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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.
um 20 Prozent seines Werthes herab, und wohl um so mehr, je zäher er ist; so
daß der zähe mit wenig oder gar keinem Humus -- nämlich milden, auflösli-
chen -- durchdrungene, dann gewöhnlich naßkalte sogenannte Schlussboden auf
eine der niedrigsten Stuffe der Bodenarten und im Werthe dem Sandboden gleich
stehet. Dagegen steigt sein Werth mit einem höheren Humusgehalt, und wohl
in einem um so größeren Verhältnisse, je zäher er ist, bis zu dem Boden erster
Klasse hinauf, wohin er freilich auch durch eine sehr bereichernde Düngung und
Behandlung gelangen kann.

§. 137.

lehmboden.Derjenige Boden, welcher mehr als 40 bis 60 Prozent Sand enthält, wird
Lehmboden schlechthin genannt. Je weniger Sand er über 40 Prozent ent-
hält, desto besser ist er -- immer unter Voraussetzung eines gleichen Humusge-
halts. -- Bis 50 Prozent bleibt er zum Weizen- und Gerstenbau gleich geeignet.
Steigt aber der Sand über 50 Prozent bis 60 Prozent, so kann er zwar Weizen
bei guter Kultur noch immer vortheilhaft tragen, jedoch mit minderem Erfolge,
und mit mehrerer Erschöpfung, als Rocken; wird dann aber für Gerste ganz
vvrzüglich geeignet, und kommt in die Klasse des starken Gerstbodens zu stehen.

Wegen der großen Sicherheit dieses Bodens, der leichteren Bearbeitung,
der gemäßigten Temperatur und Feuchtigkeitshaltung hat er so viele Vorzüge vor
dem strengern Thonboden, daß man ihn, ungeachtet seiner mindern Weizentrag-
barkeit, doch in seinen verschiedenen Gradationen mit diesem gleich schätzen kann.
Diese Gradationen sind aber entgegengesetzter Art. 40 Prozent Sand zeigen sich
uns als das vollkommenste Verhältniß. Wie sich dort der Werth des Bodens
verminderte, wenn der Sand abnahm, so vermindert er sich hier, wenn er zu-
nimmt. Jedoch nach unsern bisherigen Beobachtungen nicht in gleicher Propor-
tion. Der Werth des Bodens scheint bei folgenden entgegengesetzten Verhält-
nissen ungefähr gleich zu seyn
50 Proz. Sand = 35 Prozent oder 50 Proz. abschwemmbarer Thon = 65;
60 Proz. Sand = 30 Prozent oder 40 Proz. abschwemmbarer Thon = 70.

So viel nämlich dem ersteren an der möglichsten Vollkommenheit wegen zu
geringer Bindung mangelt, so viel fehlt dem letzteren wegen zu geringer Lok-
kerheit.


Die Bodenarten.
um 20 Prozent ſeines Werthes herab, und wohl um ſo mehr, je zaͤher er iſt; ſo
daß der zaͤhe mit wenig oder gar keinem Humus — naͤmlich milden, aufloͤsli-
chen — durchdrungene, dann gewoͤhnlich naßkalte ſogenannte Schluſſboden auf
eine der niedrigſten Stuffe der Bodenarten und im Werthe dem Sandboden gleich
ſtehet. Dagegen ſteigt ſein Werth mit einem hoͤheren Humusgehalt, und wohl
in einem um ſo groͤßeren Verhaͤltniſſe, je zaͤher er iſt, bis zu dem Boden erſter
Klaſſe hinauf, wohin er freilich auch durch eine ſehr bereichernde Duͤngung und
Behandlung gelangen kann.

§. 137.

lehmboden.Derjenige Boden, welcher mehr als 40 bis 60 Prozent Sand enthaͤlt, wird
Lehmboden ſchlechthin genannt. Je weniger Sand er uͤber 40 Prozent ent-
haͤlt, deſto beſſer iſt er — immer unter Vorausſetzung eines gleichen Humusge-
halts. — Bis 50 Prozent bleibt er zum Weizen- und Gerſtenbau gleich geeignet.
Steigt aber der Sand uͤber 50 Prozent bis 60 Prozent, ſo kann er zwar Weizen
bei guter Kultur noch immer vortheilhaft tragen, jedoch mit minderem Erfolge,
und mit mehrerer Erſchoͤpfung, als Rocken; wird dann aber fuͤr Gerſte ganz
vvrzuͤglich geeignet, und kommt in die Klaſſe des ſtarken Gerſtbodens zu ſtehen.

Wegen der großen Sicherheit dieſes Bodens, der leichteren Bearbeitung,
der gemaͤßigten Temperatur und Feuchtigkeitshaltung hat er ſo viele Vorzuͤge vor
dem ſtrengern Thonboden, daß man ihn, ungeachtet ſeiner mindern Weizentrag-
barkeit, doch in ſeinen verſchiedenen Gradationen mit dieſem gleich ſchaͤtzen kann.
Dieſe Gradationen ſind aber entgegengeſetzter Art. 40 Prozent Sand zeigen ſich
uns als das vollkommenſte Verhaͤltniß. Wie ſich dort der Werth des Bodens
verminderte, wenn der Sand abnahm, ſo vermindert er ſich hier, wenn er zu-
nimmt. Jedoch nach unſern bisherigen Beobachtungen nicht in gleicher Propor-
tion. Der Werth des Bodens ſcheint bei folgenden entgegengeſetzten Verhaͤlt-
niſſen ungefaͤhr gleich zu ſeyn
50 Proz. Sand = 35 Prozent oder 50 Proz. abſchwemmbarer Thon = 65;
60 Proz. Sand = 30 Prozent oder 40 Proz. abſchwemmbarer Thon = 70.

So viel naͤmlich dem erſteren an der moͤglichſten Vollkommenheit wegen zu
geringer Bindung mangelt, ſo viel fehlt dem letzteren wegen zu geringer Lok-
kerheit.


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[132/0176] Die Bodenarten. um 20 Prozent ſeines Werthes herab, und wohl um ſo mehr, je zaͤher er iſt; ſo daß der zaͤhe mit wenig oder gar keinem Humus — naͤmlich milden, aufloͤsli- chen — durchdrungene, dann gewoͤhnlich naßkalte ſogenannte Schluſſboden auf eine der niedrigſten Stuffe der Bodenarten und im Werthe dem Sandboden gleich ſtehet. Dagegen ſteigt ſein Werth mit einem hoͤheren Humusgehalt, und wohl in einem um ſo groͤßeren Verhaͤltniſſe, je zaͤher er iſt, bis zu dem Boden erſter Klaſſe hinauf, wohin er freilich auch durch eine ſehr bereichernde Duͤngung und Behandlung gelangen kann. §. 137. Derjenige Boden, welcher mehr als 40 bis 60 Prozent Sand enthaͤlt, wird Lehmboden ſchlechthin genannt. Je weniger Sand er uͤber 40 Prozent ent- haͤlt, deſto beſſer iſt er — immer unter Vorausſetzung eines gleichen Humusge- halts. — Bis 50 Prozent bleibt er zum Weizen- und Gerſtenbau gleich geeignet. Steigt aber der Sand uͤber 50 Prozent bis 60 Prozent, ſo kann er zwar Weizen bei guter Kultur noch immer vortheilhaft tragen, jedoch mit minderem Erfolge, und mit mehrerer Erſchoͤpfung, als Rocken; wird dann aber fuͤr Gerſte ganz vvrzuͤglich geeignet, und kommt in die Klaſſe des ſtarken Gerſtbodens zu ſtehen. lehmboden. Wegen der großen Sicherheit dieſes Bodens, der leichteren Bearbeitung, der gemaͤßigten Temperatur und Feuchtigkeitshaltung hat er ſo viele Vorzuͤge vor dem ſtrengern Thonboden, daß man ihn, ungeachtet ſeiner mindern Weizentrag- barkeit, doch in ſeinen verſchiedenen Gradationen mit dieſem gleich ſchaͤtzen kann. Dieſe Gradationen ſind aber entgegengeſetzter Art. 40 Prozent Sand zeigen ſich uns als das vollkommenſte Verhaͤltniß. Wie ſich dort der Werth des Bodens verminderte, wenn der Sand abnahm, ſo vermindert er ſich hier, wenn er zu- nimmt. Jedoch nach unſern bisherigen Beobachtungen nicht in gleicher Propor- tion. Der Werth des Bodens ſcheint bei folgenden entgegengeſetzten Verhaͤlt- niſſen ungefaͤhr gleich zu ſeyn 50 Proz. Sand = 35 Prozent oder 50 Proz. abſchwemmbarer Thon = 65; 60 Proz. Sand = 30 Prozent oder 40 Proz. abſchwemmbarer Thon = 70. So viel naͤmlich dem erſteren an der moͤglichſten Vollkommenheit wegen zu geringer Bindung mangelt, ſo viel fehlt dem letzteren wegen zu geringer Lok- kerheit.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/176>, abgerufen am 23.11.2024.