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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
dings nützlich seyn, und alle diejenigen, welche es thun, versichern davon den
größten Nutzen verspürt zu haben.

§. 23.

Abhaltung
der Luft wäh-
rend der Gäh-
rung.
Unsere im Hermbstädtschen Archiv B. I. mitgetheilten Versuche, so wie die
fernern auf diesen Gegenstand gerichteten Beobachtungen, haben mich vollkom-
men überzeugt, daß der Mist kräftiger werde, und weniger verliere, wenn man
ihn den freien Zutritt der atmosphärischen Luft, so viel als möglich -- denn voll-
kommen kann es nicht ohne Wasser geschehen -- abschneidet, nämlich so lange
er sich im stärksten Grade seiner Gährung befindet, und die Entwickelung flüch-
tiger Stoffe am stärksten vorgeht. Ich würde also allerdings eine Bedeckung mit
Erde für vortheilhaft halten, wenn sie nicht mit zu vieler Arbeit und Umständen
verbunden wäre. Da dies aber der Fall ist, so genüget, wie ich glaube, eine
ebenmäßige Verbreitung des Mistes auf einer verhältnißmäßigen Fläche. So
lange der frisch ausgebrachte Mist oben liegt, tritt er in keine merkliche Gährung,
verhindert aber, daß die nun in Gährung kommende darunter liegende Schicht
von der Atmosphäre nicht zu stark berührt werde. Die sich entwickelnden Gase,
mit Ausnahme des ammonischen (welches sich in dieser Lage aber wenig erzeugt),
sind schwerer wie die atmosphärische Luft, halten sich also unter und in der oberen
Mistlage auf, welche sie gegen das Verwehen schützt, so daß sie wahrscheinlich
wieder angezogen werden, und in neue Verbindungen treten. Auf einer so behan-
delten Miststelle bemerkt man keinen erheblichen Geruch. Die zunächst über der-
selben aufgefangene Luft trübt das Kalkwasser unmerklich, und Salpetersäure
erregt keinen Dampf. Nur wenn man den Mist rührt, erfolgt beides sehr stark.
Ein Beweis, daß Kohlensäure, Azot und Hydrogen sich zwar stark entbinden,
aber bei einer ruhigen und gegen die atmosphärische Einwirkung mäßig geschützten
Lage wenig in Gasgestalt entfernen, sondern neue Verbindungen eingehen.

Die Vorsicht aber, den Mist ebenmäßig und nicht auf einer zu großen Fläche
auszubreiten, ist sehr wichtig. Wird er in kleinen Hügeln auf die Miststelle ge-
worfen, so erfolgt diese Bedeckung nicht, und obendrein kommt er hohl zu liegen,
und in diesen Höhlungen erzeugt sich dann Schimmel, wovon man weiß, daß er
die Güte des Mistes herabsetze. Einige Zusammenpressung dieses übereinander
geschichteten Mistes ist ihm offenbar vortheilhaft, und deshalb ist es rathsam,

Die Miſtduͤngung.
dings nuͤtzlich ſeyn, und alle diejenigen, welche es thun, verſichern davon den
groͤßten Nutzen verſpuͤrt zu haben.

§. 23.

Abhaltung
der Luft waͤh-
rend der Gaͤh-
rung.
Unſere im Hermbſtaͤdtſchen Archiv B. I. mitgetheilten Verſuche, ſo wie die
fernern auf dieſen Gegenſtand gerichteten Beobachtungen, haben mich vollkom-
men uͤberzeugt, daß der Miſt kraͤftiger werde, und weniger verliere, wenn man
ihn den freien Zutritt der atmoſphaͤriſchen Luft, ſo viel als moͤglich — denn voll-
kommen kann es nicht ohne Waſſer geſchehen — abſchneidet, naͤmlich ſo lange
er ſich im ſtaͤrkſten Grade ſeiner Gaͤhrung befindet, und die Entwickelung fluͤch-
tiger Stoffe am ſtaͤrkſten vorgeht. Ich wuͤrde alſo allerdings eine Bedeckung mit
Erde fuͤr vortheilhaft halten, wenn ſie nicht mit zu vieler Arbeit und Umſtaͤnden
verbunden waͤre. Da dies aber der Fall iſt, ſo genuͤget, wie ich glaube, eine
ebenmaͤßige Verbreitung des Miſtes auf einer verhaͤltnißmaͤßigen Flaͤche. So
lange der friſch ausgebrachte Miſt oben liegt, tritt er in keine merkliche Gaͤhrung,
verhindert aber, daß die nun in Gaͤhrung kommende darunter liegende Schicht
von der Atmoſphaͤre nicht zu ſtark beruͤhrt werde. Die ſich entwickelnden Gaſe,
mit Ausnahme des ammoniſchen (welches ſich in dieſer Lage aber wenig erzeugt),
ſind ſchwerer wie die atmoſphaͤriſche Luft, halten ſich alſo unter und in der oberen
Miſtlage auf, welche ſie gegen das Verwehen ſchuͤtzt, ſo daß ſie wahrſcheinlich
wieder angezogen werden, und in neue Verbindungen treten. Auf einer ſo behan-
delten Miſtſtelle bemerkt man keinen erheblichen Geruch. Die zunaͤchſt uͤber der-
ſelben aufgefangene Luft truͤbt das Kalkwaſſer unmerklich, und Salpeterſaͤure
erregt keinen Dampf. Nur wenn man den Miſt ruͤhrt, erfolgt beides ſehr ſtark.
Ein Beweis, daß Kohlenſaͤure, Azot und Hydrogen ſich zwar ſtark entbinden,
aber bei einer ruhigen und gegen die atmoſphaͤriſche Einwirkung maͤßig geſchuͤtzten
Lage wenig in Gasgeſtalt entfernen, ſondern neue Verbindungen eingehen.

Die Vorſicht aber, den Miſt ebenmaͤßig und nicht auf einer zu großen Flaͤche
auszubreiten, iſt ſehr wichtig. Wird er in kleinen Huͤgeln auf die Miſtſtelle ge-
worfen, ſo erfolgt dieſe Bedeckung nicht, und obendrein kommt er hohl zu liegen,
und in dieſen Hoͤhlungen erzeugt ſich dann Schimmel, wovon man weiß, daß er
die Guͤte des Miſtes herabſetze. Einige Zuſammenpreſſung dieſes uͤbereinander
geſchichteten Miſtes iſt ihm offenbar vortheilhaft, und deshalb iſt es rathſam,

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[190/0238] Die Miſtduͤngung. dings nuͤtzlich ſeyn, und alle diejenigen, welche es thun, verſichern davon den groͤßten Nutzen verſpuͤrt zu haben. §. 23. Unſere im Hermbſtaͤdtſchen Archiv B. I. mitgetheilten Verſuche, ſo wie die fernern auf dieſen Gegenſtand gerichteten Beobachtungen, haben mich vollkom- men uͤberzeugt, daß der Miſt kraͤftiger werde, und weniger verliere, wenn man ihn den freien Zutritt der atmoſphaͤriſchen Luft, ſo viel als moͤglich — denn voll- kommen kann es nicht ohne Waſſer geſchehen — abſchneidet, naͤmlich ſo lange er ſich im ſtaͤrkſten Grade ſeiner Gaͤhrung befindet, und die Entwickelung fluͤch- tiger Stoffe am ſtaͤrkſten vorgeht. Ich wuͤrde alſo allerdings eine Bedeckung mit Erde fuͤr vortheilhaft halten, wenn ſie nicht mit zu vieler Arbeit und Umſtaͤnden verbunden waͤre. Da dies aber der Fall iſt, ſo genuͤget, wie ich glaube, eine ebenmaͤßige Verbreitung des Miſtes auf einer verhaͤltnißmaͤßigen Flaͤche. So lange der friſch ausgebrachte Miſt oben liegt, tritt er in keine merkliche Gaͤhrung, verhindert aber, daß die nun in Gaͤhrung kommende darunter liegende Schicht von der Atmoſphaͤre nicht zu ſtark beruͤhrt werde. Die ſich entwickelnden Gaſe, mit Ausnahme des ammoniſchen (welches ſich in dieſer Lage aber wenig erzeugt), ſind ſchwerer wie die atmoſphaͤriſche Luft, halten ſich alſo unter und in der oberen Miſtlage auf, welche ſie gegen das Verwehen ſchuͤtzt, ſo daß ſie wahrſcheinlich wieder angezogen werden, und in neue Verbindungen treten. Auf einer ſo behan- delten Miſtſtelle bemerkt man keinen erheblichen Geruch. Die zunaͤchſt uͤber der- ſelben aufgefangene Luft truͤbt das Kalkwaſſer unmerklich, und Salpeterſaͤure erregt keinen Dampf. Nur wenn man den Miſt ruͤhrt, erfolgt beides ſehr ſtark. Ein Beweis, daß Kohlenſaͤure, Azot und Hydrogen ſich zwar ſtark entbinden, aber bei einer ruhigen und gegen die atmoſphaͤriſche Einwirkung maͤßig geſchuͤtzten Lage wenig in Gasgeſtalt entfernen, ſondern neue Verbindungen eingehen. Abhaltung der Luft waͤh- rend der Gaͤh- rung. Die Vorſicht aber, den Miſt ebenmaͤßig und nicht auf einer zu großen Flaͤche auszubreiten, iſt ſehr wichtig. Wird er in kleinen Huͤgeln auf die Miſtſtelle ge- worfen, ſo erfolgt dieſe Bedeckung nicht, und obendrein kommt er hohl zu liegen, und in dieſen Hoͤhlungen erzeugt ſich dann Schimmel, wovon man weiß, daß er die Guͤte des Miſtes herabſetze. Einige Zuſammenpreſſung dieſes uͤbereinander geſchichteten Miſtes iſt ihm offenbar vortheilhaft, und deshalb iſt es rathſam,

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/238>, abgerufen am 24.11.2024.