die darin
aufgefangene Feuchtigkeit ſpaͤter erſchoͤpft werden, und ſich der Oberflaͤche ſo viel
noͤthig mittheilen. Dies lehrt allgemeine Beobachtungen: indem ein ſtark und tief ge-
lockerter Boden auf der Oberflaͤche ſpaͤter ſchlammig wird, und wiederum die Duͤrre
weit laͤnger ertraͤgt, als der flache, wie jeder Gaͤrtner auf ſeinem rajolten Boden
dieſes laͤngſt bemerkte. Vorzuͤglich widerſteht ein vor Winter tief geackerter Bo-
den der Fruͤhjahrsduͤrre auf eine unglaubliche Weiſe, indem er einen Zoll unter
der Oberflaͤche noch Feuchtigkeit genugſam zeigt, wenn man in andern Boden bis
zu einer betraͤchtlichen Tiefe keine mehr wahrnimmt. Es iſt alſo nur mit großer
Einſchraͤnkung wahr, daß Beackerung den Boden ausduͤrre. Dies geſchieht nur,
wenn in den Zeiten, wo kein Regen faͤllt, und die Duͤrre anhaͤlt, der Boden
viel und tief geruͤhrt wird. Indeſſen wird man auch dann bemerken, daß eine
lache Ruͤhrung der Oberflaͤche und Zerſtoͤrung ſeiner Borke die Feuchtigkeit
mehr darin erhalte als verdunſten laſſe, und daß folglich die Anziehung der un-
merklichen Feuchtigkeit aus der Luft ſtaͤrker ſey, wie die Verdunſtung.

Die in den Zwiſchenraͤumen des Bodens eingeſchloſſene Feuchtigkeit, welche
ſich am meiſten darin anhaͤuft, wenn vor Winter geackert wird, hat freilich das
Unangenehme, daß ſie das fruͤhere Pfluͤgen und Beſtellen im Fruͤhjahre verhin-
dern kann. Allein es iſt eine ungegruͤndete Beſorgniß, daß ſie den Boden den
ganzen Sommer hindurch gebunden und zaͤhe erhalten werde. Aufmerkſame Beo-
bachter haben gerade im Gegentheile erfahren, daß dieſer Boden, wenn man nur
ſeine Abtrocknung abgewartet habe, um ſo muͤrber und zerfallender geweſen ſey.
Eine natuͤrliche Folge des verdunſtenden Waſſers, welches in ſeinem elaſtiſchen
Zuſtande die Partikeln der Erde trennen und zerkruͤmeln mußte!

Zerſtoͤrung
des Unkrauts.
5) Zerſtoͤrung des Unkrauts. Wir haben in der Lehre von der Be-
urtheilung des Bodens das Unkraut in agronomiſcher Hinſicht in zwei Klaſſen un-
terſchieden, naͤmlich in ſolches, welches ſich durch Saamen, und in ſolches,
welches ſich hauptſaͤchlich durch die Wurzel fortpflanzt. Dieſe Unterſcheidung
iſt bei ſeiner Vertilgung durch Beackerung von weſentlicher Bedeutung.


Das
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[8/0030] Beackerung. von einander getrennt ſind, um ſo mehr werden ſie die Feuchtigkeit in ihren Zwi- ſchenraͤumen aufnehmen und ſo tief verſenken laſſen, wie dieſe Auflockerung geht. Bei feuchter Witterung wird die Feuchtigkeit in tief gelockerten Boden ſpaͤ- ter bis zur Oberflaͤche heraufſtauen; bei trockner Witterung hingegen wird die darin aufgefangene Feuchtigkeit ſpaͤter erſchoͤpft werden, und ſich der Oberflaͤche ſo viel noͤthig mittheilen. Dies lehrt allgemeine Beobachtungen: indem ein ſtark und tief ge- lockerter Boden auf der Oberflaͤche ſpaͤter ſchlammig wird, und wiederum die Duͤrre weit laͤnger ertraͤgt, als der flache, wie jeder Gaͤrtner auf ſeinem rajolten Boden dieſes laͤngſt bemerkte. Vorzuͤglich widerſteht ein vor Winter tief geackerter Bo- den der Fruͤhjahrsduͤrre auf eine unglaubliche Weiſe, indem er einen Zoll unter der Oberflaͤche noch Feuchtigkeit genugſam zeigt, wenn man in andern Boden bis zu einer betraͤchtlichen Tiefe keine mehr wahrnimmt. Es iſt alſo nur mit großer Einſchraͤnkung wahr, daß Beackerung den Boden ausduͤrre. Dies geſchieht nur, wenn in den Zeiten, wo kein Regen faͤllt, und die Duͤrre anhaͤlt, der Boden viel und tief geruͤhrt wird. Indeſſen wird man auch dann bemerken, daß eine lache Ruͤhrung der Oberflaͤche und Zerſtoͤrung ſeiner Borke die Feuchtigkeit mehr darin erhalte als verdunſten laſſe, und daß folglich die Anziehung der un- merklichen Feuchtigkeit aus der Luft ſtaͤrker ſey, wie die Verdunſtung. Die in den Zwiſchenraͤumen des Bodens eingeſchloſſene Feuchtigkeit, welche ſich am meiſten darin anhaͤuft, wenn vor Winter geackert wird, hat freilich das Unangenehme, daß ſie das fruͤhere Pfluͤgen und Beſtellen im Fruͤhjahre verhin- dern kann. Allein es iſt eine ungegruͤndete Beſorgniß, daß ſie den Boden den ganzen Sommer hindurch gebunden und zaͤhe erhalten werde. Aufmerkſame Beo- bachter haben gerade im Gegentheile erfahren, daß dieſer Boden, wenn man nur ſeine Abtrocknung abgewartet habe, um ſo muͤrber und zerfallender geweſen ſey. Eine natuͤrliche Folge des verdunſtenden Waſſers, welches in ſeinem elaſtiſchen Zuſtande die Partikeln der Erde trennen und zerkruͤmeln mußte! 5) Zerſtoͤrung des Unkrauts. Wir haben in der Lehre von der Be- urtheilung des Bodens das Unkraut in agronomiſcher Hinſicht in zwei Klaſſen un- terſchieden, naͤmlich in ſolches, welches ſich durch Saamen, und in ſolches, welches ſich hauptſaͤchlich durch die Wurzel fortpflanzt. Dieſe Unterſcheidung iſt bei ſeiner Vertilgung durch Beackerung von weſentlicher Bedeutung. Zerſtoͤrung des Unkrauts. Das

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/30>, abgerufen am 09.11.2024.