Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Koppelwirthschaft.
§. 344.

Die Zahl der
Schläge.
Zuvörderst also entsteht die Frage, in wie viele Rotationen, und dann, in
wie viel Schläge jeder Art ein Gut zu legen sey. Man hat diese Zahl der
Schläge in Mecklenburg für das Hauptproblem der Landwirthschaft gehalten, und
sehr lebhaft darüber gestritten, welche Zahl die vortheilhafteste sey. Natürlich
hat man sich nicht darüber verglichen, und wird sich nie darüber vergleichen kön-
nen, weil die Verhältnisse, wovon diese Zahl abhängt, allenthalben verschieden
sind. In jedem gegebenen Falle aber die zweckmäßigste Zahl zu treffen, ist frei-
lich von großer Wichtigkeit.

§. 345.

Abtheilungen
der Schläge.
Die Größe der Feldmark, ihre Form, ihre Lage gegen den Hof, ihre Unter-
brechungen und die Verschiedenheit des Bodens entscheiden zuvörderst, ob alles in
eine Rotation gebracht werden könne, oder ob es in mehrere in Binnen- und in
Außenschläge gelegt werden müsse. Die Anlegung von Vorwerken oder beson-
dern Wirthschaftshöfen für abgelegene Theile eines großen Gutes hat in Mecklen-
burg
zu wenig Beifall gefunden, und die Feldfluren sind für einen Hof fast zu groß.
Deshalb hat man häufig solches Land zu Außenschlägen, d. h. zu vernachläßigten
Acker machen müssen, was seiner natürlichen Güte nach dies Schicksal nicht verdiente,
und wo es fast allein auf die Errichtung eines Wirthschaftshofes ankäme, um es nach
einiger Zeit mit den Binnenschlägen in gleichen Ertrag zu setzen.

Diese Außenschläge werden ihrer Entfernung wegen sehr vernachläßigt, wenig
oder vielmehr gar nicht gedüngt, und sind hauptsächlich zur Schafweide bestimmt.
Dazu passen sie auch freilich in ihrem jetzigen Zustande noch am besten, indem die
Schafe nicht nur bei hinlänglichem Raume mit schlechter Weide vorlieb nehmen, son-
dern auch abgetragenes Land durch ihren Weidedünger mehr wie das Rindvieh verbes-
sern, wenn es lange dreesch liegt. Wenn diese Schläge den ihnen zukommenden
Hürdenschlag erhalten, so ist dieser am angemessensten für sie, weil an eine Mistauf-
fuhr, des weiten Weges halber, kaum zu denken ist.

§. 346.

Nebenkop-
peln.
Die Nebenkoppeln sind oft zur Aufhelfung einer Wirthschaft und um
Gleichgewicht darin zu erhalten unentbehrlich. Sie müssen den Viehstand aufhelfen

Die Koppelwirthſchaft.
§. 344.

Die Zahl der
Schlaͤge.
Zuvoͤrderſt alſo entſteht die Frage, in wie viele Rotationen, und dann, in
wie viel Schlaͤge jeder Art ein Gut zu legen ſey. Man hat dieſe Zahl der
Schlaͤge in Mecklenburg fuͤr das Hauptproblem der Landwirthſchaft gehalten, und
ſehr lebhaft daruͤber geſtritten, welche Zahl die vortheilhafteſte ſey. Natuͤrlich
hat man ſich nicht daruͤber verglichen, und wird ſich nie daruͤber vergleichen koͤn-
nen, weil die Verhaͤltniſſe, wovon dieſe Zahl abhaͤngt, allenthalben verſchieden
ſind. In jedem gegebenen Falle aber die zweckmaͤßigſte Zahl zu treffen, iſt frei-
lich von großer Wichtigkeit.

§. 345.

Abtheilungen
der Schlaͤge.
Die Groͤße der Feldmark, ihre Form, ihre Lage gegen den Hof, ihre Unter-
brechungen und die Verſchiedenheit des Bodens entſcheiden zuvoͤrderſt, ob alles in
eine Rotation gebracht werden koͤnne, oder ob es in mehrere in Binnen- und in
Außenſchlaͤge gelegt werden muͤſſe. Die Anlegung von Vorwerken oder beſon-
dern Wirthſchaftshoͤfen fuͤr abgelegene Theile eines großen Gutes hat in Mecklen-
burg
zu wenig Beifall gefunden, und die Feldfluren ſind fuͤr einen Hof faſt zu groß.
Deshalb hat man haͤufig ſolches Land zu Außenſchlaͤgen, d. h. zu vernachlaͤßigten
Acker machen muͤſſen, was ſeiner natuͤrlichen Guͤte nach dies Schickſal nicht verdiente,
und wo es faſt allein auf die Errichtung eines Wirthſchaftshofes ankaͤme, um es nach
einiger Zeit mit den Binnenſchlaͤgen in gleichen Ertrag zu ſetzen.

Dieſe Außenſchlaͤge werden ihrer Entfernung wegen ſehr vernachlaͤßigt, wenig
oder vielmehr gar nicht geduͤngt, und ſind hauptſaͤchlich zur Schafweide beſtimmt.
Dazu paſſen ſie auch freilich in ihrem jetzigen Zuſtande noch am beſten, indem die
Schafe nicht nur bei hinlaͤnglichem Raume mit ſchlechter Weide vorlieb nehmen, ſon-
dern auch abgetragenes Land durch ihren Weideduͤnger mehr wie das Rindvieh verbeſ-
ſern, wenn es lange dreeſch liegt. Wenn dieſe Schlaͤge den ihnen zukommenden
Huͤrdenſchlag erhalten, ſo iſt dieſer am angemeſſenſten fuͤr ſie, weil an eine Miſtauf-
fuhr, des weiten Weges halber, kaum zu denken iſt.

§. 346.

Nebenkop-
peln.
Die Nebenkoppeln ſind oft zur Aufhelfung einer Wirthſchaft und um
Gleichgewicht darin zu erhalten unentbehrlich. Sie muͤſſen den Viehſtand aufhelfen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0372" n="326"/>
            <fw place="top" type="header">Die Koppelwirth&#x017F;chaft.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 344.</head><lb/>
              <p><note place="left">Die Zahl der<lb/>
Schla&#x0364;ge.</note>Zuvo&#x0364;rder&#x017F;t al&#x017F;o ent&#x017F;teht die Frage, in wie viele Rotationen, und dann, in<lb/>
wie viel Schla&#x0364;ge jeder Art ein Gut zu legen &#x017F;ey. Man hat die&#x017F;e Zahl der<lb/>
Schla&#x0364;ge in <placeName>Mecklenburg</placeName> fu&#x0364;r das Hauptproblem der Landwirth&#x017F;chaft gehalten, und<lb/>
&#x017F;ehr lebhaft daru&#x0364;ber ge&#x017F;tritten, welche Zahl die vortheilhafte&#x017F;te &#x017F;ey. Natu&#x0364;rlich<lb/>
hat man &#x017F;ich nicht daru&#x0364;ber verglichen, und wird &#x017F;ich nie daru&#x0364;ber vergleichen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, weil die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, wovon die&#x017F;e Zahl abha&#x0364;ngt, allenthalben ver&#x017F;chieden<lb/>
&#x017F;ind. In jedem gegebenen Falle aber die zweckma&#x0364;ßig&#x017F;te Zahl zu treffen, i&#x017F;t frei-<lb/>
lich von großer Wichtigkeit.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 345.</head><lb/>
              <p><note place="left">Abtheilungen<lb/>
der Schla&#x0364;ge.</note>Die Gro&#x0364;ße der Feldmark, ihre Form, ihre Lage gegen den Hof, ihre Unter-<lb/>
brechungen und die Ver&#x017F;chiedenheit des Bodens ent&#x017F;cheiden zuvo&#x0364;rder&#x017F;t, ob alles in<lb/>
eine Rotation gebracht werden ko&#x0364;nne, oder ob es in mehrere in <hi rendition="#g">Binnen-</hi> und in<lb/><hi rendition="#g">Außen&#x017F;chla&#x0364;ge</hi> gelegt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Die Anlegung von Vorwerken oder be&#x017F;on-<lb/>
dern Wirth&#x017F;chaftsho&#x0364;fen fu&#x0364;r abgelegene Theile eines großen Gutes hat in <placeName>Mecklen-<lb/>
burg</placeName> zu wenig Beifall gefunden, und die Feldfluren &#x017F;ind fu&#x0364;r einen Hof fa&#x017F;t zu groß.<lb/>
Deshalb hat man ha&#x0364;ufig &#x017F;olches Land zu Außen&#x017F;chla&#x0364;gen, d. h. zu vernachla&#x0364;ßigten<lb/>
Acker machen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;einer natu&#x0364;rlichen Gu&#x0364;te nach dies Schick&#x017F;al nicht verdiente,<lb/>
und wo es fa&#x017F;t allein auf die Errichtung eines Wirth&#x017F;chaftshofes anka&#x0364;me, um es nach<lb/>
einiger Zeit mit den Binnen&#x017F;chla&#x0364;gen in gleichen Ertrag zu &#x017F;etzen.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Außen&#x017F;chla&#x0364;ge werden ihrer Entfernung wegen &#x017F;ehr vernachla&#x0364;ßigt, wenig<lb/>
oder vielmehr gar nicht gedu&#x0364;ngt, und &#x017F;ind haupt&#x017F;a&#x0364;chlich zur Schafweide be&#x017F;timmt.<lb/>
Dazu pa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch freilich in ihrem jetzigen Zu&#x017F;tande noch am be&#x017F;ten, indem die<lb/>
Schafe nicht nur bei hinla&#x0364;nglichem Raume mit &#x017F;chlechter Weide vorlieb nehmen, &#x017F;on-<lb/>
dern auch abgetragenes Land durch ihren Weidedu&#x0364;nger mehr wie das Rindvieh verbe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern, wenn es lange dree&#x017F;ch liegt. Wenn die&#x017F;e Schla&#x0364;ge den ihnen zukommenden<lb/>
Hu&#x0364;rden&#x017F;chlag erhalten, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;er am angeme&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ten fu&#x0364;r &#x017F;ie, weil an eine Mi&#x017F;tauf-<lb/>
fuhr, des weiten Weges halber, kaum zu denken i&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 346.</head><lb/>
              <p><note place="left">Nebenkop-<lb/>
peln.</note>Die <hi rendition="#g">Nebenkoppeln</hi> &#x017F;ind oft zur Aufhelfung einer Wirth&#x017F;chaft und um<lb/>
Gleichgewicht darin zu erhalten unentbehrlich. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en den Vieh&#x017F;tand aufhelfen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0372] Die Koppelwirthſchaft. §. 344. Zuvoͤrderſt alſo entſteht die Frage, in wie viele Rotationen, und dann, in wie viel Schlaͤge jeder Art ein Gut zu legen ſey. Man hat dieſe Zahl der Schlaͤge in Mecklenburg fuͤr das Hauptproblem der Landwirthſchaft gehalten, und ſehr lebhaft daruͤber geſtritten, welche Zahl die vortheilhafteſte ſey. Natuͤrlich hat man ſich nicht daruͤber verglichen, und wird ſich nie daruͤber vergleichen koͤn- nen, weil die Verhaͤltniſſe, wovon dieſe Zahl abhaͤngt, allenthalben verſchieden ſind. In jedem gegebenen Falle aber die zweckmaͤßigſte Zahl zu treffen, iſt frei- lich von großer Wichtigkeit. Die Zahl der Schlaͤge. §. 345. Die Groͤße der Feldmark, ihre Form, ihre Lage gegen den Hof, ihre Unter- brechungen und die Verſchiedenheit des Bodens entſcheiden zuvoͤrderſt, ob alles in eine Rotation gebracht werden koͤnne, oder ob es in mehrere in Binnen- und in Außenſchlaͤge gelegt werden muͤſſe. Die Anlegung von Vorwerken oder beſon- dern Wirthſchaftshoͤfen fuͤr abgelegene Theile eines großen Gutes hat in Mecklen- burg zu wenig Beifall gefunden, und die Feldfluren ſind fuͤr einen Hof faſt zu groß. Deshalb hat man haͤufig ſolches Land zu Außenſchlaͤgen, d. h. zu vernachlaͤßigten Acker machen muͤſſen, was ſeiner natuͤrlichen Guͤte nach dies Schickſal nicht verdiente, und wo es faſt allein auf die Errichtung eines Wirthſchaftshofes ankaͤme, um es nach einiger Zeit mit den Binnenſchlaͤgen in gleichen Ertrag zu ſetzen. Abtheilungen der Schlaͤge. Dieſe Außenſchlaͤge werden ihrer Entfernung wegen ſehr vernachlaͤßigt, wenig oder vielmehr gar nicht geduͤngt, und ſind hauptſaͤchlich zur Schafweide beſtimmt. Dazu paſſen ſie auch freilich in ihrem jetzigen Zuſtande noch am beſten, indem die Schafe nicht nur bei hinlaͤnglichem Raume mit ſchlechter Weide vorlieb nehmen, ſon- dern auch abgetragenes Land durch ihren Weideduͤnger mehr wie das Rindvieh verbeſ- ſern, wenn es lange dreeſch liegt. Wenn dieſe Schlaͤge den ihnen zukommenden Huͤrdenſchlag erhalten, ſo iſt dieſer am angemeſſenſten fuͤr ſie, weil an eine Miſtauf- fuhr, des weiten Weges halber, kaum zu denken iſt. §. 346. Die Nebenkoppeln ſind oft zur Aufhelfung einer Wirthſchaft und um Gleichgewicht darin zu erhalten unentbehrlich. Sie muͤſſen den Viehſtand aufhelfen Nebenkop- peln.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/372
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/372>, abgerufen am 24.11.2024.