Die Agrikultur, im eigentlichsten Sinne des Worts, beschäftigt sich damit, den Boden in denjenigen Zustand zu setzen, daß er die darauf zu erzielenden Ernten in gewünschter Vollkommenheit hervorbringen könne.
Sie thut dies theils, indem sie ihm solche Materien zuführt, welche seineChemische Agrikultur. Fruchtbarkeit befördern, d. h. seine nährenden Stoffe vermehren oder aufschlie- ßen. Dieses nennen wir daher die chemische Agrikultur, oder in gewöhnlicher Sprache die Düngung.
Theils indem sie durch Bearbeitung den Boden hierzu geschickt macht,Mechanische Agrikultur. und in den Stand setzt, daß die Pflanzenwurzeln ihn genugsam durchdringen, und die darin enthaltenen fruchtbaren Theile -- welche hierdurch zugleich gehörig ge- mengt und in Berührung mit einander gebracht werden -- auffinden können. Wir nennen dies die mechanische Agrikultur, oder die Bearbeitung des Ak- kers. Wir werden folglich beides in zwei Abschnitten dieses Hauptstücks vortragen.
Erster Abschnitt. Die Lehre von der Düngung.
§. 2.
Der dem Boden zugeführte Dünger wirkt auf zweierlei Weise. Einmal:Nährender, zersetzender Dünger. indem er dem Acker neue nahrhafte Materien für die Pflanzen mittheilt, und zwei- tens: indem er die darin schon erhaltenen Stoffe durch chemische Wechselwirkung zersetzt, und wiederum so verbindet, daß sie dadurch zum Uebergange in die Pflan- zen fähig werden; vielleicht auch indem er die Lebensthätigkeit der Pflanzen, wo- durch sie sich diese Stoffe aneignen, aufregt.
§. 1.
Die Agrikultur, im eigentlichſten Sinne des Worts, beſchaͤftigt ſich damit, den Boden in denjenigen Zuſtand zu ſetzen, daß er die darauf zu erzielenden Ernten in gewuͤnſchter Vollkommenheit hervorbringen koͤnne.
Sie thut dies theils, indem ſie ihm ſolche Materien zufuͤhrt, welche ſeineChemiſche Agrikultur. Fruchtbarkeit befoͤrdern, d. h. ſeine naͤhrenden Stoffe vermehren oder aufſchlie- ßen. Dieſes nennen wir daher die chemiſche Agrikultur, oder in gewoͤhnlicher Sprache die Duͤngung.
Theils indem ſie durch Bearbeitung den Boden hierzu geſchickt macht,Mechaniſche Agrikultur. und in den Stand ſetzt, daß die Pflanzenwurzeln ihn genugſam durchdringen, und die darin enthaltenen fruchtbaren Theile — welche hierdurch zugleich gehoͤrig ge- mengt und in Beruͤhrung mit einander gebracht werden — auffinden koͤnnen. Wir nennen dies die mechaniſche Agrikultur, oder die Bearbeitung des Ak- kers. Wir werden folglich beides in zwei Abſchnitten dieſes Hauptſtuͤcks vortragen.
Erſter Abſchnitt. Die Lehre von der Duͤngung.
§. 2.
Der dem Boden zugefuͤhrte Duͤnger wirkt auf zweierlei Weiſe. Einmal:Naͤhrender, zerſetzender Duͤnger. indem er dem Acker neue nahrhafte Materien fuͤr die Pflanzen mittheilt, und zwei- tens: indem er die darin ſchon erhaltenen Stoffe durch chemiſche Wechſelwirkung zerſetzt, und wiederum ſo verbindet, daß ſie dadurch zum Uebergange in die Pflan- zen faͤhig werden; vielleicht auch indem er die Lebensthaͤtigkeit der Pflanzen, wo- durch ſie ſich dieſe Stoffe aneignen, aufregt.
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[[173]/0221]
§. 1.
Die Agrikultur, im eigentlichſten Sinne des Worts, beſchaͤftigt ſich damit, den
Boden in denjenigen Zuſtand zu ſetzen, daß er die darauf zu erzielenden Ernten in
gewuͤnſchter Vollkommenheit hervorbringen koͤnne.
Sie thut dies theils, indem ſie ihm ſolche Materien zufuͤhrt, welche ſeine
Fruchtbarkeit befoͤrdern, d. h. ſeine naͤhrenden Stoffe vermehren oder aufſchlie-
ßen. Dieſes nennen wir daher die chemiſche Agrikultur, oder in gewoͤhnlicher
Sprache die Duͤngung.
Chemiſche
Agrikultur.
Theils indem ſie durch Bearbeitung den Boden hierzu geſchickt macht,
und in den Stand ſetzt, daß die Pflanzenwurzeln ihn genugſam durchdringen, und
die darin enthaltenen fruchtbaren Theile — welche hierdurch zugleich gehoͤrig ge-
mengt und in Beruͤhrung mit einander gebracht werden — auffinden koͤnnen.
Wir nennen dies die mechaniſche Agrikultur, oder die Bearbeitung des Ak-
kers. Wir werden folglich beides in zwei Abſchnitten dieſes Hauptſtuͤcks
vortragen.
Mechaniſche
Agrikultur.
Erſter Abſchnitt.
Die Lehre von der Duͤngung.
§. 2.
Der dem Boden zugefuͤhrte Duͤnger wirkt auf zweierlei Weiſe. Einmal:
indem er dem Acker neue nahrhafte Materien fuͤr die Pflanzen mittheilt, und zwei-
tens: indem er die darin ſchon erhaltenen Stoffe durch chemiſche Wechſelwirkung
zerſetzt, und wiederum ſo verbindet, daß ſie dadurch zum Uebergange in die Pflan-
zen faͤhig werden; vielleicht auch indem er die Lebensthaͤtigkeit der Pflanzen, wo-
durch ſie ſich dieſe Stoffe aneignen, aufregt.
Naͤhrender,
zerſetzender
Duͤnger.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. [173]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/221>, abgerufen am 16.02.2025.
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