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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.
kennt, aber noch frei davon ist, wendet man daher die größte Sorgfalt an, um sich
dagegen zu schützen. Wenn Pferde oder anderes Vieh aus solchen Ortschaften,
wo man daran leidet, herkommen, so sorgt man dafür, daß der Mist gleich ver-
brannt werde, den sie fallen lassen; und Stroh oder Heu aus solchen Orten nimmt
man durchaus nicht. Um die anfangende Verbreitung zu verhüten, werden Feldbe-
sichtigungen gehalten, und für jede Wucherblume, die man auf dem Felde findet,
muß 1 bis 2 Gr. Strafe erlegt werden.

Hat es im Acker einmal Ueberhand genommen, so ist dessen Zerstörung äußerst
schwierig, besonders in gemengten Feldmarken, und immer mit beträchtlichen Auf-
opferungen verbunden; jedoch auch nicht so unmöglich, als manche sie gehalten ha-
ben. Häufig wiederholtes Pflügen und Eggen im Sommer, wodurch immer eine
neue Erdlage an die Luft gebracht wird, zerstört eine große Menge Samen bald nach
der Keimung; jedoch reicht ein Sommer nicht hin, wenn auch alle drei Wochen ge-
pflügt wird. Es darf zwischen zwei Brachen keine Sömmerung gesäet und kein
Gewächs gebaut werden, wozwischen diese gelbe Wucherblume aufkommen kann,
ohne dieses sorgfältig zu jäten. Mit gehöriger Anstrengung gelangt man doch dahin,
wie zwei in den Annalen der Niedersächsischen Landwirthschaft, Bd. III. S. 320,
und Bd. IV. S. 129 beschriebene Beispiele beweisen. Nach der Schwierigkeit
ihrer Vertilgung läßt sich der verminderte Werth des Bodens, worin sie eingesamt
ist, leicht beurtheilen.

Eben so nachtheilig, aber doch leichter zu überwinden, ist der wilde-, Flug-,
Wind-
oder Taubhafer (Avena fatua); eigentlich auch ein Sommergewächs,
welches aber doch unter dem Wintergetreide häufig aufkommt. Da der Samen in
der tieferen Lage nicht so leicht, ohne zu keimen, erhalten wird, sondern hervortreibt,
so kann man einen Acker in einem Jahre ziemlich davon befreien, wenn man die
Saat, worunter er sich befindet, sobald er aufblühet, abmähet und verfuttert oder
zu Heu macht, wozu er sich vortrefflich schickt. Läßt man ihn stehen, so reift er sehr
schnell, und verstreut seinen Samen, bevor das übrige Getreide abgeerntet wird.
Weil sein Samen vom Winde so leicht beweglich ist, ja sogar von selbst fortkriecht,
indem nämlich seine starke Grannen sich bei abwechselnder Feuchtigkeit ausdehnen und
zusammenziehen, so daß man sich desselben sogar als Hygrometers bedient hat, so
kann man ihn von dem benachbarten Felde sehr leicht erhalten, wenn man völlig frei

Die Bodenarten.
kennt, aber noch frei davon iſt, wendet man daher die groͤßte Sorgfalt an, um ſich
dagegen zu ſchuͤtzen. Wenn Pferde oder anderes Vieh aus ſolchen Ortſchaften,
wo man daran leidet, herkommen, ſo ſorgt man dafuͤr, daß der Miſt gleich ver-
brannt werde, den ſie fallen laſſen; und Stroh oder Heu aus ſolchen Orten nimmt
man durchaus nicht. Um die anfangende Verbreitung zu verhuͤten, werden Feldbe-
ſichtigungen gehalten, und fuͤr jede Wucherblume, die man auf dem Felde findet,
muß 1 bis 2 Gr. Strafe erlegt werden.

Hat es im Acker einmal Ueberhand genommen, ſo iſt deſſen Zerſtoͤrung aͤußerſt
ſchwierig, beſonders in gemengten Feldmarken, und immer mit betraͤchtlichen Auf-
opferungen verbunden; jedoch auch nicht ſo unmoͤglich, als manche ſie gehalten ha-
ben. Haͤufig wiederholtes Pfluͤgen und Eggen im Sommer, wodurch immer eine
neue Erdlage an die Luft gebracht wird, zerſtoͤrt eine große Menge Samen bald nach
der Keimung; jedoch reicht ein Sommer nicht hin, wenn auch alle drei Wochen ge-
pfluͤgt wird. Es darf zwiſchen zwei Brachen keine Soͤmmerung geſaͤet und kein
Gewaͤchs gebaut werden, wozwiſchen dieſe gelbe Wucherblume aufkommen kann,
ohne dieſes ſorgfaͤltig zu jaͤten. Mit gehoͤriger Anſtrengung gelangt man doch dahin,
wie zwei in den Annalen der Niederſaͤchſiſchen Landwirthſchaft, Bd. III. S. 320,
und Bd. IV. S. 129 beſchriebene Beiſpiele beweiſen. Nach der Schwierigkeit
ihrer Vertilgung laͤßt ſich der verminderte Werth des Bodens, worin ſie eingeſamt
iſt, leicht beurtheilen.

Eben ſo nachtheilig, aber doch leichter zu uͤberwinden, iſt der wilde-, Flug-,
Wind-
oder Taubhafer (Avena fatua); eigentlich auch ein Sommergewaͤchs,
welches aber doch unter dem Wintergetreide haͤufig aufkommt. Da der Samen in
der tieferen Lage nicht ſo leicht, ohne zu keimen, erhalten wird, ſondern hervortreibt,
ſo kann man einen Acker in einem Jahre ziemlich davon befreien, wenn man die
Saat, worunter er ſich befindet, ſobald er aufbluͤhet, abmaͤhet und verfuttert oder
zu Heu macht, wozu er ſich vortrefflich ſchickt. Laͤßt man ihn ſtehen, ſo reift er ſehr
ſchnell, und verſtreut ſeinen Samen, bevor das uͤbrige Getreide abgeerntet wird.
Weil ſein Samen vom Winde ſo leicht beweglich iſt, ja ſogar von ſelbſt fortkriecht,
indem naͤmlich ſeine ſtarke Grannen ſich bei abwechſelnder Feuchtigkeit ausdehnen und
zuſammenziehen, ſo daß man ſich deſſelben ſogar als Hygrometers bedient hat, ſo
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[164/0212] Die Bodenarten. kennt, aber noch frei davon iſt, wendet man daher die groͤßte Sorgfalt an, um ſich dagegen zu ſchuͤtzen. Wenn Pferde oder anderes Vieh aus ſolchen Ortſchaften, wo man daran leidet, herkommen, ſo ſorgt man dafuͤr, daß der Miſt gleich ver- brannt werde, den ſie fallen laſſen; und Stroh oder Heu aus ſolchen Orten nimmt man durchaus nicht. Um die anfangende Verbreitung zu verhuͤten, werden Feldbe- ſichtigungen gehalten, und fuͤr jede Wucherblume, die man auf dem Felde findet, muß 1 bis 2 Gr. Strafe erlegt werden. Hat es im Acker einmal Ueberhand genommen, ſo iſt deſſen Zerſtoͤrung aͤußerſt ſchwierig, beſonders in gemengten Feldmarken, und immer mit betraͤchtlichen Auf- opferungen verbunden; jedoch auch nicht ſo unmoͤglich, als manche ſie gehalten ha- ben. Haͤufig wiederholtes Pfluͤgen und Eggen im Sommer, wodurch immer eine neue Erdlage an die Luft gebracht wird, zerſtoͤrt eine große Menge Samen bald nach der Keimung; jedoch reicht ein Sommer nicht hin, wenn auch alle drei Wochen ge- pfluͤgt wird. Es darf zwiſchen zwei Brachen keine Soͤmmerung geſaͤet und kein Gewaͤchs gebaut werden, wozwiſchen dieſe gelbe Wucherblume aufkommen kann, ohne dieſes ſorgfaͤltig zu jaͤten. Mit gehoͤriger Anſtrengung gelangt man doch dahin, wie zwei in den Annalen der Niederſaͤchſiſchen Landwirthſchaft, Bd. III. S. 320, und Bd. IV. S. 129 beſchriebene Beiſpiele beweiſen. Nach der Schwierigkeit ihrer Vertilgung laͤßt ſich der verminderte Werth des Bodens, worin ſie eingeſamt iſt, leicht beurtheilen. Eben ſo nachtheilig, aber doch leichter zu uͤberwinden, iſt der wilde-, Flug-, Wind- oder Taubhafer (Avena fatua); eigentlich auch ein Sommergewaͤchs, welches aber doch unter dem Wintergetreide haͤufig aufkommt. Da der Samen in der tieferen Lage nicht ſo leicht, ohne zu keimen, erhalten wird, ſondern hervortreibt, ſo kann man einen Acker in einem Jahre ziemlich davon befreien, wenn man die Saat, worunter er ſich befindet, ſobald er aufbluͤhet, abmaͤhet und verfuttert oder zu Heu macht, wozu er ſich vortrefflich ſchickt. Laͤßt man ihn ſtehen, ſo reift er ſehr ſchnell, und verſtreut ſeinen Samen, bevor das uͤbrige Getreide abgeerntet wird. Weil ſein Samen vom Winde ſo leicht beweglich iſt, ja ſogar von ſelbſt fortkriecht, indem naͤmlich ſeine ſtarke Grannen ſich bei abwechſelnder Feuchtigkeit ausdehnen und zuſammenziehen, ſo daß man ſich deſſelben ſogar als Hygrometers bedient hat, ſo kann man ihn von dem benachbarten Felde ſehr leicht erhalten, wenn man voͤllig frei

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/212>, abgerufen am 24.11.2024.