Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Bewässerung.
unterworfen sind, und durch ihren Bruch bei einer starken Wasserfluth oft großes
Unheil anrichten können, so muß man sie möglichst zu vermeiden suchen.

Leitungsdämme, die in Senkungen aufgeführt werden, um auf und
zwischen solchen das Wasser durchzuführen und in seiner Höhe zu erhalten, sind
oft sehr kostspielig, und wenn sie nicht mit der größten Vorsicht angelegt werden,
ebenfalls gefährlich. Man kann sie oft durch eine weitere Umleitung des Kanals
entbehrlich machen, und dies ist immer rathsamer, wenn auch die Kosten sich
gleich bleiben.

§. 282.

Man kann die Bewässerung auf dreierlei verschiedene Weise bewirken:Bewässerungs-
arten.

1) durch Ueberstauung;
2) durch Ueberrieselung;
3) durch Anstauung des Wassers in den Graben.

Unter gewissen Lokalitäten können indessen auch Anlagen gemacht werden, bei
welchen man alle drei Bewässerungsarten wechselsweise und nach dem jedesmaligen
Zwecke anwenden kann.

§. 283.

Die Ueberstauung erfordert, daß die zu bewässernde Fläche von NaturDie Ueber-
stauung.

oder durch die Kunst von allen oder wenigstens von drei Seiten mit einer Beufe-
rung versehen sey, um das überstaute Wasser auf diesem Platze zu beschränken.

Man bewirkt sie zuweilen dadurch, daß man den natürlichen Wasserlauf un-
terhalb der zu bewässernden Fläche mittelst einer Schleuse anstaut, und so das
Wasser sich seitwärts über die Fläche zu ergießen zwingt. Dies ist nur unter sel-
tenen Lokalitäten möglich, und mehrentheils etwas Unvollkommenes, indem man
dabei die Masse des Wassers, die Dauer der Bewässerung, die schnelle Trocken-
legung -- worauf so sehr viel ankommt -- oft auch die Ausdehnung nicht in sei-
ner Gewalt hat, und manchmal bei schnell entstehenden Wasserfluthen, wegen
des durch die Schleuse verengerten Wasserbettes, den Uebertritt des Wassers zur
Unzeit und schädliche Strömungen und Versandungen nicht verhindern kann.

Deshalb haben die Ueberstauungen, welche vermittelst eines aus einem höhe-
ren Punkte des Flusses gezogenen Zuleitungskanals bewirkt werden, große Vor-
züge, wodurch dann überdem der Vortheil nur erreicht werden kann, das Wasser

Dritter Theil. B b

Die Bewaͤſſerung.
unterworfen ſind, und durch ihren Bruch bei einer ſtarken Waſſerfluth oft großes
Unheil anrichten koͤnnen, ſo muß man ſie moͤglichſt zu vermeiden ſuchen.

Leitungsdaͤmme, die in Senkungen aufgefuͤhrt werden, um auf und
zwiſchen ſolchen das Waſſer durchzufuͤhren und in ſeiner Hoͤhe zu erhalten, ſind
oft ſehr koſtſpielig, und wenn ſie nicht mit der groͤßten Vorſicht angelegt werden,
ebenfalls gefaͤhrlich. Man kann ſie oft durch eine weitere Umleitung des Kanals
entbehrlich machen, und dies iſt immer rathſamer, wenn auch die Koſten ſich
gleich bleiben.

§. 282.

Man kann die Bewaͤſſerung auf dreierlei verſchiedene Weiſe bewirken:Bewaͤſſerungs-
arten.

1) durch Ueberſtauung;
2) durch Ueberrieſelung;
3) durch Anſtauung des Waſſers in den Graben.

Unter gewiſſen Lokalitaͤten koͤnnen indeſſen auch Anlagen gemacht werden, bei
welchen man alle drei Bewaͤſſerungsarten wechſelsweiſe und nach dem jedesmaligen
Zwecke anwenden kann.

§. 283.

Die Ueberſtauung erfordert, daß die zu bewaͤſſernde Flaͤche von NaturDie Ueber-
ſtauung.

oder durch die Kunſt von allen oder wenigſtens von drei Seiten mit einer Beufe-
rung verſehen ſey, um das uͤberſtaute Waſſer auf dieſem Platze zu beſchraͤnken.

Man bewirkt ſie zuweilen dadurch, daß man den natuͤrlichen Waſſerlauf un-
terhalb der zu bewaͤſſernden Flaͤche mittelſt einer Schleuſe anſtaut, und ſo das
Waſſer ſich ſeitwaͤrts uͤber die Flaͤche zu ergießen zwingt. Dies iſt nur unter ſel-
tenen Lokalitaͤten moͤglich, und mehrentheils etwas Unvollkommenes, indem man
dabei die Maſſe des Waſſers, die Dauer der Bewaͤſſerung, die ſchnelle Trocken-
legung — worauf ſo ſehr viel ankommt — oft auch die Ausdehnung nicht in ſei-
ner Gewalt hat, und manchmal bei ſchnell entſtehenden Waſſerfluthen, wegen
des durch die Schleuſe verengerten Waſſerbettes, den Uebertritt des Waſſers zur
Unzeit und ſchaͤdliche Stroͤmungen und Verſandungen nicht verhindern kann.

Deshalb haben die Ueberſtauungen, welche vermittelſt eines aus einem hoͤhe-
ren Punkte des Fluſſes gezogenen Zuleitungskanals bewirkt werden, große Vor-
zuͤge, wodurch dann uͤberdem der Vortheil nur erreicht werden kann, das Waſſer

Dritter Theil. B b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0215" n="193"/><fw place="top" type="header">Die Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung.</fw><lb/>
unterworfen &#x017F;ind, und durch ihren Bruch bei einer &#x017F;tarken Wa&#x017F;&#x017F;erfluth oft großes<lb/>
Unheil anrichten ko&#x0364;nnen, &#x017F;o muß man &#x017F;ie mo&#x0364;glich&#x017F;t zu vermeiden &#x017F;uchen.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Leitungsda&#x0364;mme</hi>, die in Senkungen aufgefu&#x0364;hrt werden, um auf und<lb/>
zwi&#x017F;chen &#x017F;olchen das Wa&#x017F;&#x017F;er durchzufu&#x0364;hren und in &#x017F;einer Ho&#x0364;he zu erhalten, &#x017F;ind<lb/>
oft &#x017F;ehr ko&#x017F;t&#x017F;pielig, und wenn &#x017F;ie nicht mit der gro&#x0364;ßten Vor&#x017F;icht angelegt werden,<lb/>
ebenfalls gefa&#x0364;hrlich. Man kann &#x017F;ie oft durch eine weitere Umleitung des Kanals<lb/>
entbehrlich machen, und dies i&#x017F;t immer rath&#x017F;amer, wenn auch die Ko&#x017F;ten &#x017F;ich<lb/>
gleich bleiben.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 282.</head><lb/>
              <p>Man kann die Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung auf dreierlei ver&#x017F;chiedene Wei&#x017F;e bewirken:<note place="right">Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs-<lb/>
arten.</note><lb/>
1) durch <hi rendition="#g">Ueber&#x017F;tauung</hi>;<lb/>
2) durch <hi rendition="#g">Ueberrie&#x017F;elung</hi>;<lb/>
3) durch <hi rendition="#g">An&#x017F;tauung</hi> des Wa&#x017F;&#x017F;ers in den Graben.</p><lb/>
              <p>Unter gewi&#x017F;&#x017F;en Lokalita&#x0364;ten ko&#x0364;nnen inde&#x017F;&#x017F;en auch Anlagen gemacht werden, bei<lb/>
welchen man alle drei Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsarten wech&#x017F;elswei&#x017F;e und nach dem jedesmaligen<lb/>
Zwecke anwenden kann.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 283.</head><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Ueber&#x017F;tauung</hi> erfordert, daß die zu bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ernde Fla&#x0364;che von Natur<note place="right">Die Ueber-<lb/>
&#x017F;tauung.</note><lb/>
oder durch die Kun&#x017F;t von allen oder wenig&#x017F;tens von drei Seiten mit einer Beufe-<lb/>
rung ver&#x017F;ehen &#x017F;ey, um das u&#x0364;ber&#x017F;taute Wa&#x017F;&#x017F;er auf die&#x017F;em Platze zu be&#x017F;chra&#x0364;nken.</p><lb/>
              <p>Man bewirkt &#x017F;ie zuweilen dadurch, daß man den natu&#x0364;rlichen Wa&#x017F;&#x017F;erlauf un-<lb/>
terhalb der zu bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ernden Fla&#x0364;che mittel&#x017F;t einer Schleu&#x017F;e an&#x017F;taut, und &#x017F;o das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich &#x017F;eitwa&#x0364;rts u&#x0364;ber die Fla&#x0364;che zu ergießen zwingt. Dies i&#x017F;t nur unter &#x017F;el-<lb/>
tenen Lokalita&#x0364;ten mo&#x0364;glich, und mehrentheils etwas Unvollkommenes, indem man<lb/>
dabei die Ma&#x017F;&#x017F;e des Wa&#x017F;&#x017F;ers, die Dauer der Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung, die &#x017F;chnelle Trocken-<lb/>
legung &#x2014; worauf &#x017F;o &#x017F;ehr viel ankommt &#x2014; oft auch die Ausdehnung nicht in &#x017F;ei-<lb/>
ner Gewalt hat, und manchmal bei &#x017F;chnell ent&#x017F;tehenden Wa&#x017F;&#x017F;erfluthen, wegen<lb/>
des durch die Schleu&#x017F;e verengerten Wa&#x017F;&#x017F;erbettes, den Uebertritt des Wa&#x017F;&#x017F;ers zur<lb/>
Unzeit und &#x017F;cha&#x0364;dliche Stro&#x0364;mungen und Ver&#x017F;andungen nicht verhindern kann.</p><lb/>
              <p>Deshalb haben die Ueber&#x017F;tauungen, welche vermittel&#x017F;t eines aus einem ho&#x0364;he-<lb/>
ren Punkte des Flu&#x017F;&#x017F;es gezogenen Zuleitungskanals bewirkt werden, große Vor-<lb/>
zu&#x0364;ge, wodurch dann u&#x0364;berdem der Vortheil nur erreicht werden kann, das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Dritter Theil. B b</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0215] Die Bewaͤſſerung. unterworfen ſind, und durch ihren Bruch bei einer ſtarken Waſſerfluth oft großes Unheil anrichten koͤnnen, ſo muß man ſie moͤglichſt zu vermeiden ſuchen. Leitungsdaͤmme, die in Senkungen aufgefuͤhrt werden, um auf und zwiſchen ſolchen das Waſſer durchzufuͤhren und in ſeiner Hoͤhe zu erhalten, ſind oft ſehr koſtſpielig, und wenn ſie nicht mit der groͤßten Vorſicht angelegt werden, ebenfalls gefaͤhrlich. Man kann ſie oft durch eine weitere Umleitung des Kanals entbehrlich machen, und dies iſt immer rathſamer, wenn auch die Koſten ſich gleich bleiben. §. 282. Man kann die Bewaͤſſerung auf dreierlei verſchiedene Weiſe bewirken: 1) durch Ueberſtauung; 2) durch Ueberrieſelung; 3) durch Anſtauung des Waſſers in den Graben. Bewaͤſſerungs- arten. Unter gewiſſen Lokalitaͤten koͤnnen indeſſen auch Anlagen gemacht werden, bei welchen man alle drei Bewaͤſſerungsarten wechſelsweiſe und nach dem jedesmaligen Zwecke anwenden kann. §. 283. Die Ueberſtauung erfordert, daß die zu bewaͤſſernde Flaͤche von Natur oder durch die Kunſt von allen oder wenigſtens von drei Seiten mit einer Beufe- rung verſehen ſey, um das uͤberſtaute Waſſer auf dieſem Platze zu beſchraͤnken. Die Ueber- ſtauung. Man bewirkt ſie zuweilen dadurch, daß man den natuͤrlichen Waſſerlauf un- terhalb der zu bewaͤſſernden Flaͤche mittelſt einer Schleuſe anſtaut, und ſo das Waſſer ſich ſeitwaͤrts uͤber die Flaͤche zu ergießen zwingt. Dies iſt nur unter ſel- tenen Lokalitaͤten moͤglich, und mehrentheils etwas Unvollkommenes, indem man dabei die Maſſe des Waſſers, die Dauer der Bewaͤſſerung, die ſchnelle Trocken- legung — worauf ſo ſehr viel ankommt — oft auch die Ausdehnung nicht in ſei- ner Gewalt hat, und manchmal bei ſchnell entſtehenden Waſſerfluthen, wegen des durch die Schleuſe verengerten Waſſerbettes, den Uebertritt des Waſſers zur Unzeit und ſchaͤdliche Stroͤmungen und Verſandungen nicht verhindern kann. Deshalb haben die Ueberſtauungen, welche vermittelſt eines aus einem hoͤhe- ren Punkte des Fluſſes gezogenen Zuleitungskanals bewirkt werden, große Vor- zuͤge, wodurch dann uͤberdem der Vortheil nur erreicht werden kann, das Waſſer Dritter Theil. B b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/215
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/215>, abgerufen am 05.05.2024.