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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.
§. 71.

Wiederholung
des Mergelns.
Aus der Verschiedenheit der Stärke der Auffuhr des Mergels und des Bodens
lassen sich die widersprechenden Erfahrungen, die man über die Wiederholung des
Mergelns gemacht hat, erklären. Einmal hat man nämlich vom zweiten oder drit-
ten Mergeln keine Wirkung verspürt, oder gar eine nachtheilige. Ein anderes Mal
hat die zweite ja die dritte Mergelung mehr gewirkt als die erste. Im erstern Falle
war alles, was der Mergel geben kann, noch genug im Boden vorhanden; man
hatte aber die Mistdüngung vernachlässigt, und der erschöpfte Humus konnte durch
keinen gewöhnlichen Mergel ersetzt werden. War es thoniger Mergel, so ward ein
Boden, dem es vielleicht an Thon ohnehin nicht gebrach, mit Thon überfüllet, und
wirklich dadurch verdorben. Im zweiten Falle hatte man die Mistdüngung nicht ver-
absäumt, und der Mergel war dem Boden in Ansehung seiner physischen Wirkung
angemessener: die Konsistenz des Bodens verbesserte sich.

Wo man regulär mergelt aber auch genugsam mistet, nimmt man es als ein
Zeichen an, daß der Acker des Mergels mehr als des Mistes wieder bedürfe, wenn
Unkraut irgend einer Art überhand darauf nimmt, und üppig darauf wächst. Dann
vertilgt nicht nur der Mergel, mit dem freilich eine fleißig bearbeitete Brache verbun-
den ist, das Unkraut, sondern giebt auch mehrere Fruchtbarkeit als der Mist. Denn
das Ueberhandnehmen und die Ueppigkeit des Unkrauts beweiset, daß noch vegetabi-
lischer Nahrungsstoff genug im Boden, dieser aber dem Unkraut angemessener, wie
dem Getreide sey. Die chemischen Wirkungen des Mergels ändern die Natur des
Humus wahrscheinlich um.

Wo aber wiederholte Mergelungen gebräuchlich sind, ist man in der Regel spar-
samer in der Quantität. Vom thonigen Mergel fährt man dann auf sandigen Bo-
den 25 bis 30 Ladungen, vom kalkigen Mergel auf Lehmboden oft nicht mehr als
10 Ladungen auf.

§. 72.

Dauer seiner
Wirkung.
Die Dauer seiner Wirkung wird eben so verschieden angegeben, und muß es den
Umständen nach seyn. Sandiger Boden wird durch eine starke Auffuhr von Thon-
mergel auf ewig verbessert in seinen physischen Eigenschaften, und trägt fortdauernd
bessere Ernten, wenn er zu rechter Zeit Mistdüngung erhält. Die chemische Wir-
kung des Mergels verspürt man, je nachdem er schwächer oder stärker aufgefahren ist,

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
§. 71.

Wiederholung
des Mergelns.
Aus der Verſchiedenheit der Staͤrke der Auffuhr des Mergels und des Bodens
laſſen ſich die widerſprechenden Erfahrungen, die man uͤber die Wiederholung des
Mergelns gemacht hat, erklaͤren. Einmal hat man naͤmlich vom zweiten oder drit-
ten Mergeln keine Wirkung verſpuͤrt, oder gar eine nachtheilige. Ein anderes Mal
hat die zweite ja die dritte Mergelung mehr gewirkt als die erſte. Im erſtern Falle
war alles, was der Mergel geben kann, noch genug im Boden vorhanden; man
hatte aber die Miſtduͤngung vernachlaͤſſigt, und der erſchoͤpfte Humus konnte durch
keinen gewoͤhnlichen Mergel erſetzt werden. War es thoniger Mergel, ſo ward ein
Boden, dem es vielleicht an Thon ohnehin nicht gebrach, mit Thon uͤberfuͤllet, und
wirklich dadurch verdorben. Im zweiten Falle hatte man die Miſtduͤngung nicht ver-
abſaͤumt, und der Mergel war dem Boden in Anſehung ſeiner phyſiſchen Wirkung
angemeſſener: die Konſiſtenz des Bodens verbeſſerte ſich.

Wo man regulaͤr mergelt aber auch genugſam miſtet, nimmt man es als ein
Zeichen an, daß der Acker des Mergels mehr als des Miſtes wieder beduͤrfe, wenn
Unkraut irgend einer Art uͤberhand darauf nimmt, und uͤppig darauf waͤchſt. Dann
vertilgt nicht nur der Mergel, mit dem freilich eine fleißig bearbeitete Brache verbun-
den iſt, das Unkraut, ſondern giebt auch mehrere Fruchtbarkeit als der Miſt. Denn
das Ueberhandnehmen und die Ueppigkeit des Unkrauts beweiſet, daß noch vegetabi-
liſcher Nahrungsſtoff genug im Boden, dieſer aber dem Unkraut angemeſſener, wie
dem Getreide ſey. Die chemiſchen Wirkungen des Mergels aͤndern die Natur des
Humus wahrſcheinlich um.

Wo aber wiederholte Mergelungen gebraͤuchlich ſind, iſt man in der Regel ſpar-
ſamer in der Quantitaͤt. Vom thonigen Mergel faͤhrt man dann auf ſandigen Bo-
den 25 bis 30 Ladungen, vom kalkigen Mergel auf Lehmboden oft nicht mehr als
10 Ladungen auf.

§. 72.

Dauer ſeiner
Wirkung.
Die Dauer ſeiner Wirkung wird eben ſo verſchieden angegeben, und muß es den
Umſtaͤnden nach ſeyn. Sandiger Boden wird durch eine ſtarke Auffuhr von Thon-
mergel auf ewig verbeſſert in ſeinen phyſiſchen Eigenſchaften, und traͤgt fortdauernd
beſſere Ernten, wenn er zu rechter Zeit Miſtduͤngung erhaͤlt. Die chemiſche Wir-
kung des Mergels verſpuͤrt man, je nachdem er ſchwaͤcher oder ſtaͤrker aufgefahren iſt,

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[254/0302] Mineraliſche Duͤngungsmittel. §. 71. Aus der Verſchiedenheit der Staͤrke der Auffuhr des Mergels und des Bodens laſſen ſich die widerſprechenden Erfahrungen, die man uͤber die Wiederholung des Mergelns gemacht hat, erklaͤren. Einmal hat man naͤmlich vom zweiten oder drit- ten Mergeln keine Wirkung verſpuͤrt, oder gar eine nachtheilige. Ein anderes Mal hat die zweite ja die dritte Mergelung mehr gewirkt als die erſte. Im erſtern Falle war alles, was der Mergel geben kann, noch genug im Boden vorhanden; man hatte aber die Miſtduͤngung vernachlaͤſſigt, und der erſchoͤpfte Humus konnte durch keinen gewoͤhnlichen Mergel erſetzt werden. War es thoniger Mergel, ſo ward ein Boden, dem es vielleicht an Thon ohnehin nicht gebrach, mit Thon uͤberfuͤllet, und wirklich dadurch verdorben. Im zweiten Falle hatte man die Miſtduͤngung nicht ver- abſaͤumt, und der Mergel war dem Boden in Anſehung ſeiner phyſiſchen Wirkung angemeſſener: die Konſiſtenz des Bodens verbeſſerte ſich. Wiederholung des Mergelns. Wo man regulaͤr mergelt aber auch genugſam miſtet, nimmt man es als ein Zeichen an, daß der Acker des Mergels mehr als des Miſtes wieder beduͤrfe, wenn Unkraut irgend einer Art uͤberhand darauf nimmt, und uͤppig darauf waͤchſt. Dann vertilgt nicht nur der Mergel, mit dem freilich eine fleißig bearbeitete Brache verbun- den iſt, das Unkraut, ſondern giebt auch mehrere Fruchtbarkeit als der Miſt. Denn das Ueberhandnehmen und die Ueppigkeit des Unkrauts beweiſet, daß noch vegetabi- liſcher Nahrungsſtoff genug im Boden, dieſer aber dem Unkraut angemeſſener, wie dem Getreide ſey. Die chemiſchen Wirkungen des Mergels aͤndern die Natur des Humus wahrſcheinlich um. Wo aber wiederholte Mergelungen gebraͤuchlich ſind, iſt man in der Regel ſpar- ſamer in der Quantitaͤt. Vom thonigen Mergel faͤhrt man dann auf ſandigen Bo- den 25 bis 30 Ladungen, vom kalkigen Mergel auf Lehmboden oft nicht mehr als 10 Ladungen auf. §. 72. Die Dauer ſeiner Wirkung wird eben ſo verſchieden angegeben, und muß es den Umſtaͤnden nach ſeyn. Sandiger Boden wird durch eine ſtarke Auffuhr von Thon- mergel auf ewig verbeſſert in ſeinen phyſiſchen Eigenſchaften, und traͤgt fortdauernd beſſere Ernten, wenn er zu rechter Zeit Miſtduͤngung erhaͤlt. Die chemiſche Wir- kung des Mergels verſpuͤrt man, je nachdem er ſchwaͤcher oder ſtaͤrker aufgefahren iſt, Dauer ſeiner Wirkung.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/302>, abgerufen am 22.11.2024.