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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen.
bens und der oberen Schwemmbank beachtet, Erfahrung und Augenmaaß besitzt,
da kann die Arbeit bei gleicher Anstrengung sehr erleichtert, und manche Feh-
ler können vermieden werden, deren Ausgleichung nachher viele Arbeit und
Kosten macht.

Der letzte Umstand ist so wichtig, daß die Gesellschaften von Wiesenschwem-
mern, welche man im Bremischen und Lüneburgischen haben konnte, durchaus
solche Anlagen weit wohlfeiler machten, als sie durch andere ungleich geringer be-
zahlte Arbeiter, selbst wenn der Eigenthümer mit Hand ans Werk legte, beschafft
werden konnten. Sie machten nach dem Augenmaaße und nach angestellter Unter-
suchung der ganzen Lokalität einen so richtigen Anschlag von der Arbeit, daß sie
alles dazu Gehörige im Verdung nahmen, und die Zeit bestimmten, wann es fer-
tig seyn solle. Wenn Morgenweise akkordirt wurde, so kam der Morgen gewöhn-
lich zwischen 8 und 20 Rthlr. zu stehen; wobei man aber bemerken muß, daß hier
nur sandiger oder mit Sand stark versetzter Boden vorkam.

Eine erste Schwemmwiese, die ich hier unter den allerungünstigsten Umstän-
den und zu Anfange mit ganz unerfahrnen Arbeitern (denn ich hatte auch nicht
einen einzigen, der eine solche Anlage jemals gesehn hätte, so wie ich auch selbst
bei der Operation niemals gegenwärtig gewesen war, und die eigentliche Manipu-
lation hier erst selbst ausmitteln und erlernen mußte) anlegte, und wovon 28 Mor-
gen fertig sind, kostet mir etwas über 500 Rthlr.

In den ersten Jahren erfordert eine solche Anlage noch immer einige Ausbes-
serungskosten, indem die Gräben zuweilen einfallen, die Verwallungen bei starken
Winter- und Gewitterfluthen durchbrechen, die Einlässe und die Grippen abzuän-
dern und zu verbessern, auch Senkungen in dem morastigen Theile auszugleichen
und abzugraben sind. Nachher wenn sich Alles gesackt und festgesetzt hat, sind die
Unterhaltungskosten einer Wässerungswiese dieser Art bei weitem geringer, wie
die jeder andern, wegen der Ebenheit der Fläche, der wenigen nöhigen inneren
Wasserleitungen und des gerechten Gefälles; so daß man sie höchstens jährlich per
Morgen auf 6 Gr. anschlagen kann. Sie sind um so geringer, je richtiger das
Werk vom Anfange an angelegt worden. Jedoch sind darin die Kosten der Haupt-
schleuse, welche ungefähr alle zwanzig Jahr neu gemacht werden muß, nicht
mit inbegriffen.


§. 305.

Die Abſchwemmung oder Anlage der Schwemmwieſen.
bens und der oberen Schwemmbank beachtet, Erfahrung und Augenmaaß beſitzt,
da kann die Arbeit bei gleicher Anſtrengung ſehr erleichtert, und manche Feh-
ler koͤnnen vermieden werden, deren Ausgleichung nachher viele Arbeit und
Koſten macht.

Der letzte Umſtand iſt ſo wichtig, daß die Geſellſchaften von Wieſenſchwem-
mern, welche man im Bremiſchen und Luͤneburgiſchen haben konnte, durchaus
ſolche Anlagen weit wohlfeiler machten, als ſie durch andere ungleich geringer be-
zahlte Arbeiter, ſelbſt wenn der Eigenthuͤmer mit Hand ans Werk legte, beſchafft
werden konnten. Sie machten nach dem Augenmaaße und nach angeſtellter Unter-
ſuchung der ganzen Lokalitaͤt einen ſo richtigen Anſchlag von der Arbeit, daß ſie
alles dazu Gehoͤrige im Verdung nahmen, und die Zeit beſtimmten, wann es fer-
tig ſeyn ſolle. Wenn Morgenweiſe akkordirt wurde, ſo kam der Morgen gewoͤhn-
lich zwiſchen 8 und 20 Rthlr. zu ſtehen; wobei man aber bemerken muß, daß hier
nur ſandiger oder mit Sand ſtark verſetzter Boden vorkam.

Eine erſte Schwemmwieſe, die ich hier unter den allerunguͤnſtigſten Umſtaͤn-
den und zu Anfange mit ganz unerfahrnen Arbeitern (denn ich hatte auch nicht
einen einzigen, der eine ſolche Anlage jemals geſehn haͤtte, ſo wie ich auch ſelbſt
bei der Operation niemals gegenwaͤrtig geweſen war, und die eigentliche Manipu-
lation hier erſt ſelbſt ausmitteln und erlernen mußte) anlegte, und wovon 28 Mor-
gen fertig ſind, koſtet mir etwas uͤber 500 Rthlr.

In den erſten Jahren erfordert eine ſolche Anlage noch immer einige Ausbeſ-
ſerungskoſten, indem die Graͤben zuweilen einfallen, die Verwallungen bei ſtarken
Winter- und Gewitterfluthen durchbrechen, die Einlaͤſſe und die Grippen abzuaͤn-
dern und zu verbeſſern, auch Senkungen in dem moraſtigen Theile auszugleichen
und abzugraben ſind. Nachher wenn ſich Alles geſackt und feſtgeſetzt hat, ſind die
Unterhaltungskoſten einer Waͤſſerungswieſe dieſer Art bei weitem geringer, wie
die jeder andern, wegen der Ebenheit der Flaͤche, der wenigen noͤhigen inneren
Waſſerleitungen und des gerechten Gefaͤlles; ſo daß man ſie hoͤchſtens jaͤhrlich per
Morgen auf 6 Gr. anſchlagen kann. Sie ſind um ſo geringer, je richtiger das
Werk vom Anfange an angelegt worden. Jedoch ſind darin die Koſten der Haupt-
ſchleuſe, welche ungefaͤhr alle zwanzig Jahr neu gemacht werden muß, nicht
mit inbegriffen.


§. 305.
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[216/0238] Die Abſchwemmung oder Anlage der Schwemmwieſen. bens und der oberen Schwemmbank beachtet, Erfahrung und Augenmaaß beſitzt, da kann die Arbeit bei gleicher Anſtrengung ſehr erleichtert, und manche Feh- ler koͤnnen vermieden werden, deren Ausgleichung nachher viele Arbeit und Koſten macht. Der letzte Umſtand iſt ſo wichtig, daß die Geſellſchaften von Wieſenſchwem- mern, welche man im Bremiſchen und Luͤneburgiſchen haben konnte, durchaus ſolche Anlagen weit wohlfeiler machten, als ſie durch andere ungleich geringer be- zahlte Arbeiter, ſelbſt wenn der Eigenthuͤmer mit Hand ans Werk legte, beſchafft werden konnten. Sie machten nach dem Augenmaaße und nach angeſtellter Unter- ſuchung der ganzen Lokalitaͤt einen ſo richtigen Anſchlag von der Arbeit, daß ſie alles dazu Gehoͤrige im Verdung nahmen, und die Zeit beſtimmten, wann es fer- tig ſeyn ſolle. Wenn Morgenweiſe akkordirt wurde, ſo kam der Morgen gewoͤhn- lich zwiſchen 8 und 20 Rthlr. zu ſtehen; wobei man aber bemerken muß, daß hier nur ſandiger oder mit Sand ſtark verſetzter Boden vorkam. Eine erſte Schwemmwieſe, die ich hier unter den allerunguͤnſtigſten Umſtaͤn- den und zu Anfange mit ganz unerfahrnen Arbeitern (denn ich hatte auch nicht einen einzigen, der eine ſolche Anlage jemals geſehn haͤtte, ſo wie ich auch ſelbſt bei der Operation niemals gegenwaͤrtig geweſen war, und die eigentliche Manipu- lation hier erſt ſelbſt ausmitteln und erlernen mußte) anlegte, und wovon 28 Mor- gen fertig ſind, koſtet mir etwas uͤber 500 Rthlr. In den erſten Jahren erfordert eine ſolche Anlage noch immer einige Ausbeſ- ſerungskoſten, indem die Graͤben zuweilen einfallen, die Verwallungen bei ſtarken Winter- und Gewitterfluthen durchbrechen, die Einlaͤſſe und die Grippen abzuaͤn- dern und zu verbeſſern, auch Senkungen in dem moraſtigen Theile auszugleichen und abzugraben ſind. Nachher wenn ſich Alles geſackt und feſtgeſetzt hat, ſind die Unterhaltungskoſten einer Waͤſſerungswieſe dieſer Art bei weitem geringer, wie die jeder andern, wegen der Ebenheit der Flaͤche, der wenigen noͤhigen inneren Waſſerleitungen und des gerechten Gefaͤlles; ſo daß man ſie hoͤchſtens jaͤhrlich per Morgen auf 6 Gr. anſchlagen kann. Sie ſind um ſo geringer, je richtiger das Werk vom Anfange an angelegt worden. Jedoch ſind darin die Koſten der Haupt- ſchleuſe, welche ungefaͤhr alle zwanzig Jahr neu gemacht werden muß, nicht mit inbegriffen. §. 305.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/238>, abgerufen am 24.11.2024.