Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.Die Mistdüngung. Eier legenden Hühnern sich wieder verliert. Dieser Federviehmist äußert in einerkleinen Masse, aber bei einer sorgfältigen Vertheilung eine vorzüglich treibende Kraft, die aber minder bemerklich wird, wenn man diesen Mist klumpig unter die Oberfläche bringt. Es scheint durchaus nöthig, um seine Wirkung gehörig zu benutzen, daß man ihn, verkleinert und zertheilt, nur als Ueberstreuungsmittel gebrauche. §. 18. Die menschlichen Excremente sind ein anerkannt wirksames Düngungsmit-Menschliche Wo man ihren Gebrauch gehörig kennt, und den Ekel dagegen völlig über- Sie wirken nämlich ungemein stark und überreizend, wenn sie vor überstan- Die Miſtduͤngung. Eier legenden Huͤhnern ſich wieder verliert. Dieſer Federviehmiſt aͤußert in einerkleinen Maſſe, aber bei einer ſorgfaͤltigen Vertheilung eine vorzuͤglich treibende Kraft, die aber minder bemerklich wird, wenn man dieſen Miſt klumpig unter die Oberflaͤche bringt. Es ſcheint durchaus noͤthig, um ſeine Wirkung gehoͤrig zu benutzen, daß man ihn, verkleinert und zertheilt, nur als Ueberſtreuungsmittel gebrauche. §. 18. Die menſchlichen Excremente ſind ein anerkannt wirkſames Duͤngungsmit-Menſchliche Wo man ihren Gebrauch gehoͤrig kennt, und den Ekel dagegen voͤllig uͤber- Sie wirken naͤmlich ungemein ſtark und uͤberreizend, wenn ſie vor uͤberſtan- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0231" n="183"/><fw place="top" type="header">Die Miſtduͤngung.</fw><lb/> Eier legenden Huͤhnern ſich wieder verliert. Dieſer Federviehmiſt aͤußert in einer<lb/> kleinen Maſſe, aber bei einer ſorgfaͤltigen Vertheilung eine vorzuͤglich treibende<lb/> Kraft, die aber minder bemerklich wird, wenn man dieſen Miſt klumpig unter<lb/> die Oberflaͤche bringt. Es ſcheint durchaus noͤthig, um ſeine Wirkung gehoͤrig<lb/> zu benutzen, daß man ihn, verkleinert und zertheilt, nur als Ueberſtreuungsmittel<lb/> gebrauche.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 18.</head><lb/> <p>Die menſchlichen Excremente ſind ein anerkannt wirkſames Duͤngungsmit-<note place="right">Menſchliche<lb/> Excremente</note><lb/> tel, und zeichnen ſich in ihrer Grundmiſchung von den Excrementen der Haus-<lb/> thiere ſehr merklich aus. Sie ſind wahrſcheinlich auch unter ſich nach der mehr<lb/> animaliſchen oder mehr vegetabiliſchen Nahrung der Menſchen verſchieden.</p><lb/> <p>Wo man ihren Gebrauch gehoͤrig kennt, und den Ekel dagegen voͤllig uͤber-<lb/> wunden hat, werden ſie vor jeder andern Miſtart geſchaͤtzt. Man iſt ſo weit ge-<lb/> gangen zu behaupten, daß die Auswuͤrfe eines jeden Menſchen zureichend ſeyn<lb/> wuͤrden, ſo viele vegetabiliſche Nahrung zu erzeugen, als er zu ſeinem Lebensun-<lb/> terhalt beduͤrfte. Dies iſt jedoch, wie ſich leicht berechnen laͤßt, ſehr uͤbertrieben.<lb/> Daß aber eine ſehr betraͤchtliche Production aus dieſen Excrementen hervorgehen<lb/> kann, wenn man ſie ſammelte und gehoͤrig behandelte, und daß dadurch in Europa<lb/> eine Million Menſchen mehr ernaͤhrt werden koͤnnen, hat keinen Zweifel. Bis<lb/> jetzt ſind ſie zum groͤßten Theile ungenutzt von der Natur wieder zerſetzt, oder durch<lb/> das Waſſer dem Abgrunde des Meeres zugefuͤhrt worden. Dies ruͤhrt theils von<lb/> dem uͤblen Geruche, den ſie anfangs verbreiten, von dem Ekel, welchen ſie erre-<lb/> gen, und von einem daraus herſtammenden Vorurtheile, daß ſie den darauf ge-<lb/> wachſenen Pflanzen einen uͤblen Geſchmack mittheilen, theils aber auch davon her,<lb/> daß man ſie nicht gehoͤrig behandelte, und ſodann einen nachtheiligen, oder doch<lb/> einen der Muͤhe nicht entſprechenden Erfolg davon bemerkte.</p><lb/> <p>Sie wirken naͤmlich ungemein ſtark und uͤberreizend, wenn ſie vor uͤberſtan-<lb/> dener Gaͤhrung in den Acker gebracht und nicht ſehr ſorgfaͤltig vertheilet werden.<lb/> Man muß ſie alſo als Mengeduͤnger bereiten, am beſten mit abgeſtochenen Raſen<lb/> in Haufen bringen, und dieſen etwas gebrannten Kalk zuſetzen. Hierdurch wird<lb/> ihre uͤbermaͤßige Kraft gehoͤrig vermindert, und in einer groͤßeren Maſſe vertheilt,<lb/> ohne die kraͤftigen Stoffe verlohren gehen zu laſſen. Dieſer Miſt verliert hier<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0231]
Die Miſtduͤngung.
Eier legenden Huͤhnern ſich wieder verliert. Dieſer Federviehmiſt aͤußert in einer
kleinen Maſſe, aber bei einer ſorgfaͤltigen Vertheilung eine vorzuͤglich treibende
Kraft, die aber minder bemerklich wird, wenn man dieſen Miſt klumpig unter
die Oberflaͤche bringt. Es ſcheint durchaus noͤthig, um ſeine Wirkung gehoͤrig
zu benutzen, daß man ihn, verkleinert und zertheilt, nur als Ueberſtreuungsmittel
gebrauche.
§. 18.
Die menſchlichen Excremente ſind ein anerkannt wirkſames Duͤngungsmit-
tel, und zeichnen ſich in ihrer Grundmiſchung von den Excrementen der Haus-
thiere ſehr merklich aus. Sie ſind wahrſcheinlich auch unter ſich nach der mehr
animaliſchen oder mehr vegetabiliſchen Nahrung der Menſchen verſchieden.
Menſchliche
Excremente
Wo man ihren Gebrauch gehoͤrig kennt, und den Ekel dagegen voͤllig uͤber-
wunden hat, werden ſie vor jeder andern Miſtart geſchaͤtzt. Man iſt ſo weit ge-
gangen zu behaupten, daß die Auswuͤrfe eines jeden Menſchen zureichend ſeyn
wuͤrden, ſo viele vegetabiliſche Nahrung zu erzeugen, als er zu ſeinem Lebensun-
terhalt beduͤrfte. Dies iſt jedoch, wie ſich leicht berechnen laͤßt, ſehr uͤbertrieben.
Daß aber eine ſehr betraͤchtliche Production aus dieſen Excrementen hervorgehen
kann, wenn man ſie ſammelte und gehoͤrig behandelte, und daß dadurch in Europa
eine Million Menſchen mehr ernaͤhrt werden koͤnnen, hat keinen Zweifel. Bis
jetzt ſind ſie zum groͤßten Theile ungenutzt von der Natur wieder zerſetzt, oder durch
das Waſſer dem Abgrunde des Meeres zugefuͤhrt worden. Dies ruͤhrt theils von
dem uͤblen Geruche, den ſie anfangs verbreiten, von dem Ekel, welchen ſie erre-
gen, und von einem daraus herſtammenden Vorurtheile, daß ſie den darauf ge-
wachſenen Pflanzen einen uͤblen Geſchmack mittheilen, theils aber auch davon her,
daß man ſie nicht gehoͤrig behandelte, und ſodann einen nachtheiligen, oder doch
einen der Muͤhe nicht entſprechenden Erfolg davon bemerkte.
Sie wirken naͤmlich ungemein ſtark und uͤberreizend, wenn ſie vor uͤberſtan-
dener Gaͤhrung in den Acker gebracht und nicht ſehr ſorgfaͤltig vertheilet werden.
Man muß ſie alſo als Mengeduͤnger bereiten, am beſten mit abgeſtochenen Raſen
in Haufen bringen, und dieſen etwas gebrannten Kalk zuſetzen. Hierdurch wird
ihre uͤbermaͤßige Kraft gehoͤrig vermindert, und in einer groͤßeren Maſſe vertheilt,
ohne die kraͤftigen Stoffe verlohren gehen zu laſſen. Dieſer Miſt verliert hier
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