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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.
§. 145.

Mit dem Verhältnisse seines Humusgehalts steigt also der Werth des Bo-Wie das Ver-
hältniß dieser
Beimischung
den Werth
ändere.

dens. 2 Prozent Humus haben mir mehrentheils in gutem lehmigen Ackerboden
angetroffen, auch wenn er abgetragen hatte; oder um mich bestimmter auszudrük-
ken, so viel verlor er durch das Glühen, wenn er von Fasern vorher gereinigt,
der etwanige Kalk ausgeschieden, und er dann in einer den Siedpunkt etwas über-
steigenden Hitze völlig ausgetrocknet war. Es kann hierunter um so weniger Ver-
lust von Wasser mit begriffen seyn, da es wahrscheinlich ist, daß der Thon dieses
Wasser aus der Atmosphäre schon wieder angezogen hatte, wenn die ausgeglühete
Erde gewogen ward.

2 Prozent Humus nehmen wir also als Normalsatz für lehmige Ackererde an,
für die sandig lehmige aber nur 11/2, und für die sandige 1 Prozent, und setzen
diese als Bedingung bei der Werthsbestimmung, die wir oben dem Thon- und
Sandboden gegeben haben, voraus. Mit jedem halben Prozent, welches der
Boden an milden Humus mehr hat, steigt er um 5 Prozent seines Werths; so daß
ein Boden, der bei 2 Prozent Humus 50 werth war, bei 21/2 Prozent 521/2, bei
3 Prozent 55 werth wird. Mit jedem halben Prozent, welches er darunter hat,
fällt er aber um eben soviel im Werthe.

Bei der gewöhnlichen Klassifikation des Bodens kommt der Humus eben-
falls in Betracht. Es ist bekannt, daß derselbe Grund bald als Gerst-, bald als
Haferboden bonitirt wird, je nachdem er stärker und häufiger gedüngt und minder
erschöpfend behandelt worden, sein Gehalt an Humus sich also vermehrt oder durch
eine entgegengesetzte Behandlung vermindert hat. Ein lehmiger Boden, der als
Haferboden von verständigen Bonitirern gewürdigt wird, pflegt nicht mehr als
1 Prozent Humus zu enthalten. Hat derselbe Boden 3 Prozent und darüber, und
ist er sonst fehlerfrei, so kann er Weizenboden zweiter Art werden. Er kann die-
sen Zuwachs an Humus durch Kultur bekommen, aber dies ist nicht so leicht, wie
mancher glaubt.

Es wird hier durchaus vorausgesetzt, daß der Humus milder Art frei von
Säuren und adstringirenden Stoffen, folglich auflöslich sey. An sauren Humus
kann der Boden zuweilen sehr reich, aber dennoch wenig fruchtbar seyn. Wir
fanden in einem sandigen Boden aus Pommern, auf welchem man das vierte Korn

S 2
Die Bodenarten.
§. 145.

Mit dem Verhaͤltniſſe ſeines Humusgehalts ſteigt alſo der Werth des Bo-Wie das Ver-
haͤltniß dieſer
Beimiſchung
den Werth
aͤndere.

dens. 2 Prozent Humus haben mir mehrentheils in gutem lehmigen Ackerboden
angetroffen, auch wenn er abgetragen hatte; oder um mich beſtimmter auszudruͤk-
ken, ſo viel verlor er durch das Gluͤhen, wenn er von Faſern vorher gereinigt,
der etwanige Kalk ausgeſchieden, und er dann in einer den Siedpunkt etwas uͤber-
ſteigenden Hitze voͤllig ausgetrocknet war. Es kann hierunter um ſo weniger Ver-
luſt von Waſſer mit begriffen ſeyn, da es wahrſcheinlich iſt, daß der Thon dieſes
Waſſer aus der Atmoſphaͤre ſchon wieder angezogen hatte, wenn die ausgegluͤhete
Erde gewogen ward.

2 Prozent Humus nehmen wir alſo als Normalſatz fuͤr lehmige Ackererde an,
fuͤr die ſandig lehmige aber nur 1½, und fuͤr die ſandige 1 Prozent, und ſetzen
dieſe als Bedingung bei der Werthsbeſtimmung, die wir oben dem Thon- und
Sandboden gegeben haben, voraus. Mit jedem halben Prozent, welches der
Boden an milden Humus mehr hat, ſteigt er um 5 Prozent ſeines Werths; ſo daß
ein Boden, der bei 2 Prozent Humus 50 werth war, bei 2½ Prozent 52½, bei
3 Prozent 55 werth wird. Mit jedem halben Prozent, welches er darunter hat,
faͤllt er aber um eben ſoviel im Werthe.

Bei der gewoͤhnlichen Klaſſifikation des Bodens kommt der Humus eben-
falls in Betracht. Es iſt bekannt, daß derſelbe Grund bald als Gerſt-, bald als
Haferboden bonitirt wird, je nachdem er ſtaͤrker und haͤufiger geduͤngt und minder
erſchoͤpfend behandelt worden, ſein Gehalt an Humus ſich alſo vermehrt oder durch
eine entgegengeſetzte Behandlung vermindert hat. Ein lehmiger Boden, der als
Haferboden von verſtaͤndigen Bonitirern gewuͤrdigt wird, pflegt nicht mehr als
1 Prozent Humus zu enthalten. Hat derſelbe Boden 3 Prozent und daruͤber, und
iſt er ſonſt fehlerfrei, ſo kann er Weizenboden zweiter Art werden. Er kann die-
ſen Zuwachs an Humus durch Kultur bekommen, aber dies iſt nicht ſo leicht, wie
mancher glaubt.

Es wird hier durchaus vorausgeſetzt, daß der Humus milder Art frei von
Saͤuren und adſtringirenden Stoffen, folglich aufloͤslich ſey. An ſauren Humus
kann der Boden zuweilen ſehr reich, aber dennoch wenig fruchtbar ſeyn. Wir
fanden in einem ſandigen Boden aus Pommern, auf welchem man das vierte Korn

S 2
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[139/0183] Die Bodenarten. §. 145. Mit dem Verhaͤltniſſe ſeines Humusgehalts ſteigt alſo der Werth des Bo- dens. 2 Prozent Humus haben mir mehrentheils in gutem lehmigen Ackerboden angetroffen, auch wenn er abgetragen hatte; oder um mich beſtimmter auszudruͤk- ken, ſo viel verlor er durch das Gluͤhen, wenn er von Faſern vorher gereinigt, der etwanige Kalk ausgeſchieden, und er dann in einer den Siedpunkt etwas uͤber- ſteigenden Hitze voͤllig ausgetrocknet war. Es kann hierunter um ſo weniger Ver- luſt von Waſſer mit begriffen ſeyn, da es wahrſcheinlich iſt, daß der Thon dieſes Waſſer aus der Atmoſphaͤre ſchon wieder angezogen hatte, wenn die ausgegluͤhete Erde gewogen ward. Wie das Ver- haͤltniß dieſer Beimiſchung den Werth aͤndere. 2 Prozent Humus nehmen wir alſo als Normalſatz fuͤr lehmige Ackererde an, fuͤr die ſandig lehmige aber nur 1½, und fuͤr die ſandige 1 Prozent, und ſetzen dieſe als Bedingung bei der Werthsbeſtimmung, die wir oben dem Thon- und Sandboden gegeben haben, voraus. Mit jedem halben Prozent, welches der Boden an milden Humus mehr hat, ſteigt er um 5 Prozent ſeines Werths; ſo daß ein Boden, der bei 2 Prozent Humus 50 werth war, bei 2½ Prozent 52½, bei 3 Prozent 55 werth wird. Mit jedem halben Prozent, welches er darunter hat, faͤllt er aber um eben ſoviel im Werthe. Bei der gewoͤhnlichen Klaſſifikation des Bodens kommt der Humus eben- falls in Betracht. Es iſt bekannt, daß derſelbe Grund bald als Gerſt-, bald als Haferboden bonitirt wird, je nachdem er ſtaͤrker und haͤufiger geduͤngt und minder erſchoͤpfend behandelt worden, ſein Gehalt an Humus ſich alſo vermehrt oder durch eine entgegengeſetzte Behandlung vermindert hat. Ein lehmiger Boden, der als Haferboden von verſtaͤndigen Bonitirern gewuͤrdigt wird, pflegt nicht mehr als 1 Prozent Humus zu enthalten. Hat derſelbe Boden 3 Prozent und daruͤber, und iſt er ſonſt fehlerfrei, ſo kann er Weizenboden zweiter Art werden. Er kann die- ſen Zuwachs an Humus durch Kultur bekommen, aber dies iſt nicht ſo leicht, wie mancher glaubt. Es wird hier durchaus vorausgeſetzt, daß der Humus milder Art frei von Saͤuren und adſtringirenden Stoffen, folglich aufloͤslich ſey. An ſauren Humus kann der Boden zuweilen ſehr reich, aber dennoch wenig fruchtbar ſeyn. Wir fanden in einem ſandigen Boden aus Pommern, auf welchem man das vierte Korn S 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/183>, abgerufen am 23.11.2024.