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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Urbarmachung unangebauter Ländereien.
verdrängt wird. Sie nehmen die Ernten der guten Stellen vorlieb, und hoffen,
daß die rohen Stellen sich in der Folge schon geben werden. Allein es hat wohl
keinen Zweifel, daß der Nachtheil hiervon in der Folge den Werth einer früheren
Ernte bei weitem überwiegt, und daß es richtiger gewesen wäre, noch ein Brach-
jahr daran zu wenden, um die Urbarmachung des Bodens vollkommen zu bewir-
ken. Ich würde wenigstens in einem solchen Falle nie Winterung einsäen, son-
dern zuvor noch einige Furchen geben, und dann eine Frucht über Sommer bauen,
welche mit ihren eingreifenden Wurzeln und durch ihre dichte Beschattung den
Boden völlig mürbe macht und bebrütet. Hierzu gehören Hülsenfrüchte, Buch-
weizen oder der auf Neubruch so vorzüglich gerathende, ihm aber auch angrei-
fende Lein; oder aber Kartoffeln, Rüben und andere zu jätende oder zu behackende
Früchte, nach welchen ich dann aber keine Winterung sondern Gerste nehmen,
unter dieser aber Klee zu zweijähriger Benutzung säen würde; überzeugt, daß
hierdurch der Boden zu voller Nutzbarkeit und ausdaurender Kraft am sichersten
gebracht werden könne. Ich bemerke, daß der Klee selten gerathe, wenn man
ihn auf solchen Neubruch säet, bevor er durch behackten Fruchtbau dazu geschickt
gemacht worden.

§. 201.

Durch Besa-
mung der er-
sten Furche.
2) Man säet gleich auf die erste tiefer gegebene Furche eine Sommerfrucht.
Es versteht sich, daß dies nur auf einem nicht zu rauhen unebenen Boden, der
recht gut umgebracht worden, geschehen könne. Gewöhnlicher Weise nimmt man
Hafer, -- mit Gerste würde es gar nicht gehen -- der, wenn er früh und dicht
auf der rauhen Furche gesäet, scharf eingeegget ist, und dann eine günstige feuchte
Witterung hat, oft vorzüglich gedeihet, und wenn gleich nicht starkes Stroh, doch
sehr reichliche Körner giebt. Manche versichern, dies mit dem besten Erfolge ge-
than, und den Boden nach dem Umbruche der Haferstoppel mürber, wie nach der
Brache gefunden zu haben, so daß sie Rocken danach hätten säen können. Andere,
und unter diesen ich selbst, haben aber die Narbe so wenig verweset und den Bo-
den nach dem Umbruche der Haferstoppel so rauh gefunden, daß eine Brache un-
umgänglich erforderlich schien, und darauf eine bei weitem schlechtere Winterungs-
ernte gehabt, als man nach sogleich gebraachten Neubruch sonst erwarten darf.

Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
verdraͤngt wird. Sie nehmen die Ernten der guten Stellen vorlieb, und hoffen,
daß die rohen Stellen ſich in der Folge ſchon geben werden. Allein es hat wohl
keinen Zweifel, daß der Nachtheil hiervon in der Folge den Werth einer fruͤheren
Ernte bei weitem uͤberwiegt, und daß es richtiger geweſen waͤre, noch ein Brach-
jahr daran zu wenden, um die Urbarmachung des Bodens vollkommen zu bewir-
ken. Ich wuͤrde wenigſtens in einem ſolchen Falle nie Winterung einſaͤen, ſon-
dern zuvor noch einige Furchen geben, und dann eine Frucht uͤber Sommer bauen,
welche mit ihren eingreifenden Wurzeln und durch ihre dichte Beſchattung den
Boden voͤllig muͤrbe macht und bebruͤtet. Hierzu gehoͤren Huͤlſenfruͤchte, Buch-
weizen oder der auf Neubruch ſo vorzuͤglich gerathende, ihm aber auch angrei-
fende Lein; oder aber Kartoffeln, Ruͤben und andere zu jaͤtende oder zu behackende
Fruͤchte, nach welchen ich dann aber keine Winterung ſondern Gerſte nehmen,
unter dieſer aber Klee zu zweijaͤhriger Benutzung ſaͤen wuͤrde; uͤberzeugt, daß
hierdurch der Boden zu voller Nutzbarkeit und ausdaurender Kraft am ſicherſten
gebracht werden koͤnne. Ich bemerke, daß der Klee ſelten gerathe, wenn man
ihn auf ſolchen Neubruch ſaͤet, bevor er durch behackten Fruchtbau dazu geſchickt
gemacht worden.

§. 201.

Durch Beſa-
mung der er-
ſten Furche.
2) Man ſaͤet gleich auf die erſte tiefer gegebene Furche eine Sommerfrucht.
Es verſteht ſich, daß dies nur auf einem nicht zu rauhen unebenen Boden, der
recht gut umgebracht worden, geſchehen koͤnne. Gewoͤhnlicher Weiſe nimmt man
Hafer, — mit Gerſte wuͤrde es gar nicht gehen — der, wenn er fruͤh und dicht
auf der rauhen Furche geſaͤet, ſcharf eingeegget iſt, und dann eine guͤnſtige feuchte
Witterung hat, oft vorzuͤglich gedeihet, und wenn gleich nicht ſtarkes Stroh, doch
ſehr reichliche Koͤrner giebt. Manche verſichern, dies mit dem beſten Erfolge ge-
than, und den Boden nach dem Umbruche der Haferſtoppel muͤrber, wie nach der
Brache gefunden zu haben, ſo daß ſie Rocken danach haͤtten ſaͤen koͤnnen. Andere,
und unter dieſen ich ſelbſt, haben aber die Narbe ſo wenig verweſet und den Bo-
den nach dem Umbruche der Haferſtoppel ſo rauh gefunden, daß eine Brache un-
umgaͤnglich erforderlich ſchien, und darauf eine bei weitem ſchlechtere Winterungs-
ernte gehabt, als man nach ſogleich gebraachten Neubruch ſonſt erwarten darf.

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[116/0138] Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. verdraͤngt wird. Sie nehmen die Ernten der guten Stellen vorlieb, und hoffen, daß die rohen Stellen ſich in der Folge ſchon geben werden. Allein es hat wohl keinen Zweifel, daß der Nachtheil hiervon in der Folge den Werth einer fruͤheren Ernte bei weitem uͤberwiegt, und daß es richtiger geweſen waͤre, noch ein Brach- jahr daran zu wenden, um die Urbarmachung des Bodens vollkommen zu bewir- ken. Ich wuͤrde wenigſtens in einem ſolchen Falle nie Winterung einſaͤen, ſon- dern zuvor noch einige Furchen geben, und dann eine Frucht uͤber Sommer bauen, welche mit ihren eingreifenden Wurzeln und durch ihre dichte Beſchattung den Boden voͤllig muͤrbe macht und bebruͤtet. Hierzu gehoͤren Huͤlſenfruͤchte, Buch- weizen oder der auf Neubruch ſo vorzuͤglich gerathende, ihm aber auch angrei- fende Lein; oder aber Kartoffeln, Ruͤben und andere zu jaͤtende oder zu behackende Fruͤchte, nach welchen ich dann aber keine Winterung ſondern Gerſte nehmen, unter dieſer aber Klee zu zweijaͤhriger Benutzung ſaͤen wuͤrde; uͤberzeugt, daß hierdurch der Boden zu voller Nutzbarkeit und ausdaurender Kraft am ſicherſten gebracht werden koͤnne. Ich bemerke, daß der Klee ſelten gerathe, wenn man ihn auf ſolchen Neubruch ſaͤet, bevor er durch behackten Fruchtbau dazu geſchickt gemacht worden. §. 201. 2) Man ſaͤet gleich auf die erſte tiefer gegebene Furche eine Sommerfrucht. Es verſteht ſich, daß dies nur auf einem nicht zu rauhen unebenen Boden, der recht gut umgebracht worden, geſchehen koͤnne. Gewoͤhnlicher Weiſe nimmt man Hafer, — mit Gerſte wuͤrde es gar nicht gehen — der, wenn er fruͤh und dicht auf der rauhen Furche geſaͤet, ſcharf eingeegget iſt, und dann eine guͤnſtige feuchte Witterung hat, oft vorzuͤglich gedeihet, und wenn gleich nicht ſtarkes Stroh, doch ſehr reichliche Koͤrner giebt. Manche verſichern, dies mit dem beſten Erfolge ge- than, und den Boden nach dem Umbruche der Haferſtoppel muͤrber, wie nach der Brache gefunden zu haben, ſo daß ſie Rocken danach haͤtten ſaͤen koͤnnen. Andere, und unter dieſen ich ſelbſt, haben aber die Narbe ſo wenig verweſet und den Bo- den nach dem Umbruche der Haferſtoppel ſo rauh gefunden, daß eine Brache un- umgaͤnglich erforderlich ſchien, und darauf eine bei weitem ſchlechtere Winterungs- ernte gehabt, als man nach ſogleich gebraachten Neubruch ſonſt erwarten darf. Durch Beſa- mung der er- ſten Furche.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/138>, abgerufen am 12.10.2024.