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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Weiden und Hutungen.
Unterschied auch wiederum nicht immer so groß als er scheint, indem das feinere
Gras auf hohem Boden um so nahrhafter ist.

3) Es kommt auf die Trachten an, welche dem Boden nach der Düngung
abgenommen sind, indem mit jeder davon genommenen Ernte sich die Kraft des
Bodens und der Graswuchs vermindert.

4) Das Jahr, worin das Land zur Weide liegt, macht einen Unterschied.
Wenn keine künstliche Besaamung geschehen ist, so hat sich der Stamm der Grä-
ser und Weidekräuter im ersten Jahre noch nicht genugsam verbreitet, und selbst
angesäete Kräuter, z. B. weißer Klee, Pimpinelle, englisches Raygras, haben
den Ackerboden selten so stark überzogen, wie in den nächstfolgenden Jahren. Im
zweiten und dritten Jahre des Dreeschliegens ist aber die Weide auf gewöhnlichen
Bodenarten am reichhaltigsten. Im vierten und fünften Jahre nimmt sie wieder
ab, weil sich häufig Moos und schlechte Kräuter erzeugen. Letzteres ist um so
mehr der Fall, je schlechter der Boden ist, und auf sehr kräftigen und reichen Bo-
den, der zugleich zum Graswuchse geneigt ist, bemerkt man diese Abnahme nicht;
vielmehr will man die Weide daselbst sich immer verbessernd gefunden haben; wel-
ches man dem starken Besatz mit Vieh und dem darauf fallenden Weidemist zu-
schreiben kann.

Ich habe am angeführten Orte die Meiersche Tabelle von dem WeidebedarfeTabelle zur
Bestimmung
einer Kuh-
weide auf
Ackerdreesch.

einer Kuh mitgetheilt, gebe selbige aber nach den in diesem Werke angenommenen
Klassen des Bodens und mit einigen mir nöthig scheinenden Berichtigungen umge-
arbeitet wieder. Für die fünfte Klasse oder dem sogenannten Haferboden sind zwei
Abtheilungen angenommen. Unter a. wird derjenige begriffen, welcher seiner
sandigen Beschaffenheit wegen in diese Klasse kommt; unter b. derjenige, welcher
seiner Kalt- und Naßgründigkeit wegen hierher gerechnet wird; indem letzterer
im Graswuchse beträchtlich stärker wie ersterer ist.


Dritter Theil. M m

Weiden und Hutungen.
Unterſchied auch wiederum nicht immer ſo groß als er ſcheint, indem das feinere
Gras auf hohem Boden um ſo nahrhafter iſt.

3) Es kommt auf die Trachten an, welche dem Boden nach der Duͤngung
abgenommen ſind, indem mit jeder davon genommenen Ernte ſich die Kraft des
Bodens und der Graswuchs vermindert.

4) Das Jahr, worin das Land zur Weide liegt, macht einen Unterſchied.
Wenn keine kuͤnſtliche Beſaamung geſchehen iſt, ſo hat ſich der Stamm der Graͤ-
ſer und Weidekraͤuter im erſten Jahre noch nicht genugſam verbreitet, und ſelbſt
angeſaͤete Kraͤuter, z. B. weißer Klee, Pimpinelle, engliſches Raygras, haben
den Ackerboden ſelten ſo ſtark uͤberzogen, wie in den naͤchſtfolgenden Jahren. Im
zweiten und dritten Jahre des Dreeſchliegens iſt aber die Weide auf gewoͤhnlichen
Bodenarten am reichhaltigſten. Im vierten und fuͤnften Jahre nimmt ſie wieder
ab, weil ſich haͤufig Moos und ſchlechte Kraͤuter erzeugen. Letzteres iſt um ſo
mehr der Fall, je ſchlechter der Boden iſt, und auf ſehr kraͤftigen und reichen Bo-
den, der zugleich zum Graswuchſe geneigt iſt, bemerkt man dieſe Abnahme nicht;
vielmehr will man die Weide daſelbſt ſich immer verbeſſernd gefunden haben; wel-
ches man dem ſtarken Beſatz mit Vieh und dem darauf fallenden Weidemiſt zu-
ſchreiben kann.

Ich habe am angefuͤhrten Orte die Meierſche Tabelle von dem WeidebedarfeTabelle zur
Beſtimmung
einer Kuh-
weide auf
Ackerdreeſch.

einer Kuh mitgetheilt, gebe ſelbige aber nach den in dieſem Werke angenommenen
Klaſſen des Bodens und mit einigen mir noͤthig ſcheinenden Berichtigungen umge-
arbeitet wieder. Fuͤr die fuͤnfte Klaſſe oder dem ſogenannten Haferboden ſind zwei
Abtheilungen angenommen. Unter a. wird derjenige begriffen, welcher ſeiner
ſandigen Beſchaffenheit wegen in dieſe Klaſſe kommt; unter b. derjenige, welcher
ſeiner Kalt- und Naßgruͤndigkeit wegen hierher gerechnet wird; indem letzterer
im Graswuchſe betraͤchtlich ſtaͤrker wie erſterer iſt.


Dritter Theil. M m
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[273/0295] Weiden und Hutungen. Unterſchied auch wiederum nicht immer ſo groß als er ſcheint, indem das feinere Gras auf hohem Boden um ſo nahrhafter iſt. 3) Es kommt auf die Trachten an, welche dem Boden nach der Duͤngung abgenommen ſind, indem mit jeder davon genommenen Ernte ſich die Kraft des Bodens und der Graswuchs vermindert. 4) Das Jahr, worin das Land zur Weide liegt, macht einen Unterſchied. Wenn keine kuͤnſtliche Beſaamung geſchehen iſt, ſo hat ſich der Stamm der Graͤ- ſer und Weidekraͤuter im erſten Jahre noch nicht genugſam verbreitet, und ſelbſt angeſaͤete Kraͤuter, z. B. weißer Klee, Pimpinelle, engliſches Raygras, haben den Ackerboden ſelten ſo ſtark uͤberzogen, wie in den naͤchſtfolgenden Jahren. Im zweiten und dritten Jahre des Dreeſchliegens iſt aber die Weide auf gewoͤhnlichen Bodenarten am reichhaltigſten. Im vierten und fuͤnften Jahre nimmt ſie wieder ab, weil ſich haͤufig Moos und ſchlechte Kraͤuter erzeugen. Letzteres iſt um ſo mehr der Fall, je ſchlechter der Boden iſt, und auf ſehr kraͤftigen und reichen Bo- den, der zugleich zum Graswuchſe geneigt iſt, bemerkt man dieſe Abnahme nicht; vielmehr will man die Weide daſelbſt ſich immer verbeſſernd gefunden haben; wel- ches man dem ſtarken Beſatz mit Vieh und dem darauf fallenden Weidemiſt zu- ſchreiben kann. Ich habe am angefuͤhrten Orte die Meierſche Tabelle von dem Weidebedarfe einer Kuh mitgetheilt, gebe ſelbige aber nach den in dieſem Werke angenommenen Klaſſen des Bodens und mit einigen mir noͤthig ſcheinenden Berichtigungen umge- arbeitet wieder. Fuͤr die fuͤnfte Klaſſe oder dem ſogenannten Haferboden ſind zwei Abtheilungen angenommen. Unter a. wird derjenige begriffen, welcher ſeiner ſandigen Beſchaffenheit wegen in dieſe Klaſſe kommt; unter b. derjenige, welcher ſeiner Kalt- und Naßgruͤndigkeit wegen hierher gerechnet wird; indem letzterer im Graswuchſe betraͤchtlich ſtaͤrker wie erſterer iſt. Tabelle zur Beſtimmung einer Kuh- weide auf Ackerdreeſch. Dritter Theil. M m

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/295>, abgerufen am 17.05.2024.