Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Mineralische Düngungsmittel.
sondere ob und unter welchen Verhältnissen eine Düngung mit Vitriol vortheilhaft
seyn könne.

Der große und entschiedene Nutzen der vitriolhaltigen Erdkohle und des vitriolhal-
tigen Torfes ermuntert aber zu einer ferneren Aufsuchung derselben, und Anwendung
zu diesem Gebrauche.

Jene Kohle wird gepulvert über die Saatfurche oder die Saat ausgestreuet,
aber nicht untergepflügt.

In Ansehung der Quantität der Kohle wird Vorsicht angerathen. Zu stark
wirkt sie nachtheilig, und wo Haufen derselben nur einige Tage oder Stunden gelegen
haben, wächst in mehreren Jahren nichts; weswegen man sie nur auf wenig nutzba-
ren Rainen oder Wegen abladen darf. Auf einem thomgen kalkigen Acker kann man
30 bis 36 Berliner Scheffel per Morgen bringen. Auf sandigen und kalkigen Bo-
den aber nur 15 bis 18 Scheffel. Ich verweise auf die sehr vollständige Beschreibung
ihres Gebrauchs von Herrn Blume, Annalen 1809, Oktober und November-Stück,
S. 471 u. f., und Cromes Untersuchung derselben, September - Stück,
S. 164 u. f.

§. 89.

Ob die Säuren eine befruchtende Eigenschaft haben, ist eine Frage, welche nurSäuren.
die Theorie interessirt, weil man sie in der Praxis wenigstens höchst selten gebrauchen
kann. Sie muß hier jedoch berührt werden.

Man hat sie zuerst nach Theorie empfohlen, weil sie Sauerstof enthielten, und
dieser der Vegetation günstig sey. Aber nahm man ihre Zersetzbarkeit im Boden nicht
zu unbedingt an?

Die Versuche, welche man damit angestellt hat, haben widersprechende Resul-
tate gegeben; und es ist auffallend, daß selbst berühmte Naturforscher, welche sie
anstellten, den Bestand des Bodens nicht angeben. Es erhellet aber aus Nebenum-
ständen, daß es immer kalkhaltiger Boden war, wo die Schwefelsäure -- denn
dies ist die einzige, die man angewandt hat -- gut wirkte. Hier aber machte sie
Gyps und trieb Kohlensäure aus, woraus sich dann ihre gute Wirkung analogisch
leicht erklären läßt. Der Boden, wo sie uns sehr nachtheilige Wirkung zeigte, ent-
hielt fast gar keinen Kalk.

§. 90.

Zu den wirksamen und häufig angewandten Düngungsmitteln gehört endlichDie Asche.
die Asche.


L l 2

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
ſondere ob und unter welchen Verhaͤltniſſen eine Duͤngung mit Vitriol vortheilhaft
ſeyn koͤnne.

Der große und entſchiedene Nutzen der vitriolhaltigen Erdkohle und des vitriolhal-
tigen Torfes ermuntert aber zu einer ferneren Aufſuchung derſelben, und Anwendung
zu dieſem Gebrauche.

Jene Kohle wird gepulvert uͤber die Saatfurche oder die Saat ausgeſtreuet,
aber nicht untergepfluͤgt.

In Anſehung der Quantitaͤt der Kohle wird Vorſicht angerathen. Zu ſtark
wirkt ſie nachtheilig, und wo Haufen derſelben nur einige Tage oder Stunden gelegen
haben, waͤchſt in mehreren Jahren nichts; weswegen man ſie nur auf wenig nutzba-
ren Rainen oder Wegen abladen darf. Auf einem thomgen kalkigen Acker kann man
30 bis 36 Berliner Scheffel per Morgen bringen. Auf ſandigen und kalkigen Bo-
den aber nur 15 bis 18 Scheffel. Ich verweiſe auf die ſehr vollſtaͤndige Beſchreibung
ihres Gebrauchs von Herrn Blume, Annalen 1809, Oktober und November-Stuͤck,
S. 471 u. f., und Cromes Unterſuchung derſelben, September - Stuͤck,
S. 164 u. f.

§. 89.

Ob die Saͤuren eine befruchtende Eigenſchaft haben, iſt eine Frage, welche nurSaͤuren.
die Theorie intereſſirt, weil man ſie in der Praxis wenigſtens hoͤchſt ſelten gebrauchen
kann. Sie muß hier jedoch beruͤhrt werden.

Man hat ſie zuerſt nach Theorie empfohlen, weil ſie Sauerſtof enthielten, und
dieſer der Vegetation guͤnſtig ſey. Aber nahm man ihre Zerſetzbarkeit im Boden nicht
zu unbedingt an?

Die Verſuche, welche man damit angeſtellt hat, haben widerſprechende Reſul-
tate gegeben; und es iſt auffallend, daß ſelbſt beruͤhmte Naturforſcher, welche ſie
anſtellten, den Beſtand des Bodens nicht angeben. Es erhellet aber aus Nebenum-
ſtaͤnden, daß es immer kalkhaltiger Boden war, wo die Schwefelſaͤure — denn
dies iſt die einzige, die man angewandt hat — gut wirkte. Hier aber machte ſie
Gyps und trieb Kohlenſaͤure aus, woraus ſich dann ihre gute Wirkung analogiſch
leicht erklaͤren laͤßt. Der Boden, wo ſie uns ſehr nachtheilige Wirkung zeigte, ent-
hielt faſt gar keinen Kalk.

§. 90.

Zu den wirkſamen und haͤufig angewandten Duͤngungsmitteln gehoͤrt endlichDie Aſche.
die Aſche.


L l 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0315" n="267"/><fw place="top" type="header">Minerali&#x017F;che Du&#x0364;ngungsmittel.</fw><lb/>
&#x017F;ondere ob und unter welchen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en eine Du&#x0364;ngung mit Vitriol vortheilhaft<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nne.</p><lb/>
            <p>Der große und ent&#x017F;chiedene Nutzen der vitriolhaltigen Erdkohle und des vitriolhal-<lb/>
tigen Torfes ermuntert aber zu einer ferneren Auf&#x017F;uchung der&#x017F;elben, und Anwendung<lb/>
zu die&#x017F;em Gebrauche.</p><lb/>
            <p>Jene Kohle wird gepulvert u&#x0364;ber die Saatfurche oder die Saat ausge&#x017F;treuet,<lb/>
aber nicht untergepflu&#x0364;gt.</p><lb/>
            <p>In An&#x017F;ehung der Quantita&#x0364;t der Kohle wird Vor&#x017F;icht angerathen. Zu &#x017F;tark<lb/>
wirkt &#x017F;ie nachtheilig, und wo Haufen der&#x017F;elben nur einige Tage oder Stunden gelegen<lb/>
haben, wa&#x0364;ch&#x017F;t in mehreren Jahren nichts; weswegen man &#x017F;ie nur auf wenig nutzba-<lb/>
ren Rainen oder Wegen abladen darf. Auf einem thomgen kalkigen Acker kann man<lb/>
30 bis 36 Berliner Scheffel <hi rendition="#aq">per</hi> Morgen bringen. Auf &#x017F;andigen und kalkigen Bo-<lb/>
den aber nur 15 bis 18 Scheffel. Ich verwei&#x017F;e auf die &#x017F;ehr voll&#x017F;ta&#x0364;ndige Be&#x017F;chreibung<lb/>
ihres Gebrauchs von Herrn Blume, Annalen 1809, Oktober und November-Stu&#x0364;ck,<lb/>
S. 471 u. f., und <hi rendition="#g">Cromes</hi> Unter&#x017F;uchung der&#x017F;elben, September - Stu&#x0364;ck,<lb/>
S. 164 u. f.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 89.</head><lb/>
            <p>Ob die Sa&#x0364;uren eine befruchtende Eigen&#x017F;chaft haben, i&#x017F;t eine Frage, welche nur<note place="right">Sa&#x0364;uren.</note><lb/>
die Theorie intere&#x017F;&#x017F;irt, weil man &#x017F;ie in der Praxis wenig&#x017F;tens ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;elten gebrauchen<lb/>
kann. Sie muß hier jedoch beru&#x0364;hrt werden.</p><lb/>
            <p>Man hat &#x017F;ie zuer&#x017F;t nach Theorie empfohlen, weil &#x017F;ie Sauer&#x017F;tof enthielten, und<lb/>
die&#x017F;er der Vegetation gu&#x0364;n&#x017F;tig &#x017F;ey. Aber nahm man ihre Zer&#x017F;etzbarkeit im Boden nicht<lb/>
zu unbedingt an?</p><lb/>
            <p>Die Ver&#x017F;uche, welche man damit ange&#x017F;tellt hat, haben wider&#x017F;prechende Re&#x017F;ul-<lb/>
tate gegeben; und es i&#x017F;t auffallend, daß &#x017F;elb&#x017F;t beru&#x0364;hmte Naturfor&#x017F;cher, welche &#x017F;ie<lb/>
an&#x017F;tellten, den Be&#x017F;tand des Bodens nicht angeben. Es erhellet aber aus Nebenum-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden, daß es immer kalkhaltiger Boden war, wo die Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure &#x2014; denn<lb/>
dies i&#x017F;t die einzige, die man angewandt hat &#x2014; gut wirkte. Hier aber machte &#x017F;ie<lb/>
Gyps und trieb Kohlen&#x017F;a&#x0364;ure aus, woraus &#x017F;ich dann ihre gute Wirkung analogi&#x017F;ch<lb/>
leicht erkla&#x0364;ren la&#x0364;ßt. Der Boden, wo &#x017F;ie uns &#x017F;ehr nachtheilige Wirkung zeigte, ent-<lb/>
hielt fa&#x017F;t gar keinen Kalk.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 90.</head><lb/>
            <p>Zu den wirk&#x017F;amen und ha&#x0364;ufig angewandten Du&#x0364;ngungsmitteln geho&#x0364;rt endlich<note place="right">Die A&#x017F;che.</note><lb/>
die A&#x017F;che.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">L l 2</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0315] Mineraliſche Duͤngungsmittel. ſondere ob und unter welchen Verhaͤltniſſen eine Duͤngung mit Vitriol vortheilhaft ſeyn koͤnne. Der große und entſchiedene Nutzen der vitriolhaltigen Erdkohle und des vitriolhal- tigen Torfes ermuntert aber zu einer ferneren Aufſuchung derſelben, und Anwendung zu dieſem Gebrauche. Jene Kohle wird gepulvert uͤber die Saatfurche oder die Saat ausgeſtreuet, aber nicht untergepfluͤgt. In Anſehung der Quantitaͤt der Kohle wird Vorſicht angerathen. Zu ſtark wirkt ſie nachtheilig, und wo Haufen derſelben nur einige Tage oder Stunden gelegen haben, waͤchſt in mehreren Jahren nichts; weswegen man ſie nur auf wenig nutzba- ren Rainen oder Wegen abladen darf. Auf einem thomgen kalkigen Acker kann man 30 bis 36 Berliner Scheffel per Morgen bringen. Auf ſandigen und kalkigen Bo- den aber nur 15 bis 18 Scheffel. Ich verweiſe auf die ſehr vollſtaͤndige Beſchreibung ihres Gebrauchs von Herrn Blume, Annalen 1809, Oktober und November-Stuͤck, S. 471 u. f., und Cromes Unterſuchung derſelben, September - Stuͤck, S. 164 u. f. §. 89. Ob die Saͤuren eine befruchtende Eigenſchaft haben, iſt eine Frage, welche nur die Theorie intereſſirt, weil man ſie in der Praxis wenigſtens hoͤchſt ſelten gebrauchen kann. Sie muß hier jedoch beruͤhrt werden. Saͤuren. Man hat ſie zuerſt nach Theorie empfohlen, weil ſie Sauerſtof enthielten, und dieſer der Vegetation guͤnſtig ſey. Aber nahm man ihre Zerſetzbarkeit im Boden nicht zu unbedingt an? Die Verſuche, welche man damit angeſtellt hat, haben widerſprechende Reſul- tate gegeben; und es iſt auffallend, daß ſelbſt beruͤhmte Naturforſcher, welche ſie anſtellten, den Beſtand des Bodens nicht angeben. Es erhellet aber aus Nebenum- ſtaͤnden, daß es immer kalkhaltiger Boden war, wo die Schwefelſaͤure — denn dies iſt die einzige, die man angewandt hat — gut wirkte. Hier aber machte ſie Gyps und trieb Kohlenſaͤure aus, woraus ſich dann ihre gute Wirkung analogiſch leicht erklaͤren laͤßt. Der Boden, wo ſie uns ſehr nachtheilige Wirkung zeigte, ent- hielt faſt gar keinen Kalk. §. 90. Zu den wirkſamen und haͤufig angewandten Duͤngungsmitteln gehoͤrt endlich die Aſche. Die Aſche. L l 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/315
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/315>, abgerufen am 03.12.2024.