würde dieser eben so gut gewirkt haben, wenn man ihn, ohne den Rafen umzu- brechen, überher gestreuet hätte.
Zur Vertilgung der nachtheiligen Wiesenpflanzen ist aber ein solcher mehren- theils einfähriger Umbruch nicht zureichend, vielmehr erhalten sie in der gelocker- ten Krume nur einen besseren Standort. Man muß sich zur Erfüllung dieser Ab- sicht zu einer reinen und fleißig bearbeiteten Brache, so wie sie dem Neubruche ge- geben wird, entschließen, oder aber, was wirksamer ist und schneller wirkt, zum Rasenbrennen. Ich verweise also auf das, was ich über die Behandlung des Neubruchs gesagt habe.
§. 334.
Besaamung der Wiese.Ueber die Besaamung der Wiesen, deren Grasnarbe durch den Umbruch völ- lig zerstört worden, habe ich mich schon im §. 323. erklärt. Indessen würde man mich mißverstehen, wenn man daraus schlösse, ich riethe diese Besaamung der Natur allein zu überlassen. Ich kenne zwar Beispiele, wo dieses besser gelungen ist, als die künstliche Besaamung; indessen hat es keinen Zweifel, daß der Zufall auch schlechteren Saamen herbeiführen könne, als man ihnen durch die Auswahl zutheilt. Nur halte ich die zweckmäßigsten Saamen und die zweckmäßigste Men- gung derselben, mit Rücksicht auf die besondere Eigenschaft des Wiesenbodens, noch nicht für ausgemittelt.
Für den reichen, humosen, lockeren, mäßig feuchten Wiesenboden ist ohne Zweifel nichts angemessener, wie eine Mischung von Alopecurus pratensis, Poa trivialis und pratensis mit oder ohne Klee ausgesäet. Diese geben ein so dichtes als starkes, fortgrünendes, schnell wiederwachsendes und dem Viehe höchst ange- nehmes Gras. Sie erfordern aber einen Boden von den genannten Eigenschaften, und wer sie auf einen andern Boden säet, wird nur einzeln kümmerliche Pflanzen davon erhalten.
Die Auswahl der Wiesenpflanzen auf schlechterem Boden getraue ich mir nicht zu bestimmen, wenn man eine ausdauernde Wiese beabsichtigt; sondern muß auf meinen oben §. 323. gegebenen Rath verweisen. Vom Anbau einzelner Grä- ser auf den zu Wiesen eigentlich nicht geeigneten Höhefeldern, wird in der Lehre von dem Futterkräuterbau die Rede seyn.
Der Wieſenbau.
wuͤrde dieſer eben ſo gut gewirkt haben, wenn man ihn, ohne den Rafen umzu- brechen, uͤberher geſtreuet haͤtte.
Zur Vertilgung der nachtheiligen Wieſenpflanzen iſt aber ein ſolcher mehren- theils einfaͤhriger Umbruch nicht zureichend, vielmehr erhalten ſie in der gelocker- ten Krume nur einen beſſeren Standort. Man muß ſich zur Erfuͤllung dieſer Ab- ſicht zu einer reinen und fleißig bearbeiteten Brache, ſo wie ſie dem Neubruche ge- geben wird, entſchließen, oder aber, was wirkſamer iſt und ſchneller wirkt, zum Raſenbrennen. Ich verweiſe alſo auf das, was ich uͤber die Behandlung des Neubruchs geſagt habe.
§. 334.
Beſaamung der Wieſe.Ueber die Beſaamung der Wieſen, deren Grasnarbe durch den Umbruch voͤl- lig zerſtoͤrt worden, habe ich mich ſchon im §. 323. erklaͤrt. Indeſſen wuͤrde man mich mißverſtehen, wenn man daraus ſchloͤſſe, ich riethe dieſe Beſaamung der Natur allein zu uͤberlaſſen. Ich kenne zwar Beiſpiele, wo dieſes beſſer gelungen iſt, als die kuͤnſtliche Beſaamung; indeſſen hat es keinen Zweifel, daß der Zufall auch ſchlechteren Saamen herbeifuͤhren koͤnne, als man ihnen durch die Auswahl zutheilt. Nur halte ich die zweckmaͤßigſten Saamen und die zweckmaͤßigſte Men- gung derſelben, mit Ruͤckſicht auf die beſondere Eigenſchaft des Wieſenbodens, noch nicht fuͤr ausgemittelt.
Fuͤr den reichen, humoſen, lockeren, maͤßig feuchten Wieſenboden iſt ohne Zweifel nichts angemeſſener, wie eine Miſchung von Alopecurus pratensis, Poa trivialis und pratensis mit oder ohne Klee ausgeſaͤet. Dieſe geben ein ſo dichtes als ſtarkes, fortgruͤnendes, ſchnell wiederwachſendes und dem Viehe hoͤchſt ange- nehmes Gras. Sie erfordern aber einen Boden von den genannten Eigenſchaften, und wer ſie auf einen andern Boden ſaͤet, wird nur einzeln kuͤmmerliche Pflanzen davon erhalten.
Die Auswahl der Wieſenpflanzen auf ſchlechterem Boden getraue ich mir nicht zu beſtimmen, wenn man eine ausdauernde Wieſe beabſichtigt; ſondern muß auf meinen oben §. 323. gegebenen Rath verweiſen. Vom Anbau einzelner Graͤ- ſer auf den zu Wieſen eigentlich nicht geeigneten Hoͤhefeldern, wird in der Lehre von dem Futterkraͤuterbau die Rede ſeyn.
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Der Wieſenbau.
wuͤrde dieſer eben ſo gut gewirkt haben, wenn man ihn, ohne den Rafen umzu-
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Zur Vertilgung der nachtheiligen Wieſenpflanzen iſt aber ein ſolcher mehren-
theils einfaͤhriger Umbruch nicht zureichend, vielmehr erhalten ſie in der gelocker-
ten Krume nur einen beſſeren Standort. Man muß ſich zur Erfuͤllung dieſer Ab-
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geben wird, entſchließen, oder aber, was wirkſamer iſt und ſchneller wirkt, zum
Raſenbrennen. Ich verweiſe alſo auf das, was ich uͤber die Behandlung des
Neubruchs geſagt habe.
§. 334.
Ueber die Beſaamung der Wieſen, deren Grasnarbe durch den Umbruch voͤl-
lig zerſtoͤrt worden, habe ich mich ſchon im §. 323. erklaͤrt. Indeſſen wuͤrde man
mich mißverſtehen, wenn man daraus ſchloͤſſe, ich riethe dieſe Beſaamung der
Natur allein zu uͤberlaſſen. Ich kenne zwar Beiſpiele, wo dieſes beſſer gelungen
iſt, als die kuͤnſtliche Beſaamung; indeſſen hat es keinen Zweifel, daß der Zufall
auch ſchlechteren Saamen herbeifuͤhren koͤnne, als man ihnen durch die Auswahl
zutheilt. Nur halte ich die zweckmaͤßigſten Saamen und die zweckmaͤßigſte Men-
gung derſelben, mit Ruͤckſicht auf die beſondere Eigenſchaft des Wieſenbodens,
noch nicht fuͤr ausgemittelt.
Beſaamung
der Wieſe.
Fuͤr den reichen, humoſen, lockeren, maͤßig feuchten Wieſenboden iſt ohne
Zweifel nichts angemeſſener, wie eine Miſchung von Alopecurus pratensis, Poa
trivialis und pratensis mit oder ohne Klee ausgeſaͤet. Dieſe geben ein ſo dichtes
als ſtarkes, fortgruͤnendes, ſchnell wiederwachſendes und dem Viehe hoͤchſt ange-
nehmes Gras. Sie erfordern aber einen Boden von den genannten Eigenſchaften,
und wer ſie auf einen andern Boden ſaͤet, wird nur einzeln kuͤmmerliche Pflanzen
davon erhalten.
Die Auswahl der Wieſenpflanzen auf ſchlechterem Boden getraue ich mir
nicht zu beſtimmen, wenn man eine ausdauernde Wieſe beabſichtigt; ſondern muß
auf meinen oben §. 323. gegebenen Rath verweiſen. Vom Anbau einzelner Graͤ-
ſer auf den zu Wieſen eigentlich nicht geeigneten Hoͤhefeldern, wird in der Lehre
von dem Futterkraͤuterbau die Rede ſeyn.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/266>, abgerufen am 27.07.2024.
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