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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Abwässerung.
seinen Weg um das vier- und fünffache, zuweilen noch mehr verkürzt, und durch das
stärkere Gefälle schneller ausleert. Man gewinnt hierdurch oftmals eine solche Strecke
des fruchtbarsten Landes zu Aecker, Wiesen und Fettweiden, welche die sämmtlichen
Kosten durch ihren Werth bezahlt. Oder aber man leitet nur einen Theil seines
Wassers durch einen geraden Nebenkanal, worin das Wasser ein stärkeres Gefälle,
als in dem sich schlängelnden Strome hat, ab, ohne jedoch das alte Bette zu ver-
schließen. Ein solcher Graben braucht anfangs nur schmal und flach zu seyn; er er-
weitert sich in der Folge durch die Kraft des Wassers von selbst dermaaßen, daß er
das sämmtliche Wasser nun auffassen und abführen kann, und das alte gekrümmte
Bette des Flusses nun unnöthig wird und eingehen kann, wie das bei der neuen
Oder von Güstebinse bis Niederwutzen der Fall ist.

Wiesen, welche an einem sich stark schlängelnden Flusse oder Bache liegen, und
unter dem oberen Niveau seines Wasserspiegels, werden dadurch nicht selten zu feucht.
Man kann oft durch einen der Länge der Wiese, von dem höheren Niveau zum nie-
drigsten herab, gezogenen Graben helfen, den man unterwärts in den Bach einläßt,
wo dessen Spiegel niedriger ist, als die Wiesenfläche. Dieser führt das ausgetretene
oder durchgesinterte Wasser schnell wieder ab, mit Hülfe der in ihn hineingeleiteten
Wasserfurchen. Mit der aus dem Graben ausgeworfenen Erde läßt sich oft eine
Verwallung machen, wenn man ihn nicht weit vom Flusse ziehet.

§. 262.

Durchleitung
des Wassers
unter das
Bette eines
Flusses.
In sehr flußreichen Gegenden ist es nicht selten, daß angränzende Niederungen
tiefer liegen, wie das Bette des nächsten Flusses, und dem Wasser also durchaus
kein Abzug in selbigem gegeben werden kann. Hier hat man die unmöglich scheinende
Entwässerung dadurch bewirkt, daß nach geschehener Eindämmung des höheren
Flusses das Wasser unter dem Damm und unter dem Flusse weg durch eingelegte
Röhren, durch hölzerne Siele, oder durch eine gemauerte Wasserleitung fort- und
nach einem andern niedriger liegenden Flusse hingeleitet worden. Ein paar Fälle die-
ser Art hat einer der ausgezeichnetsten Landwirthe Frankreichs, Crette de Paluel aus-
geführt, die ich als Beispiele dieser sonst nicht häufig vorkommenden Operation aus
dem vierten Theile der Memoires de la Societe d'agriculture de la Seine, T. IV.,
hier mittheile, indem die ganze Anordnung dieser Entwässerungen auch durch mehrere
Nebenumstände sehr belehrend ist.


Abwaͤſſerung.
ſeinen Weg um das vier- und fuͤnffache, zuweilen noch mehr verkuͤrzt, und durch das
ſtaͤrkere Gefaͤlle ſchneller ausleert. Man gewinnt hierdurch oftmals eine ſolche Strecke
des fruchtbarſten Landes zu Aecker, Wieſen und Fettweiden, welche die ſaͤmmtlichen
Koſten durch ihren Werth bezahlt. Oder aber man leitet nur einen Theil ſeines
Waſſers durch einen geraden Nebenkanal, worin das Waſſer ein ſtaͤrkeres Gefaͤlle,
als in dem ſich ſchlaͤngelnden Strome hat, ab, ohne jedoch das alte Bette zu ver-
ſchließen. Ein ſolcher Graben braucht anfangs nur ſchmal und flach zu ſeyn; er er-
weitert ſich in der Folge durch die Kraft des Waſſers von ſelbſt dermaaßen, daß er
das ſaͤmmtliche Waſſer nun auffaſſen und abfuͤhren kann, und das alte gekruͤmmte
Bette des Fluſſes nun unnoͤthig wird und eingehen kann, wie das bei der neuen
Oder von Guͤſtebinſe bis Niederwutzen der Fall iſt.

Wieſen, welche an einem ſich ſtark ſchlaͤngelnden Fluſſe oder Bache liegen, und
unter dem oberen Niveau ſeines Waſſerſpiegels, werden dadurch nicht ſelten zu feucht.
Man kann oft durch einen der Laͤnge der Wieſe, von dem hoͤheren Niveau zum nie-
drigſten herab, gezogenen Graben helfen, den man unterwaͤrts in den Bach einlaͤßt,
wo deſſen Spiegel niedriger iſt, als die Wieſenflaͤche. Dieſer fuͤhrt das ausgetretene
oder durchgeſinterte Waſſer ſchnell wieder ab, mit Huͤlfe der in ihn hineingeleiteten
Waſſerfurchen. Mit der aus dem Graben ausgeworfenen Erde laͤßt ſich oft eine
Verwallung machen, wenn man ihn nicht weit vom Fluſſe ziehet.

§. 262.

Durchleitung
des Waſſers
unter das
Bette eines
Fluſſes.
In ſehr flußreichen Gegenden iſt es nicht ſelten, daß angraͤnzende Niederungen
tiefer liegen, wie das Bette des naͤchſten Fluſſes, und dem Waſſer alſo durchaus
kein Abzug in ſelbigem gegeben werden kann. Hier hat man die unmoͤglich ſcheinende
Entwaͤſſerung dadurch bewirkt, daß nach geſchehener Eindaͤmmung des hoͤheren
Fluſſes das Waſſer unter dem Damm und unter dem Fluſſe weg durch eingelegte
Roͤhren, durch hoͤlzerne Siele, oder durch eine gemauerte Waſſerleitung fort- und
nach einem andern niedriger liegenden Fluſſe hingeleitet worden. Ein paar Faͤlle die-
ſer Art hat einer der ausgezeichnetſten Landwirthe Frankreichs, Cretté de Paluel aus-
gefuͤhrt, die ich als Beiſpiele dieſer ſonſt nicht haͤufig vorkommenden Operation aus
dem vierten Theile der Mémoires de la Société d’agriculture de la Seine, T. IV.,
hier mittheile, indem die ganze Anordnung dieſer Entwaͤſſerungen auch durch mehrere
Nebenumſtaͤnde ſehr belehrend iſt.


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[170/0192] Abwaͤſſerung. ſeinen Weg um das vier- und fuͤnffache, zuweilen noch mehr verkuͤrzt, und durch das ſtaͤrkere Gefaͤlle ſchneller ausleert. Man gewinnt hierdurch oftmals eine ſolche Strecke des fruchtbarſten Landes zu Aecker, Wieſen und Fettweiden, welche die ſaͤmmtlichen Koſten durch ihren Werth bezahlt. Oder aber man leitet nur einen Theil ſeines Waſſers durch einen geraden Nebenkanal, worin das Waſſer ein ſtaͤrkeres Gefaͤlle, als in dem ſich ſchlaͤngelnden Strome hat, ab, ohne jedoch das alte Bette zu ver- ſchließen. Ein ſolcher Graben braucht anfangs nur ſchmal und flach zu ſeyn; er er- weitert ſich in der Folge durch die Kraft des Waſſers von ſelbſt dermaaßen, daß er das ſaͤmmtliche Waſſer nun auffaſſen und abfuͤhren kann, und das alte gekruͤmmte Bette des Fluſſes nun unnoͤthig wird und eingehen kann, wie das bei der neuen Oder von Guͤſtebinſe bis Niederwutzen der Fall iſt. Wieſen, welche an einem ſich ſtark ſchlaͤngelnden Fluſſe oder Bache liegen, und unter dem oberen Niveau ſeines Waſſerſpiegels, werden dadurch nicht ſelten zu feucht. Man kann oft durch einen der Laͤnge der Wieſe, von dem hoͤheren Niveau zum nie- drigſten herab, gezogenen Graben helfen, den man unterwaͤrts in den Bach einlaͤßt, wo deſſen Spiegel niedriger iſt, als die Wieſenflaͤche. Dieſer fuͤhrt das ausgetretene oder durchgeſinterte Waſſer ſchnell wieder ab, mit Huͤlfe der in ihn hineingeleiteten Waſſerfurchen. Mit der aus dem Graben ausgeworfenen Erde laͤßt ſich oft eine Verwallung machen, wenn man ihn nicht weit vom Fluſſe ziehet. §. 262. In ſehr flußreichen Gegenden iſt es nicht ſelten, daß angraͤnzende Niederungen tiefer liegen, wie das Bette des naͤchſten Fluſſes, und dem Waſſer alſo durchaus kein Abzug in ſelbigem gegeben werden kann. Hier hat man die unmoͤglich ſcheinende Entwaͤſſerung dadurch bewirkt, daß nach geſchehener Eindaͤmmung des hoͤheren Fluſſes das Waſſer unter dem Damm und unter dem Fluſſe weg durch eingelegte Roͤhren, durch hoͤlzerne Siele, oder durch eine gemauerte Waſſerleitung fort- und nach einem andern niedriger liegenden Fluſſe hingeleitet worden. Ein paar Faͤlle die- ſer Art hat einer der ausgezeichnetſten Landwirthe Frankreichs, Cretté de Paluel aus- gefuͤhrt, die ich als Beiſpiele dieſer ſonſt nicht haͤufig vorkommenden Operation aus dem vierten Theile der Mémoires de la Société d’agriculture de la Seine, T. IV., hier mittheile, indem die ganze Anordnung dieſer Entwaͤſſerungen auch durch mehrere Nebenumſtaͤnde ſehr belehrend iſt. Durchleitung des Waſſers unter das Bette eines Fluſſes.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/192>, abgerufen am 23.11.2024.