Körper, wel- che die Kiesel- erden vorzüg- lich enthalten.Unter den Körpern, welche größtentheils aus Kieselerde bestehen, und den Cha- rakter dieselben in hohem Grade an sich tragen, bemerken wir hier folgende, deren Kenntniß dem Landwirthe zuweilen nützlich seyn kann.
1) Alle sogenannten Edelsteine, den Diamant ausgenommen: der Rubin, Saphyr, Smaragd, Chrysolith, Topas, Hyacinth, Amethyst, Chalcedon, Kar- neol, Achat und Granat.
2) Die Feuersteine und Hornsteine. Ersterer wird als Geschiebe auf dem flachen Lande vorzüglich in sandigen Gegenden, aber auch in Kreidegebirgen, umgeben von dem reinsten Kalk, gesunden. Wie er hier hingekommen oder entstan- den sey, hat die Geologen seit langer Zeit beschäftiget, und die Muthmaßung, daß sich die Kalkerde in Kieselerde verwandelt habe, hat wirklich vieles für sich, indem man den Uebergang von Kalk in Feuerstein oft deutlich bemerkt, und man zuwei- len mitten in Feuersteinen organische Producte antrifft, die die neuere Entstehung derselben beweisen.
Der Feuer- stein.Der Nutzen des Feuersteins ist so bekannt, als groß. Die Bearbeitung dessel- ben zu Flintensteinen ist von Wichtigkeit. Vormals war diese Kunst nur in Spanien und Frankreich bekannt; jetzt macht man die Flintensteine auch in den Oesterreichischen Staaten. Man hatte sonst seltsame Meinungen über die Verfertigung desselben, und glaubte, daß sie in den Gebirgen rauh wären und geschnitten würden, oder daß sie auf Maschinen geschliffen würden. Es hat aber keinen Zweifel, daß sie mit ge- wissen stählernen Instrumenten aus freier Faust geschlagen werden, wozu aber doch geübte Arbeiter gehören. Aber nicht alle Feuersteine passen sich dazu: zum Theil sind sie zu weich, zum Theil springen sie unter dem Hammer nicht zu regelmäßigen Stük- ken. Friedrich Wilhelm der Erste schickte einen Büchsenschäfter nach St. Anges, woselbst er sich in Arbeit gab und die Handgriffe lernte. Er kam zurück und verser- tigte aus den einheimischen Steinen wirklich Flintensteine; sie waren aber so spröde, daß sie schon beim zweiten Schuß sprangen. Außerdem werden die Feuersteine zur Be- reitung der Smalten, des Steinguts, zum Glasschleifen, zu Glattsteinen für Buch- binder und Vergolder und zum Glase, besonders zur Verfertigung des schönen Flint- glases in England gebraucht.
Der
Die Kieſelerde.
§. 18.
Koͤrper, wel- che die Kieſel- erden vorzuͤg- lich enthalten.Unter den Koͤrpern, welche groͤßtentheils aus Kieſelerde beſtehen, und den Cha- rakter dieſelben in hohem Grade an ſich tragen, bemerken wir hier folgende, deren Kenntniß dem Landwirthe zuweilen nuͤtzlich ſeyn kann.
1) Alle ſogenannten Edelſteine, den Diamant ausgenommen: der Rubin, Saphyr, Smaragd, Chryſolith, Topas, Hyacinth, Amethyſt, Chalcedon, Kar- neol, Achat und Granat.
2) Die Feuerſteine und Hornſteine. Erſterer wird als Geſchiebe auf dem flachen Lande vorzuͤglich in ſandigen Gegenden, aber auch in Kreidegebirgen, umgeben von dem reinſten Kalk, geſunden. Wie er hier hingekommen oder entſtan- den ſey, hat die Geologen ſeit langer Zeit beſchaͤftiget, und die Muthmaßung, daß ſich die Kalkerde in Kieſelerde verwandelt habe, hat wirklich vieles fuͤr ſich, indem man den Uebergang von Kalk in Feuerſtein oft deutlich bemerkt, und man zuwei- len mitten in Feuerſteinen organiſche Producte antrifft, die die neuere Entſtehung derſelben beweiſen.
Der Feuer- ſtein.Der Nutzen des Feuerſteins iſt ſo bekannt, als groß. Die Bearbeitung deſſel- ben zu Flintenſteinen iſt von Wichtigkeit. Vormals war dieſe Kunſt nur in Spanien und Frankreich bekannt; jetzt macht man die Flintenſteine auch in den Oeſterreichiſchen Staaten. Man hatte ſonſt ſeltſame Meinungen uͤber die Verfertigung deſſelben, und glaubte, daß ſie in den Gebirgen rauh waͤren und geſchnitten wuͤrden, oder daß ſie auf Maſchinen geſchliffen wuͤrden. Es hat aber keinen Zweifel, daß ſie mit ge- wiſſen ſtaͤhlernen Inſtrumenten aus freier Fauſt geſchlagen werden, wozu aber doch geuͤbte Arbeiter gehoͤren. Aber nicht alle Feuerſteine paſſen ſich dazu: zum Theil ſind ſie zu weich, zum Theil ſpringen ſie unter dem Hammer nicht zu regelmaͤßigen Stuͤk- ken. Friedrich Wilhelm der Erſte ſchickte einen Buͤchſenſchaͤfter nach St. Anges, woſelbſt er ſich in Arbeit gab und die Handgriffe lernte. Er kam zuruͤck und verſer- tigte aus den einheimiſchen Steinen wirklich Flintenſteine; ſie waren aber ſo ſproͤde, daß ſie ſchon beim zweiten Schuß ſprangen. Außerdem werden die Feuerſteine zur Be- reitung der Smalten, des Steinguts, zum Glasſchleifen, zu Glattſteinen fuͤr Buch- binder und Vergolder und zum Glaſe, beſonders zur Verfertigung des ſchoͤnen Flint- glaſes in England gebraucht.
Der
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Die Kieſelerde.
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Unter den Koͤrpern, welche groͤßtentheils aus Kieſelerde beſtehen, und den Cha-
rakter dieſelben in hohem Grade an ſich tragen, bemerken wir hier folgende, deren
Kenntniß dem Landwirthe zuweilen nuͤtzlich ſeyn kann.
Koͤrper, wel-
che die Kieſel-
erden vorzuͤg-
lich enthalten.
1) Alle ſogenannten Edelſteine, den Diamant ausgenommen: der Rubin,
Saphyr, Smaragd, Chryſolith, Topas, Hyacinth, Amethyſt, Chalcedon, Kar-
neol, Achat und Granat.
2) Die Feuerſteine und Hornſteine. Erſterer wird als Geſchiebe auf
dem flachen Lande vorzuͤglich in ſandigen Gegenden, aber auch in Kreidegebirgen,
umgeben von dem reinſten Kalk, geſunden. Wie er hier hingekommen oder entſtan-
den ſey, hat die Geologen ſeit langer Zeit beſchaͤftiget, und die Muthmaßung, daß
ſich die Kalkerde in Kieſelerde verwandelt habe, hat wirklich vieles fuͤr ſich, indem
man den Uebergang von Kalk in Feuerſtein oft deutlich bemerkt, und man zuwei-
len mitten in Feuerſteinen organiſche Producte antrifft, die die neuere Entſtehung
derſelben beweiſen.
Der Nutzen des Feuerſteins iſt ſo bekannt, als groß. Die Bearbeitung deſſel-
ben zu Flintenſteinen iſt von Wichtigkeit. Vormals war dieſe Kunſt nur in Spanien
und Frankreich bekannt; jetzt macht man die Flintenſteine auch in den Oeſterreichiſchen
Staaten. Man hatte ſonſt ſeltſame Meinungen uͤber die Verfertigung deſſelben,
und glaubte, daß ſie in den Gebirgen rauh waͤren und geſchnitten wuͤrden, oder daß
ſie auf Maſchinen geſchliffen wuͤrden. Es hat aber keinen Zweifel, daß ſie mit ge-
wiſſen ſtaͤhlernen Inſtrumenten aus freier Fauſt geſchlagen werden, wozu aber doch
geuͤbte Arbeiter gehoͤren. Aber nicht alle Feuerſteine paſſen ſich dazu: zum Theil ſind
ſie zu weich, zum Theil ſpringen ſie unter dem Hammer nicht zu regelmaͤßigen Stuͤk-
ken. Friedrich Wilhelm der Erſte ſchickte einen Buͤchſenſchaͤfter nach St. Anges,
woſelbſt er ſich in Arbeit gab und die Handgriffe lernte. Er kam zuruͤck und verſer-
tigte aus den einheimiſchen Steinen wirklich Flintenſteine; ſie waren aber ſo ſproͤde,
daß ſie ſchon beim zweiten Schuß ſprangen. Außerdem werden die Feuerſteine zur Be-
reitung der Smalten, des Steinguts, zum Glasſchleifen, zu Glattſteinen fuͤr Buch-
binder und Vergolder und zum Glaſe, beſonders zur Verfertigung des ſchoͤnen Flint-
glaſes in England gebraucht.
Der Feuer-
ſtein.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/100>, abgerufen am 16.02.2025.
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