Die bloß vegetabilischen Düngungsmittel haben bei weitem nicht die Kraft und schnelle Wirkung der thierischen, sind dagegen aber sehr nachhaltend im Bo- den. Sie scheinen mehr ausdauernden Humus zu erzeugen, welcher sich minder schnell zersetzt und in neue Pflanzen übergeht. Das Hinzutreten der thierischen Substanzen, so wie der Kalk und die Alkalien, beschleunigen ihre völlige Zer- setzung. Eine bloß vegetabilische Düngung von Zeit zu Zeit angebracht erhält den Acker um so sicherer in Kraft, und giebt ihm verlorne Kraft nachhaltender wie- der, als thierische Düngung; weswegen einem sehr erschöpften Boden durch soge- nannte Ruhe mehr als durch Mist geholfen wird.
Wir haben schon derjenigen vegetabilischen Substanzen erwähnt, die als Einstreuungsmittel am nutzbarsten gebraucht werden, und in Vermengung mit den Auswürfen der Thiere dann zur schnellen Zersetzung fortgerissen werden; die über- mäßige Fäulniß der thierischen Substanz aber moderiren.
Es kommen aber noch andere vegetabilische Substanzen in Betracht, die ohne jene Vermengung mehrentheils unmittelbar dem Acker, der sie hervorbrachte, wieder mitgetheilt und ihm einverleibt werden. Dies geschiehet theils zufällig, theils absichtlich.
Alles Unkraut, welches auf dem Acker wächst, und vor dem Samenansatz wieder untergepflügt wird, vermehrt ohne Zweifel seine Kraft. Denn obwohl die meisten Pflanzen des Moders im Boden bedürfen, um sich auszubilden und zu wachsen, so nehmen sie doch auch, wie mannichfaltige Erfahrungen und Versuche lehren, luftförmige Stoffe und wahrscheinlich die Urbestandtheile des zersetzten Wassers in sich auf, und wandeln solche vermöge ihrer Lebensthätigkeit in organi- sche Stoffe um; so daß man mit Ueberzeugung annehmen kann, eine jede wach- sende Pflanze vermehre die organische Materie und den Humus, wenn sie auf der Stelle, wo sie wuchs, vermodert. Daher ist eine starke und mehrmals ausgrü- nende Brache, abgesehen von den übrigen Vortheilen, welche sie dem Acker giebt, als eine schwache Düngung oder Vermehrung seiner Kraft anzunehmen. Je stär- ker das Ausgrünen des Unkrautes ist, je mehr es emporzutreiben zwischen jeder
Zweiter Theil. F f
Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
§. 46.
Die bloß vegetabiliſchen Duͤngungsmittel haben bei weitem nicht die Kraft und ſchnelle Wirkung der thieriſchen, ſind dagegen aber ſehr nachhaltend im Bo- den. Sie ſcheinen mehr ausdauernden Humus zu erzeugen, welcher ſich minder ſchnell zerſetzt und in neue Pflanzen uͤbergeht. Das Hinzutreten der thieriſchen Subſtanzen, ſo wie der Kalk und die Alkalien, beſchleunigen ihre voͤllige Zer- ſetzung. Eine bloß vegetabiliſche Duͤngung von Zeit zu Zeit angebracht erhaͤlt den Acker um ſo ſicherer in Kraft, und giebt ihm verlorne Kraft nachhaltender wie- der, als thieriſche Duͤngung; weswegen einem ſehr erſchoͤpften Boden durch ſoge- nannte Ruhe mehr als durch Miſt geholfen wird.
Wir haben ſchon derjenigen vegetabiliſchen Subſtanzen erwaͤhnt, die als Einſtreuungsmittel am nutzbarſten gebraucht werden, und in Vermengung mit den Auswuͤrfen der Thiere dann zur ſchnellen Zerſetzung fortgeriſſen werden; die uͤber- maͤßige Faͤulniß der thieriſchen Subſtanz aber moderiren.
Es kommen aber noch andere vegetabiliſche Subſtanzen in Betracht, die ohne jene Vermengung mehrentheils unmittelbar dem Acker, der ſie hervorbrachte, wieder mitgetheilt und ihm einverleibt werden. Dies geſchiehet theils zufaͤllig, theils abſichtlich.
Alles Unkraut, welches auf dem Acker waͤchſt, und vor dem Samenanſatz wieder untergepfluͤgt wird, vermehrt ohne Zweifel ſeine Kraft. Denn obwohl die meiſten Pflanzen des Moders im Boden beduͤrfen, um ſich auszubilden und zu wachſen, ſo nehmen ſie doch auch, wie mannichfaltige Erfahrungen und Verſuche lehren, luftfoͤrmige Stoffe und wahrſcheinlich die Urbeſtandtheile des zerſetzten Waſſers in ſich auf, und wandeln ſolche vermoͤge ihrer Lebensthaͤtigkeit in organi- ſche Stoffe um; ſo daß man mit Ueberzeugung annehmen kann, eine jede wach- ſende Pflanze vermehre die organiſche Materie und den Humus, wenn ſie auf der Stelle, wo ſie wuchs, vermodert. Daher iſt eine ſtarke und mehrmals ausgruͤ- nende Brache, abgeſehen von den uͤbrigen Vortheilen, welche ſie dem Acker giebt, als eine ſchwache Duͤngung oder Vermehrung ſeiner Kraft anzunehmen. Je ſtaͤr- ker das Ausgruͤnen des Unkrautes iſt, je mehr es emporzutreiben zwiſchen jeder
Zweiter Theil. F f
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0273"n="225"/><fwplace="top"type="header">Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.</fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Vegetabiliſche Duͤngungsmittel</hi>.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 46.</head><lb/><p>Die bloß vegetabiliſchen Duͤngungsmittel haben bei weitem nicht die Kraft<lb/>
und ſchnelle Wirkung der thieriſchen, ſind dagegen aber ſehr nachhaltend im Bo-<lb/>
den. Sie ſcheinen mehr ausdauernden Humus zu erzeugen, welcher ſich minder<lb/>ſchnell zerſetzt und in neue Pflanzen uͤbergeht. Das Hinzutreten der thieriſchen<lb/>
Subſtanzen, ſo wie der Kalk und die Alkalien, beſchleunigen ihre voͤllige Zer-<lb/>ſetzung. Eine bloß vegetabiliſche Duͤngung von Zeit zu Zeit angebracht erhaͤlt<lb/>
den Acker um ſo ſicherer in Kraft, und giebt ihm verlorne Kraft nachhaltender wie-<lb/>
der, als thieriſche Duͤngung; weswegen einem ſehr erſchoͤpften Boden durch ſoge-<lb/>
nannte Ruhe mehr als durch Miſt geholfen wird.</p><lb/><p>Wir haben ſchon derjenigen vegetabiliſchen Subſtanzen erwaͤhnt, die als<lb/>
Einſtreuungsmittel am nutzbarſten gebraucht werden, und in Vermengung mit den<lb/>
Auswuͤrfen der Thiere dann zur ſchnellen Zerſetzung fortgeriſſen werden; die uͤber-<lb/>
maͤßige Faͤulniß der thieriſchen Subſtanz aber moderiren.</p><lb/><p>Es kommen aber noch andere vegetabiliſche Subſtanzen in Betracht, die<lb/>
ohne jene Vermengung mehrentheils unmittelbar dem Acker, der ſie hervorbrachte,<lb/>
wieder mitgetheilt und ihm einverleibt werden. Dies geſchiehet theils zufaͤllig,<lb/>
theils abſichtlich.</p><lb/><p>Alles Unkraut, welches auf dem Acker waͤchſt, und vor dem Samenanſatz<lb/>
wieder untergepfluͤgt wird, vermehrt ohne Zweifel ſeine Kraft. Denn obwohl die<lb/>
meiſten Pflanzen des Moders im Boden beduͤrfen, um ſich auszubilden und zu<lb/>
wachſen, ſo nehmen ſie doch auch, wie mannichfaltige Erfahrungen und Verſuche<lb/>
lehren, luftfoͤrmige Stoffe und wahrſcheinlich die Urbeſtandtheile des zerſetzten<lb/>
Waſſers in ſich auf, und wandeln ſolche vermoͤge ihrer Lebensthaͤtigkeit in organi-<lb/>ſche Stoffe um; ſo daß man mit Ueberzeugung annehmen kann, eine jede wach-<lb/>ſende Pflanze vermehre die organiſche Materie und den Humus, wenn ſie auf der<lb/>
Stelle, wo ſie wuchs, vermodert. Daher iſt eine ſtarke und mehrmals ausgruͤ-<lb/>
nende Brache, abgeſehen von den uͤbrigen Vortheilen, welche ſie dem Acker giebt,<lb/>
als eine ſchwache Duͤngung oder Vermehrung ſeiner Kraft anzunehmen. Je ſtaͤr-<lb/>
ker das Ausgruͤnen des Unkrautes iſt, je mehr es emporzutreiben zwiſchen jeder<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Zweiter Theil. F f</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[225/0273]
Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
§. 46.
Die bloß vegetabiliſchen Duͤngungsmittel haben bei weitem nicht die Kraft
und ſchnelle Wirkung der thieriſchen, ſind dagegen aber ſehr nachhaltend im Bo-
den. Sie ſcheinen mehr ausdauernden Humus zu erzeugen, welcher ſich minder
ſchnell zerſetzt und in neue Pflanzen uͤbergeht. Das Hinzutreten der thieriſchen
Subſtanzen, ſo wie der Kalk und die Alkalien, beſchleunigen ihre voͤllige Zer-
ſetzung. Eine bloß vegetabiliſche Duͤngung von Zeit zu Zeit angebracht erhaͤlt
den Acker um ſo ſicherer in Kraft, und giebt ihm verlorne Kraft nachhaltender wie-
der, als thieriſche Duͤngung; weswegen einem ſehr erſchoͤpften Boden durch ſoge-
nannte Ruhe mehr als durch Miſt geholfen wird.
Wir haben ſchon derjenigen vegetabiliſchen Subſtanzen erwaͤhnt, die als
Einſtreuungsmittel am nutzbarſten gebraucht werden, und in Vermengung mit den
Auswuͤrfen der Thiere dann zur ſchnellen Zerſetzung fortgeriſſen werden; die uͤber-
maͤßige Faͤulniß der thieriſchen Subſtanz aber moderiren.
Es kommen aber noch andere vegetabiliſche Subſtanzen in Betracht, die
ohne jene Vermengung mehrentheils unmittelbar dem Acker, der ſie hervorbrachte,
wieder mitgetheilt und ihm einverleibt werden. Dies geſchiehet theils zufaͤllig,
theils abſichtlich.
Alles Unkraut, welches auf dem Acker waͤchſt, und vor dem Samenanſatz
wieder untergepfluͤgt wird, vermehrt ohne Zweifel ſeine Kraft. Denn obwohl die
meiſten Pflanzen des Moders im Boden beduͤrfen, um ſich auszubilden und zu
wachſen, ſo nehmen ſie doch auch, wie mannichfaltige Erfahrungen und Verſuche
lehren, luftfoͤrmige Stoffe und wahrſcheinlich die Urbeſtandtheile des zerſetzten
Waſſers in ſich auf, und wandeln ſolche vermoͤge ihrer Lebensthaͤtigkeit in organi-
ſche Stoffe um; ſo daß man mit Ueberzeugung annehmen kann, eine jede wach-
ſende Pflanze vermehre die organiſche Materie und den Humus, wenn ſie auf der
Stelle, wo ſie wuchs, vermodert. Daher iſt eine ſtarke und mehrmals ausgruͤ-
nende Brache, abgeſehen von den uͤbrigen Vortheilen, welche ſie dem Acker giebt,
als eine ſchwache Duͤngung oder Vermehrung ſeiner Kraft anzunehmen. Je ſtaͤr-
ker das Ausgruͤnen des Unkrautes iſt, je mehr es emporzutreiben zwiſchen jeder
Zweiter Theil. F f
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/273>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.