Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.Urbarmachung unangebauter Ländereien. selben als eines Hebels bedienen kann. Der Baum wird erst umgraben, seineHauptwurzeln gelöset, die flacher liegenden werden ausgerissen, und wenn er wankt, wird an einem hoch am Stamme befestigten Seile gezogen, und so mit Umreißung des Baums selbst das Wurzelnende herausgehoben. Man hat dieses Umwerfen der Bäume oft dem Winde überlassen, der, nachdem die Wurzeln ge- löset waren, ganze Reviere niederlegte. Man giebt die Arbeit des Holzrohdens mehrentheils in Verdung, entweder Es würde sehr mühsam seyn, einem Boden, der mit Gesträuchen, als §. 199. Nächst dem Forstgrunde kommen am häufigsten Lehden und Aenger, die bisUrbarma- Dritter Theil. P
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. ſelben als eines Hebels bedienen kann. Der Baum wird erſt umgraben, ſeineHauptwurzeln geloͤſet, die flacher liegenden werden ausgeriſſen, und wenn er wankt, wird an einem hoch am Stamme befeſtigten Seile gezogen, und ſo mit Umreißung des Baums ſelbſt das Wurzelnende herausgehoben. Man hat dieſes Umwerfen der Baͤume oft dem Winde uͤberlaſſen, der, nachdem die Wurzeln ge- loͤſet waren, ganze Reviere niederlegte. Man giebt die Arbeit des Holzrohdens mehrentheils in Verdung, entweder Es wuͤrde ſehr muͤhſam ſeyn, einem Boden, der mit Geſtraͤuchen, als §. 199. Naͤchſt dem Forſtgrunde kommen am haͤufigſten Lehden und Aenger, die bisUrbarma- Dritter Theil. P
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0135" n="113"/><fw place="top" type="header">Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.</fw><lb/> ſelben als eines Hebels bedienen kann. Der Baum wird erſt umgraben, ſeine<lb/> Hauptwurzeln geloͤſet, die flacher liegenden werden ausgeriſſen, und wenn er<lb/> wankt, wird an einem hoch am Stamme befeſtigten Seile gezogen, und ſo mit<lb/> Umreißung des Baums ſelbſt das Wurzelnende herausgehoben. Man hat dieſes<lb/> Umwerfen der Baͤume oft dem Winde uͤberlaſſen, der, nachdem die Wurzeln ge-<lb/> loͤſet waren, ganze Reviere niederlegte.</p><lb/> <p>Man giebt die Arbeit des Holzrohdens mehrentheils in Verdung, entweder<lb/> Morgenweiſe oder nach Klaftern des aufgeſchlagenen Holzes; wobei man eine<lb/> moͤglichſt vollkommene Reinigung des Bodens von Wurzeln bedingen muß. Oft<lb/> giebt man auch die Staͤmme oder Bloͤcke fuͤr die Rohdungsarbeit.</p><lb/> <p>Es wuͤrde ſehr muͤhſam ſeyn, einem Boden, der mit Geſtraͤuchen, als<lb/> Schwarzdorn, Hahnebutten, Maaßholder, ſelbſt mit Geſtruͤppe von Eichen,<lb/> Eſchen, Birken, Ruͤſtern bewachſen iſt, ſo von den Wurzeln zu reinigen, daß<lb/> ſie nicht wieder ausſchluͤgen. Man kann deſſen uͤberhoben ſeyn, wenn man den<lb/> Boden etliche Jahre als Wieſe benutzen will. Denn nachdem die groͤßeren Wur-<lb/> zeln herausgehoben, hauet man nur das kleinere Geſtraͤuch etliche Zoll unter der<lb/> Oberflaͤche ab, und ebnet dieſe ſo gut wie moͤglich. Wenn dann junge Lohden, im<lb/> erſten Jahre gewoͤhnlich ſtark, hervortreiben, werden dieſe, mit dem Graſe zu-<lb/> gleich, ſo dicht wie moͤglich an der Erde abgehauen, und vermehren den Heu-<lb/> ertrag. Im zweiten Jahre treiben ſie ſchwaͤcher und ſind reichlicher; das dritte<lb/> uͤberleben die Wurzeln ſelten, ſondern ſterben ab, gehen in Faͤulniß, und geben<lb/> dem Acker Duͤngung. Dann kann das Land gepfluͤget und gehoͤrig bearbeitet wer-<lb/> den. Benutzt man ſolchen Boden dagegen gleich als Ackerland, ohne alles Ge-<lb/> ſtraͤuch voͤllig ausgerottet zu haben, ſo erhalten die Wurzeln durch die Beackerung<lb/> um ſo groͤßere Triebkraft, und es haͤlt dann aͤußerſt ſchwer, den Acker davon<lb/> zu reinigen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 199.</head><lb/> <p>Naͤchſt dem Forſtgrunde kommen am haͤufigſten Lehden und Aenger, die bis<note place="right">Urbarma-<lb/> chung der Leh-<lb/> den und Wei-<lb/> deaͤnger.</note><lb/> dahin bloß als Weide, unter der Laſt der Gemeinheit, gedient hatten, nachdem<lb/> ſie getheilt worden oder die Berechtigten abgefunden ſind, zur Urbarmachung.<lb/> Sie ſind haͤufig in einem ſehr rohen Zuſtande, mit hohen Ameiſenhaufen, Binſen-<lb/> bulten und Geſtruͤppe bedeckt, und von ſehr unebner Oberflaͤche. Wenn bei dem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Dritter Theil. P</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [113/0135]
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
ſelben als eines Hebels bedienen kann. Der Baum wird erſt umgraben, ſeine
Hauptwurzeln geloͤſet, die flacher liegenden werden ausgeriſſen, und wenn er
wankt, wird an einem hoch am Stamme befeſtigten Seile gezogen, und ſo mit
Umreißung des Baums ſelbſt das Wurzelnende herausgehoben. Man hat dieſes
Umwerfen der Baͤume oft dem Winde uͤberlaſſen, der, nachdem die Wurzeln ge-
loͤſet waren, ganze Reviere niederlegte.
Man giebt die Arbeit des Holzrohdens mehrentheils in Verdung, entweder
Morgenweiſe oder nach Klaftern des aufgeſchlagenen Holzes; wobei man eine
moͤglichſt vollkommene Reinigung des Bodens von Wurzeln bedingen muß. Oft
giebt man auch die Staͤmme oder Bloͤcke fuͤr die Rohdungsarbeit.
Es wuͤrde ſehr muͤhſam ſeyn, einem Boden, der mit Geſtraͤuchen, als
Schwarzdorn, Hahnebutten, Maaßholder, ſelbſt mit Geſtruͤppe von Eichen,
Eſchen, Birken, Ruͤſtern bewachſen iſt, ſo von den Wurzeln zu reinigen, daß
ſie nicht wieder ausſchluͤgen. Man kann deſſen uͤberhoben ſeyn, wenn man den
Boden etliche Jahre als Wieſe benutzen will. Denn nachdem die groͤßeren Wur-
zeln herausgehoben, hauet man nur das kleinere Geſtraͤuch etliche Zoll unter der
Oberflaͤche ab, und ebnet dieſe ſo gut wie moͤglich. Wenn dann junge Lohden, im
erſten Jahre gewoͤhnlich ſtark, hervortreiben, werden dieſe, mit dem Graſe zu-
gleich, ſo dicht wie moͤglich an der Erde abgehauen, und vermehren den Heu-
ertrag. Im zweiten Jahre treiben ſie ſchwaͤcher und ſind reichlicher; das dritte
uͤberleben die Wurzeln ſelten, ſondern ſterben ab, gehen in Faͤulniß, und geben
dem Acker Duͤngung. Dann kann das Land gepfluͤget und gehoͤrig bearbeitet wer-
den. Benutzt man ſolchen Boden dagegen gleich als Ackerland, ohne alles Ge-
ſtraͤuch voͤllig ausgerottet zu haben, ſo erhalten die Wurzeln durch die Beackerung
um ſo groͤßere Triebkraft, und es haͤlt dann aͤußerſt ſchwer, den Acker davon
zu reinigen.
§. 199.
Naͤchſt dem Forſtgrunde kommen am haͤufigſten Lehden und Aenger, die bis
dahin bloß als Weide, unter der Laſt der Gemeinheit, gedient hatten, nachdem
ſie getheilt worden oder die Berechtigten abgefunden ſind, zur Urbarmachung.
Sie ſind haͤufig in einem ſehr rohen Zuſtande, mit hohen Ameiſenhaufen, Binſen-
bulten und Geſtruͤppe bedeckt, und von ſehr unebner Oberflaͤche. Wenn bei dem
Urbarma-
chung der Leh-
den und Wei-
deaͤnger.
Dritter Theil. P
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |